Rechtsradikalismus
„Führerhaus“-Aufkleber sorgen für Ärger

Eine Neunburger Baufirma wird im Netz attackiert. Grund sind Schriftzüge auf einem Fahrzeug. Dessen Fahrer ist Stadtrat.

10.06.2020 | Stand 16.09.2023, 4:58 Uhr
bettina Mehltretter
Aufkleber wie dieser sind zum Beispiel in etlichen Online-Shops erhältlich. −Foto: Anna-Maria Ascherl

Bernhard Wild, Polier bei einer Neunburger Baufirma und seit Mai Stadtrat in Schönsee, hat sich selbst und seinen Arbeitgeber in Bedrängnis gebracht. Auslöser waren zwei Aufkleber, mit denen er die Fahrer- und die Beifahrertür seines Firmenfahrzeugs „geschmückt“ hat. Der Spruch „Führerhaus – der Fahrer spricht Deutsch“ ist darauf in altdeutscher Frakturschrift gedruckt, in einer Schriftart, die die Nationalsozialisten bis 1941 verwendet hatten. Bis heute wird sie auch oft von Neonazis genutzt.

Vorwürfe an die Baufirma

Öffentlich gemacht hat den Fall eine Facebook-Nutzerin. Sie zeigt ein Foto des Fahrzeugs und einen Google-Maps-Ausschnitt, in dem das Wohnhaus von Bernhard Wild verortet ist. Die Frau kritisiert auch die Baufirma: Man müsse sich fragen, „wie die Haltung des Unternehmens nun mit der grenzwertigen Aufschrift auf dem Firmenwagen zusammengeht“. Schließlich proklamiere die Firma selbst auf ihrer Website, dass für sie „Zusammenhalt, Teamgeist und Engagement“ enorm wichtig sei.

„Die Menschen mit denen wir tagtäglich zu tun haben, liegen uns am Herzen – völlig unabhängig von ihrer Nationalität.“Die Baufirma

Inzwischen hat die Baufirma in einem Facebook-Post reagiert. Darin distanzieren sich die Geschäftsführer „von jeglichem rechten Gedankengut aufs Schärfste“. Ihr Betrieb stehe seit mehr als 90 Jahren für Wertschätzung, Weltoffenheit und Zusammenhalt. Weiter teilen sie mit: „Die Menschen, mit denen wir tagtäglich zu tun haben, liegen uns am Herzen – völlig unabhängig von ihrer Nationalität.“ Unter anderem bildet der Betrieb Informationen der Mittelbayerischen zufolge auch Flüchtlinge aus. Der Schriftzug sei sofort entfernt worden, heißt es in dem Post. „Er widersprach in jeglicher Hinsicht unserer Firmenphilosophie.“

Wild betont, er wolle nicht fremdenfeindlich wirken

Tage später veröffentlichte schließlich auch die Bürgerliste Miteinander, für die Bernhard Wild in Schönsee im Stadtrat sitzt, eine Stellungnahme. Darin räumt Wild ein, die 30 mal 15 Zentimeter großen Aufkleber selbst angebracht zu haben. Das sei „ein ganz klares Fehlverhalten“ gewesen. Seine Absichten „seien nicht gehässiger Natur“ gewesen. Er habe allerdings „bewusst fahrlässig mit der Doppeldeutigkeit des Begriffes ,Führerhaus‘ gespielt, zumal er in altdeutscher Schrift abgedruckt ist“. Für ihn sei es ein „schlechter Scherz“ gewesen.

Mittlerweile sei ihm allerdings bewusst, dass er sich falsch verhalten habe. „Da gibt es auch nichts zu relativieren“, schreibt Wild. Toleranz gegenüber Rassismus und Fremdenfeindlichkeit fingen im Kleinen an. „Dem habe ich mit diesem Aufkleber Vorschub geleistet.“ Dabei habe er selbst den Anspruch, als Stadtrat für den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu arbeiten, erklärt er. Auch als 2. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Schönsee wolle er Menschen jeglicher Herkunft helfen.

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