Gastronomie
In der Oberpfalzhalle endet eine Ära

Nach 29 Jahren schließt am Sonntag das griechische Restaurant der Familie Balkizas. Doch an der Spitzwegstraße soll es mit dem „Mythos“ weitergehen.

28.03.2014 | Stand 16.09.2023, 7:18 Uhr

Dimitrios legt 20 Kilogramm frisches Fleisch auf den Gyrosspieß auf.

1978 wurde die Oberpfalzhalle erbaut, wie es auf einer Granittafel links vor dem Eingang zum griechischen Restaurant steht. Schon beim Betreten des Restaurants erfährt der Gast griechische Freundlichkeit mit Handschlag, und beim Betrachten der zahlreichen Säulen mit Bögen und eines Gemäldes der Meteora-Klöster taucht man ein in griechische Atmosphäre. Nun endet am Sonntag nach 29 Jahren eine Ära. Denn die Stadt Schwandorf hat beschlossen, dass in der Oberpfalzhalle die Gastronomie umgestellt wird. Diese Entscheidung traf die Wirtsfamilie Balkizas hart, denn zunächst wurde ihr die Existenzgrundlage entzogen.

Im Gespräch mit der MZ blickten der Chef und Koch Dimitrios Balkizas (35), auch „Jimmy genannt, und sein Bruder Athanasios (Saki) noch einmal zurück, wie alles begann, und ließen 29 Jahre Revue passieren. Seine Eltern wohnten und arbeiteten in den 80er-Jahren in Nürnberg. Ursprünglich kommen sie aus Trikala, etwa 20 Kilometer von den Meteora-Klöstern entfernt, wo auch heute noch die Omas väterlicher- und mütterlicherseits mit 89 und 90 Jahren leben. 1984 übernahmen Vater Vassilios (62), besser bekannt als „Willy“, und Mutter Fotini, auch Tina genannt (60), das Hubmann-Stüberl in Schwandorf im ehemaligen Neukauf am Marktplatz von einem Landsmann. Hier verweilte auch gerne der damalige OB Hans Kraus und informierte eines Tages Vassilios, dass die Oberpfalzhalle frei werde. Und so beschritt die Familie Balkizas diesen Weg und eröffnete am 1. März 1985 ihr Restaurant in der Oberpfalzhalle.

Damals kochte die Mutter sonntags auch Schweinebraten und Knödel, und Gäste brachten schon mal Weißwürste mit, erklärt Athanasios schmunzelnd. Doch dies gehörte bald der Vergangenheit an, und es wurde reine griechische Küche mit klassischen Rezepten wie hausgemachtes Zaziki, Gyros, Calamari und viele weitere griechische Gaumenfreuden zubereitet. Ihre Eltern führen mittlerweile ein griechisches Restaurant in Bad Gögging. Denn 2009 hat Dimitrios die Regie übernommen mit überlieferten Rezepten und Eigenkreationen, die gut ankämen, was die große Zahl von treuen Stammgästen beweise. Darüber hinaus holen viele das Essen ab, und zwar nicht nur aus der Stadt Schwandorf, sondern auch aus dem Umland.

Doch nicht nur im Restaurant gab es viel zu tun, denn von 1996 bis 2009 hatte die griechische Familie auch den Kiosk im Erlebnisbad Schwandorf gepachtet. Dazu kamen die vielen Veranstaltungen, die in der Oberpfalzhalle abgehalten wurden – vom Kanu-Ball über 15 Falkenauertreffen bis hin zu Starkbierabenden, Konzerten und weiteren Veranstaltungen.

Da kam es schon vor, dass sich ein Edmund Stoiber und ein Franz-Josef Strauß ein Essen bei Balkizas bestellten. Doch auch Otto Waalkes, Udo Jürgens, Gotthilf Fischer, Dieter Nuhr und weitere Prominente nahmen im Lokal Platz. Für die BR-Radltour bereiteten die Balzikas’ im August 1996 das Frühstück, was in Anbetracht der vielen Teilnehmer ein Kraftakt war. Auch viele Sportler wie die Volleyballer des SC Ettmannsdorf, die Handball- und Basketballabteilung des TSV 1880 Schwandorf und Kegelvereine auf den im Keller befindlichen Vierbahnen-Anlage gingen ein und aus. Seit etwa zwei Jahren rollt allerdings keine Kugel mehr über den Kunststoff.

Doch es gab auch Tiefen in den vergangenen 29 Jahren. In der rund 18-monatigen Umbauphase der Oberpfalzhalle kamen nur wenige Gäste, da viele nicht wussten, dass der Betrieb trotzdem weiterlief. Geschlossen hatte man in 29 Jahren nur fünfmal während eines Betriebsurlaubs, betonte Dimitrios. Nun schaue man wehmütig dem Ende des Restaurants in der Oberpfalzhalle entgegen; dabei kommen Emotionen und Erinnerungen hoch. Die Einrichtung bleibt in großen Teilen zurück und wird abgerissen.

Doch mit Freude blickt die Familie auf das neue Lokal „Mythos“, das sie an der Spitzwegstraße 16 in der Schwandorfer Innenstadt bis spätestens Mitte April eröffnen will. Hiermit erhalten die Gäste eine außergewöhnliche Lokation geboten. Denn in der Vergangenheit wurden die zwei Felsenkeller nur als Getränkelager genutzt. Diese beiden Keller wurden jetzt durch Umbauten zu Gasträumen umgestaltet und machen so das „Mythos“ zu einer einmaligen Attraktion in Schwandorf. In den Kellern haben 35 bis 40 Personen Platz, insgesamt wird das Lokal 100 Gäste aufnehmen können. Nun freuen sich Dimitrios, Athanasios und seine Lebensgefährtin Eva, dass die Gäste auch hierher den Weg zu ihnen ins Bergviertel finden werden. (szd)