Klein, unscheinbar und enorm wertvoll

26.05.2023 | Stand 14.09.2023, 23:56 Uhr
Gegen allen Beton: Kleine Widerstandskämpfer bekommen Aufmerksamkeit, indem sie mit Kreide beschriftet wurden. −Foto: Gehret

Der Bund Naturschutz ruft auch in diesem Jahr wieder zur „#Krautschau“ auf. Hintergrund: „In den Pflaster-Ritzen der Wege, Plätze und Mauern im Siedlungsbereich wachsen jede Menge Wildpflanzen, die sehr wichtig für uns sind“, erklärt Klaus Pöhler, Vorsitzender der Kreisgruppe Schwandorf.

Sogar in versiegelten Fächen können Pflanzen kleinste Ritzen und Fugen nutzen und unter diesen Extrembedingungen überleben. Die grünen Fugen sind nicht nur schön, sie nehmen auch Regenwasser auf und binden Staub. Jede Pflanze trägt zur Artenvielfalt bei und ihre Blüten liefern Nektar und Pollen für Insekten. Wurzeln schaffen winzige Mikrohabitate, in denen Asseln, Würmer, Weberknechte, Spinnen, Käfer und Schnecken leben, die wiederum Nahrung für Vögel und Igel sind. „Die Aktion soll auch diesen oft übersehenen und bekämpften Wildpflanzen in unserer direkten Nachbarschaft eine Stimme geben“, so Pöhler. „Wir werben dafür, diese Pflanzen wachsen zu lassen.“ Die #Krautschau will sie sichtbarer machen.

Pflanzen werden mit Kreide beschriftet

Und so geht’s: Bei einem Spaziergang werden die entdeckten Fugen-Pflanzen bestimmt und mit Kreide beschriftet. Helfen können dabei Bestimmungsbücher oder die kostenlose Smartphone-App FloraIncognita.

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„Mit diesem Straßengraffiti werden dann auch andere Menschen auf die wilde Schönheit am Straßenrand aufmerksam – zumindest bis zum nächsten Regen“, so Peter Pracht, zweiter Vorsitzender der Kreisgruppe. Und das Beste daran: Es macht nicht nur Spaß, man wird auch recht schnell zum Artenkenner! Doch Sicherheit geht vor. Der Bund Naturschutz bittet darum, keine Pflanzen an befahrenen Straßen zu markieren.

Idee stammt aus Frankreich

Um mehr Bewusstsein für Wildpflanzen auf Gehwegen zu schaffen, hatte der französische Botaniker Boris Presseq bereits 2019 den Einfall, Mauerritzen- und Pflasterfugenpflanzen zu bestimmen und deren Namen mit Kreide auf Straßen zu schreiben.

Über Social Media und dem Hashtag #Morethanweeds verbreitete sich die Idee europaweit und ist nun als #Krautschau in Deutschland angekommen.