Kunst
Mayan übergibt seine „Traumpaare“

Die neue Dauerausstellung in der Volkshochschule Schwandorf wurde mit einem Kurzvortrag von Dr. Christina Lanzl eröffnet.

01.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:31 Uhr
Hans Mayer alias Mayan vor seinen Werken in der vhs-Ausstellung −Foto: Andre Meidenbauer

Die Volkshochschule lädt ab sofort ein, eine neue Dauerausstellung in den Räumlichkeiten des Hauses im Pfleghof in der Kirchengasse 1 zu besuchen. Zu sehen sind die „Traumpaare“-Bilder von Hans Mayer alias Mayan, der den Werkzyklus jetzt 30 Jahre nach der Entstehung zur Verfügung stellt. Den Künstlernamen „Mayan“ ersann der Künstler, weil es bereits „zu viele Künstler mit meinem Nachnamen gibt“, darunter auch der Schwandorfer Bildhauer Peter Mayer (1938-2009).

Mayans 13 großformatige Arbeiten auf Papier entstanden in kreativer Zusammenarbeit mit dem Dichter Harald Grill für eine Einzelausstellung im Künstlerhaus. Sie werden jetzt im Rahmen einer längerfristigen Ausstellung der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich gemacht. Die offizielle Übergabe durch den Künstler fand am 26. Mai in den Räumlichkeiten der vhs statt.

Humorvoll gruppiert sich die Serie in sechs Paare und ein Titelblatt, veröffentlicht 1993 in Form des „Kunstkalenders Traumpaare“, der damals zur Einzelausstellung in der Kebbelvilla statt eines Ausstellungskatalogs entstand. Farbenprächtig schweben Mayans eigenwillige Fantasiefiguren auf dem weißen Papiergrund, stilistisch verwandt mit dem Wirken von Paul Klee und Joan Miro. Detaillierte Zeichnungen mit vielen witzigen Einwürfen reihen sich im typischen, reichhaltigen und scharfsichtigen Vokabular des Künstlers. Ins Detail zu gehen ermöglichte sich der Künstler durch die Wahl großer Papierformate von jeweils 132 Zentimetern Höhe und 57 Zentimetern Breite.

Die „Traumpaare“ sind durchgängig nummeriert und als „Wanddrehbuch“ konzipiert, so Hans Mayer – ursprünglich auch mit Musik. Die Zeichnungen hängen in der vhs Schwandorf jeweils als Diptychon, so wie sie auf den Blättern im „Kunstkalender Traumpaare“ zusammen mit den Gedichten von Harald Grill zu sehen sind. In Wort und Bild ziehen der Dichter und der Künstler alle Register humoristischer Interpretation, von spöttischer Ironie bis zum bissigen Sarkasmus. Ein Reigen von Gestalten gibt sich ein Stelldichein, entnommen einer Bandbreite, das von der Märchenfigur zur Charakterinterpretation reicht. Die Titel der „Traumpaare“ geben Aufschluss über die visuelle und schriftstellerische Ideenwelt von Hans Mayer und Harald Grill, darunter „Der Hänsel“ und „Die Gretel“, „Die Alice“ und „Der Pinocchio“, „Der Kare“ und „Der Lucke“ oder „Die Inländerin“ und „Der Ausländer“.

Hans Mayer, geboren 1940 in Falkenau (heute Sokolov, Partnerstadt von Schwandorf), wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie aus dem Egerland vertrieben. Nach einer Bildhauerlehre bewarb er sich in München an der Akademie der Bildenden Künste, wo er bei Anton Hiller studierte. Bereits 1963 gewann und realisierte er als sehr junger Künstler einen Wettbewerb für Kunst am Neubau der Kinderklinik, Uni-Klinikum Erlangen. Seine Frau, die Gefäßkeramikerin Heidrun Heidbülmer-Mayer (1939-2019), lernte er während seiner Lehrjahre an der Keramikschule Landshut kennen.

Seit vielen Jahren lebt Mayan in Steinberg-Oder, wo er zusammen mit seiner Frau einen alten Hof renovierte und als Atelier ausbaute mit Keramikwerkstatt, Maleratelier und umfangreichem Depot des wachsenden Oeuvres. Eine wichtige Auftragsarbeit war das Posthochhaus am Bahnhofsplatz in Würzburg, eine monolithische, aus Muschelkalk gehauene Pflanzenform. In Schwandorf schuf Hans Mayer zwei Keramikreliefs für das Arbeitsamt sowie einen Brunnen für das Krankenhaus. Derzeit sucht der Künstler nach einer Bleibe für seinen Nachlass. Künstlerisch aktiv ist Mayan als ausdrucksstarker Zeichner, Maler und Plastiker mit einer Vorliebe für großformatige Stelen in Keramik.