Landwirtschaft
Milchviehhalter nicht zur Aufgabe zwingen

Die Zukunft der Rinderhaltung in der Region war das Thema eines Treffens von Vertretern des Bauernverbandes in Schwandorf.

07.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:37 Uhr
Kreisobmann Josef Irlbacher, Kreisbäuerin Sabine Schindler, stv. Kreisobmann Johann Hahn (v. l.) −Foto: Josef Wittmann

Es ist schon mehr als verwunderlich. Alles sorgt sich um Umwelt- und Tierschutz. Nur derjenige, der täglich mit Nutztieren umgeht und die Felder bestellt, findet kaum Beachtung, heißt es in einer Pressemitteilung des Bayerischen Bauernverbands. Dabei sorgen die Landwirte mit ihrer Viehhaltung dafür, dass die Tische reichlich mit gesunden Nahrungsmitteln gedeckt werden können. „Das Thema Ernährungssicherheit wird zurzeit in der öffentlichen Diskussion völlig ausgeblendet“, erklärte Kreisobmann Josef Irlbacher. Es gelte aber, die Ernährungssicherheit politisch abzusichern und mehr Tierwohl- und Nachhaltigkeitsleistungen durch eine angemessene Honorierung zu erreichen.

Die Leistungen des Grünlands in der Oberpfalz in Sachen Biodiversität, Artenschutz und für die Erholung in einer gepflegten Kulturlandschaft werden nicht ausreichend gewürdigt. Der Schlüssel für die Erhaltung dieser Leistungen sei die heimische Rinderhaltung so Irlbacher. Der Aufwuchs von 16 112 Hektar Grünland im Landkreis Schwandorf werde zur Erzeugung von Milch und Fleisch genutzt. Rund 700 Betriebe mit Mutterkuh- und Milchviehhaltung halten über 25 000 Kühe. Dazu kommen noch ca. 6 500 Mastbullen, die ebenfalls das anfallende Gras mitverwerten.

Die gewonnene Milch ist die Grundlage für die Verarbeitung zu regionalen Spezialitäten der Privatmolkerei Bechtel in Schwarzenfeld, der Domspitz Milchwerke in Regensburg mit der Käserei Amberg sowie der Goldsteigmolkerei in Cham.

Die Milchviehhaltung ist in Bayern seit Mitte der 1980er-Jahre um 47 Prozent zurückgegangen und ist auf das Niveau der 1950er-Jahre abgesunken. Im Landkreis Schwandorf war in dieser Zeit ein Rückgang von über 21 800 Milchkühen zu verzeichnen. Die Zahl der Milchviehhalter beträgt nur noch ein Viertel im Vergleich zum Stand von 1979 mit 3 508 Betrieben. Die zahlreichen Auflagen und Vorgaben von der Düngeverordnung bis hin zum Tierwohl führen zu einem weiteren, noch deutlicheren Rückgang der Nutztierhaltung, auch der Rinderhaltung, führte Irlbacher an.

Bayernweit wirtschaften fast die Hälfte der Milchviehhalter in Anbindehaltung und halten dabei rund 25 Prozent des Milchviehbestandes. Die Anbindeställe sind in die Jahre gekommen und werden, dort wo es möglich ist, durch moderne Laufställe ersetzt. Diese können aufgrund des höheren Platzbedarfs für die Tiere nicht in beengten Dorflagen erstellt werden und erfordern einen hohen Investitionsbedarf. Nach und nach laufen Milchviehbetriebe im Rahmen des Generationswechsels aus.

Klimaschutz: Regionalität:
Die Futternutzung je Hektar Grünland auch den Bezug von Futtermitteln aus Übersee ein. Die Grünlandnutzung in der Region trage deshalb zum Erhalt der Biodiversität bei und helfe, die Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren.Die Wirtschaftlichkeit der Nutzung sei bestimmend für den Erhalt des Grünlands. Ausschlaggebend hierfür sei der bewusste Konsum von Milch- und Fleischprodukten aus der Region.

Die Aufgabe von kleineren, aber auch mittleren Betrieben, die meist noch über eine Anbindehaltung verfügen, geht jedoch vielen Tierschutzverbänden und manchen Politikern nicht schnell genug. Dies sei unverständlich, zumal der Politik der Erhalt der kleinen Betriebe besonders am Herzen liegt. Deshalb ist die Forderung in der aktuellen Regierungserklärung von Staatsministerin Kaniber nach einem möglichst schnellen Ausstieg aus der Anbindehaltung für die betroffenen Landwirte mehr als irritierend.

Völlig einseitig sei auch die CO2-Diskussion rund um die Wiederkäuer. Die von einigen Umweltaktivisten empfohlene Reduzierung von Rindern, Schafen und Ziegen lasse völlig außer Acht, dass dann Wiesen und Weiden ungenutzt bleiben. „Nur Wiederkäuer sind in der Lage den Grünlandaufwuchs zu verwerten und in hochwertige Kalorien für die menschliche Ernährung umzuwandeln“, betont Irlbacher. Es wäre nicht nachvollziehbar, als Alternative mehr Nahrungsmittel importieren zu müssen.