Klang
Musikalische Zeitreise in der Bücherei

Unter dem Motto „Musikanten, pfeift‘s eine ...“ entführte Christian Rathey in die Welt der Volksmusik.

13.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:33 Uhr
Musikanten pfeifts eine – Christian Rathey −Foto: Alfred Merl

„Musikanten, pfeift‘s eine ... – Volksmusik gestern, vorgestern und heute“ war eine Veranstaltung der Stadtbibliothek Schwandorf überschrieben. Es war eine der ersten musikalischen Veranstaltungen im Stadtgebiet, die wieder möglich wurde, wenn auch die Zahl der Zuhörer beschränkt war. Doch wer sich früh genug angemeldet hatte und einen der raren Plätze ergattern konnte, wurde mit einer volksmusikalischen Zeitreise belohnt.

Verantwortlich dafür war Christian Rathey, ehrenamtlicher Volksmusikpfleger des Landkreises. Leonie Flachsmann, die Leiterin der Stadtbibliothek bedauerte sehr, dass man aufgrund der aktuellen Vorschriften nicht alle Anmeldungen berücksichtigen konnte. Das Team der Bibliothek kümmerte sich um die Bewirtung und nachdem sich auch die letzte Regenwolke verzogen hatte, stand einem unterhaltsamen Abend im Innenhof der Bibliothek wirklich nichts mehr im Weg.

Und unterhaltsam wurde es – und überaus informativ. Denn Christian Rathey ist nicht nur ein leidenschaftlicher Harmonikaspieler, sondern auch ein kritischer Geist und humorvoller Erzähler. Zudem hat sein Wissen um Volksmusik und Heimat schon fast enzyklopädische Züge. Dabei versteht er es, seine Gedanken – die bisweilen auch mal abschweifen, aber immer wieder auf den Ausgangspunkt zurückfinden – so bildhaft rüberzubringen, dass man immer wieder von den Zuhörern hörte: „Ja, genau so ist es!“.

Bevor er überhaupt zum Thema Volksmusik kam, spannte er einen weiten Bogen von der Heimat im eigentlichen Sinne, über den Verlust von Werten und Traditionen, bis hin zu Auflösungserscheinungen des religiösen Lebens – alles Dinge, die früher das Leben der Menschen geprägt und ihnen Halt und Orientierung gegeben haben – so wie auch die Musik, und speziell die Volksmusik. In den letzten 70 Jahren habe es einen Bruch in der Lebensweise gegeben, wie er in der Geschichte der Menschheit beispiellos sei, auch was Brauchtum, Bauweise oder Landwirtschaft angehe. So sei in der Gärtnerei seiner Vorfahren der Heiligenkalender gleichzeitig der Aussaatkalender gewesen.

Der Titel der Veranstaltung kam nicht von ungefähr, denn mit den Pfeifen, den Flöten der Schäfer, begann vor 500 Jahren die Musik auf dem Land. Jahrhunderte dominierten Pfeifen, Dudelsack und Geige die „Musik des Volkes“. Blechblasinstrumente kamen in der Volksmusik erst später auf, noch später Tasteninstrumente, wie Akkordeon und Harmonika. Wichtige Träger dieser Musikkultur waren – auch in Schwandorf – die Türmer, berühmtester Sohn der Stadt ist hier Konrad Max Kunz. Neben ihrer Pflicht, nach Feuer und Ankommenden auszuschauen, hatten sie auch alle wichtigen Anlässe und Festivitäten musikalisch zu begleiten. Konrad Max Kunz veröffentlichte 1848 in München „12 der schönsten alten Oberpfälzer Bauerntänze“ aus seiner Schwandorfer Heimat – alles Zwiefache, die heute noch gespielt werden. Natürlich ließ es sich Christian Rathey nicht nehmen, vier dieser „närrischen Dinger“, wie Kunz sie bezeichnet hat, zum Besten zu geben. Wie er überhaupt seinen kurzweiligen Vortrag immer wieder mit passenden Stücken auflockerte.

Den Schlusspunkt der zweistündigen Veranstaltung setzte er mit dem „Fronberger Kirwawalzer“, denn die Fronberger Kirwa sei aufgrund ihrer Beständigkeit und ihrer Eigenart ein typisches Beispiel, dass die Bevölkerung auch heute noch Interesse an Brauchtum und traditioneller Musik hat. (sam) (