Kommentar
Nicht nur auf Zahlen blicken

24.02.2021 | Stand 16.09.2023, 4:05 Uhr
Hubert Heinzl −Foto: Benjamin Franz

Zugegeben: In Zeiten einer Pandemie, die sich, wenn man sie lässt, exponentiell ausbreitet, ist Planen eine schwierige Disziplin. Was heute Bestand hat, kann morgen schon hinfällig sein. So groß ist die Dynamik des Geschehens.

Die vermasselte Schulöffnung im Landkreis Schwandorf spiegelt das nur wider. Am Sonntag, bei einer Inzidenz von 99,4, hieß die Marschroute: Am Montag öffnen und täglich neu bewerten. Am Montag, bei einer Inzidenz von 111,6, herrschte noch das Prinzip Hoffnung vor. Am Mittwoch, bei einer Inzidenz von 123,8, wurde die Schulöffnung wieder kassiert.

Natürlich kann man das Malheur jetzt Landrat Ebeling persönlich anlasten. Er hätte, wie sein Chamer Amtskollege, gleich zu Beginn der Woche die Schotten dichtmachen können. Auch eine Art von Planungssicherheit.

Aber die Probleme sitzen tiefer. Sie liegen unter anderem am starren Automatismus, mit dem inzwischen statistische Durchschnittszahlen über die Bildungspolitik vor Ort entscheiden. Wer die Schulen öffnen will, braucht ein Sicherheits- und Hygienekonzept, das wirklich funktioniert – regelmäßige Testungen inklusive. Dann ist es auch egal, ob die Inzidenz „draußen“ bei 87 liegt oder über 100.

Je nachdem, wie sich die Pandemie noch entwickelt, sollten die Bildungs- und Gesundheitspolitiker aber auch vor unkonventionellen Maßnahmen nicht zurückschrecken. Nur ein Beispiel: Schüler, die wegen Corona auf der Strecke zu bleiben drohen, könnten doch freiwillig eine Jahrgangsstufe wiederholen – ohne, dass dies als „Ehrenrunde“ angerechnet wird.