Soziales
Rad der guten Taten dreht sich

Wolfgang Brandl aus Burglengenfeld sammelt Ausrüstung für talentierte Sportler. Rückschläge können ihn nicht entmutigen.

21.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:12 Uhr

Bei Wolfgang Brandl sind wieder etliche, teils auch hochwertige Spenden eingegangen. Im Juni werden sie nach Südamerika gebracht. Foto: Brandl

Wolfgang Brandl ist wieder im Lande! Der Burglengenfelder Radsportler, der die kälteren Jahreszeiten gewöhnlich in Ecuador zu verbringen pflegt, ist auf Heimaturlaub und nutzt diesen, zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Langstreckenläuferin Angela Brito, auf vielfältigste Weise.

Zum einen tut der Profi alles, um sich in Form zu halten; täglich schwingt er sich in den Sattel seines Sportgeräts; dienstags geht es zum Beispiel mit einer Gruppe Gleichgesinnter von Regensburg-Stadtamhof aus zu einer zweistündigen Trainingsrunde in der Region; zum zweiten dient der Aufenthalt der Kontaktpflege von Freunden und Verwandten; und zum dritten setzt der 32-Jährige seineBenefizaktionfort, mit der er im Herbst vergangenen Jahres erstmals in der MZ für Schlagzeilen sorgte.

Am 1. Juni ist Deadline

Brandl ruft regelmäßig über verschiedene Kanäle zu Sachspenden auf; Radsportler, die gute Kleidung, Material und Zubehör übrig haben, können sich per E-Mail ( radspende@gmx.de) an ihn wenden, ihm die Sachen zusenden oder bei Vereinen abgeben, die ihm unter die Arme greifen. Er kümmert sich dann um die Vorsortierung und Verpackung für die lange Reise. Denn die Spenden gehen in Entwicklungsländer, um dort Radsportler zu unterstützen, für die jeder Fahrradschlauch, jeder Helm oder Schuh eine wertvolle Hilfe sein kann. Diesmal sollen speziell Kinder und Jugendliche aus der Metropole Guayaquil profitieren.

Am 1. Juni ist Annahmeschluss, ein paar Tage später wird sich Angela Brito allein mit den gut gefüllten Koffern auf den Weg machen, um persönlich für die Verteilung zu sorgen.

Das kann nicht schaden, wie sich bei einer der letzten Hilfssendungen gezeigt hat. Im November war sie von Hamburg aus in Richtung Gambia geschickt worden. Doch bis heute ist der Container nicht am afrikanischen Zielort angekommen. Brandl ist noch immer optimistisch; im schlimmsten Fall ist die Ladung aber über Bord gegangen.

In Gambia ist der Radsportler Sarjo Cessay zuhause, den Brandl 2016 bei der „Tour de Senegal“ kennengelernt hat. Cessay gilt als hoch talentiert, hat aber wie eigentlich alle seiner Kollegen mit mangelhafter Ausrüstung zu kämpfen. Dieser Umstand veranlasste den Burglengenfelder dazu, die Benefizaktion ins Leben zu rufen. Die Spendenbereitschaft war und ist erfreulich.

Brandl selbst hat, seit wir ihn zuletzt via WhatsApp in Peru kontaktierten, unheimlich viel erlebt. In Kolumbien bestritt er mit seinem Team Movistar Ecuador sein erstes Rennen der Saison; im Juni geht es für ihn in die USA, dann weiter nach Venezuela. Die Vielfliegerei ist der Sportler gewöhnt; zwölf Mal hat er 2017 den Atlantik überquert. Dabei hatte er erst im Jahr zuvor am eigenen Leib schmerzhaft erfahren, welches Risiko sich dahinter auch für durchtrainierte Zeitgenossen verbirgt: Er erlitt eine Thrombose, die ihn monatelang außer Gefecht setzte. „Ich dachte immer, sowas kann nur älteren Leuten passieren“, berichtet Brandl. Heute weiß er es besser.

Ein faszinierender Kontinent

Ecuador ist zu seiner zweiten Heimat geworden. Denn nur so ergab sich die Chance, mit seiner Freundin, die er 2016 in Kalifornien kennengelernt hat, zusammenzuleben; mittlerweile hat er aber auch das Land, ja ganz Südamerika, das bei seinen Plänen vorher keine besondere Rolle gespielt hätte, schätzen gelernt. Mit dem Rad erkundete er speziell weite Teile des Nordwestens und hat dabei „täglich mehr gestaunt“.

Spontan zückt Brandl sein Smartphone, um Bilder zu zeigen, die er auf seinen Mammuttouren geschossen hat. Sie zeigen unendliche Weiten, subtropische Wälder und Wüsten, über 5000 Meter hohe Gipfel und Reisplantagen auf Meereshöhe. Speziell Ecuador hat offenbar alles zu bieten, was ein Abenteurer und Naturliebhaber sucht.

Sogar was die Sicherheit betrifft, ist Brandl entspannt, obwohl Reiseveranstalter die Lage Ecuadors in ziemlich düsteren Farben schildern. Für das Nachbarland Kolumbien würde aber auch er keine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausstellen. „Alle paar Meter bewaffnete Soldaten. Man sollte ihren Daumen beachten. Nur wenn er nach oben geht, ist die Luft rein.“

Möglicherweise wirdBrandlnoch heuer bei einem Lichtbildervortrag über seine Erlebnisse referieren. Das würde auch zu seinen Ambitionen nach der sportlichen Karriere passen. Schon jetzt betreibt er eine Agentur für Abenteuerreisen und Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike. Neben dem Ausbau der Agentur ist aber auch die Fortsetzung seines Studiums (Wirtschafts-Ingenieurwesen) denkbar.

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