Extremismus
Rechte Szene sucht Immobilien

Neonazis hatten offenbar Interesse am ehemaligen BBI-Gemeinschaftshaus in Wackersdorf. Doch das Objekt hat jetzt die Gemeinde erworben.

05.09.2012 | Stand 16.09.2023, 7:26 Uhr
Elisabeth Hirzinger

Die Rechten wollen in der Region Fuß fassen. Foto: dpa

Die rechtsextremen Kameradschaften in Bayern sind auf der Suche nach eigenen Immobilien. Die Rechten tun sich „immer schwerer, einen Gaststättenbetreiber zu finden, bei dem sie unterkommen können“, sagt Markus Schäfert, Sprecher des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz. Ein ideales Objekt für die rechte Szene wäre das ehemalige BBI-Gemeinschaftshaus in Wackersdorf gewesen. Es hätte alle wichtigen Voraussetzungen erfüllt: Das Haus liegt zentral, in Autobahnnähe und hat einen Veranstaltungsraum, in dem schon mal ein paar hundert Leute Platz finden.

Doch scheinbar kamen die Rechten bei den Kaufverhandlungen zu spät. Vielleicht spielte bei dem Verkäufer aber auch ihre Gesinnung eine Rolle. Fakt ist: Die Gemeinde Wackersdorf, die seit Monaten an dem Objekt dran ist, hat den Zuschlag bekommen. „Wir haben das Gemeinschaftshaus mit Nebengebäude und Nebengrundstück erworben“, teilte Bürgermeister Thomas Falter gestern auf Anfrage mit.

Der Bürgermeister betont, dass sich die Gemeinde den Kauf „reiflich überlegt“ habe und sich nicht zuletzt wegen der „großen historischen Bedeutung“ dazu entschlossen habe. Falter bestätigt aber auch, dass es noch „weitere Kaufinteressenten“ gab.

Dass Daniel Weigl einer von ihnen war, ist nicht abwegig. Nach MZ-Informationen war der Neonazi mit Wohnsitz in Wackersdorf auf der Suche nach einer Immobilie. Das bestätigt auch der Verfassungsschutz. Markus Schäfert formuliert es vorsichtig: Ein „Interesse an einem Immobilienerwerb“ sei zu erkennen gewesen, und „nach wie vor erkennbar“. Kein Wunder, denn die rechte Szene hat zwar in Hof ein Objekt erworben. Aber das sei sehr abgelegen, sagt Schäfert. Auch aus dem geplanten Zentrum in Nürnberg-Langwasser sei nichts geworden. Wegen feuerpolizeilicher Auflagen dürfe das Gebäude nur für Kegelveranstaltungen genutzt werden.

Nachdem den Neonazis nun auch das BBI-Casino durch die Lappen gegangen ist, muss damit gerechnet werden, dass sie ihre Fühler nach neuen Objekten ausstrecken. Markus Schäfert möchte deshalb die Kommunen sensibilisieren – und warnen. Er rät den Gemeinden, sich an die Informationsstelle gegen Rechtsextremismus zu wenden, sobald das Gerücht auftaucht, dass die rechte Szene an einem Objekt interessiert ist.

Die Verfassungsschützer beobachten die Szene genau und haben natürlich auch Daniel Weigl im Visier, der sich in der Vergangenheit immer wieder exponiert hat. Er war NPD-Bezirksvorsitzender, bis ihm der Kurs des Landesvorsitzenden Ralf Ollert zu lasch wurde und er im Mai 2012 aus der Partei austrat, gemeinsam mit anderen Funktionären.

Aber die braunen Aktivisten können den Verfassungsschutz nicht täuschen. Für die Verfassungsschützer sind die neu geschaffene Internetplattform „Nationales Bündnis Oberpfalz“ und die „Bürgerinitiative Soziale Alternative Oberpfalz“ ein reines Ablenkungsmanöver. Damit wollten sich die Neonazis eine „bürgerliche Fassade geben, um bei den nächsten Kommunalwahlen Mandate zu gewinnen“, sagt Markus Schäfert.

Momentan ist es um Daniel Weigl allerdings ruhig geworden. Weigl hat sich, wie Schäfert bestätigt, in den vergangenen Wochen „unauffällig“ gegeben. „Wegen der laufenden Verfahren“, vermutet der Verfassungsschutz. Denn der ehemalige NPD-Bezirksvorsitzende wurde erst am 25. Juni wegen der „Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ zu fünfeinhalb Monaten Haft verurteilt, ohne Bewährung. Gegen das Urteil hat Weigl Revision eingelegt. Außerdem steht nach MZ-Informationen noch ein Verfahren wegen Körperverletzung im Raum.