Umwelt
Röhricht gegen Blaualgen im Hammersee

300 Quadratmeter schwimmende Inseln und eine Tauchwand sollen die Nährstoffzufuhr in den Bodenwöhrer See eindämmen.

16.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:35 Uhr
Randolf Alesch

Die Gemeinde Bodenwöhr will mit den Röhrichtbahnen vor der Weichselbrunner Brücke die Blaualgen eindämmen. Foto: Randolf Alesch

Die Gemeinde Bodenwöhr macht nun Ernst im Kampf gegen dieBlaualgenim Hammersee. Rund 300 Quadratmeter schwimmende Röhrichtinseln und eine Tauchwand wurden bei der Weichselbrunner Brücke eingesetzt. Die Wurzeln des nachwachsenden Röhrichts sollen das Wasser filtern und den Nährstoffeintrag aufnehmen. Im Herbst muss das Röhricht geerntet werden, damit dem See der Nährstoff und damit den Blaualgen die Grundlage endgültig entzogen wird.

„Die Röhrichtpflanzen entwickeln im Wasser weit verzweigte Wurzelsysteme, die je nach Art und Standort bis zu einem Meter tief ins Wasser hineinwachsen können.“Geschäftsführer Sven Wiese von der Firma BGS

Im Hammersee mit seinen vielfältigen Nährstoffen dürften sie sich nun wie im Paradies vorkommen und sie saugen sich voll, was zu ihrem raschen Wachstum beitrage. „Die Röhrichtpflanzen entwickeln im Wasser weit verzweigte Wurzelsysteme, die je nach Art und Standort bis zu einem Meter tief ins Wasser hineinwachsen können“, erläutert Geschäftsführer Sven Wiese von der Firma BGS. „Frei im Wasser hängend sei die Wurzelbildung bedeutend intensiver als in Substraten wie Kies oder Sand. Unsere Röhrichtinseln und Tauchwände werden bereits seit Jahren weltweit, auch in Japan, Malaysia, Singapur, Neuseeland und diversen europäischen Ländern, mit Erfolg eingesetzt“, so Wiese.

Das Röhricht arbeitet wie eine biologische Kläranlage, so Hoffmann. Die Pflanzen entwickeln Biomasse, entziehen dem Wasser Nährstoffe, wandeln Schadstoffe um und lagern sie teilweise ein. Im Herbst müsse man das bis zu 1,5 Meter hoch wachsende Schilf ernten und damit die gebundenen Nährstoffe dem See endgültig entziehen. Von unten her sind das Röhricht und seine Wurzeln durch ein Verbissschutzflies vor hungrigen Graskarpfen, die die Wurzeln anknabbern und damit zerstören könnten, von oben her vor Vögeln mit einem Gewebe geschützt. Drei Tage brauchte man, um die Röhrichtinseln einzusetzen. Unterstützt wurde die Firma BGS dabei von einem Mitarbeiter des Bauamts, zwei Arbeitern des Bauhofs und zeitweise von Hoffmann selbst, der auch seinen Traktor zur Verfügung stellte.

„Durch diese Eigenleistung haben wir den Preis von 30000 Euro noch etwas drücken können“, so Hoffmann zufrieden. Insgesamt wurden 110 Röhrichtinseln mit einer Gesamtlänge von über 250 Meter angeschafft – aufgeteilt in vier langen Bahnen, die vor dem Zufluss aus dem Weichselbrunner Weiher, parallel zur Brücke, mit Seilen befestigt wurden. Eine weitere etwas kleinere Bahn befindet sich noch in der seichten ufernahen Bucht in Richtung Schlossberg. Jede Insel ist zudem mit einem Steinanker gesichert.

Verschiedene Farben für den Röhricht gewählt

Trotzdem sind die schwimmenden Röhrichtbahnen sehr flexibel und könnten jede Wasser- und Wellenbewegung mitmachen. Da man verschiedene Farben gewählt habe, steigere das schwimmende Röhricht auch den natürlich wirkenden optischen Eindruck des Hammersees, zeigt sich Hoffmann überzeugt. Um sich vor den im Naturschutzgebiet Weichselbrunner Weiher bildenden Blaualgen zu schützen, wurde zusätzlich an der Nordseite der Brücke eine aus zwei parallel verlaufenden, vorkultivierten Röhrichtwalzen bestehende, zwölf Meter lange Tauchwand eingebracht. „Zwischen den Walzen sind mit einem Biovlies aus Schafwolle umhüllte Auftriebsrollen sowie eine Tauchschürze, die senkrecht unterm Wasser als Sperre dient, installiert worden“, erklärt Sven Wiese. „Die Tiefe wurde so gewählt, dass Fische unterhalb der Schürze passieren könnten.“

Hoffmann berichtete noch von einem Gespräche mit Dr. Foeckler, dass dieser seit über zehn Jahren bei fast allen von ihm entwickelten Konzepten Röhrichtinseln als mögliche Bekämpfungsalternative vorschlage. Bodenwöhr sei nun aber die erste Kommune, die es tatsächlich umsetzt. Auch der Oberpfälzer Regierungspräsident Alex Bartelt habe ihm in Neunburg bei einem Runden Tisch zum Thema „Blaualgen im Eixendorfer See“ zu diesem mutigen Vorgehen gratuliert.

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