Porträt Sie sind Hoheiten aus Überzeugung
Eine lange Zeit geht zu Ende: Die Prinzenpaare aus Nittenau und Fischbach gaben eine Session lang alles, um zu begeistern.
Nittenau.Es ist eine Aufgabe, die eine Portion Mut erfordert: In voll besetzten Sälen, von vielen Augenpaaren aufmerksam und manchmal auch kritisch beobachtet, tanzen derzeit allerorts die Faschingsprinzenpaare, halten Reden und repräsentieren so ihre Vereine in der Öffentlichkeit. Viel Freizeit bleibt ihnen aufgrund der Terminflut in der heißen Phase der fünften Jahreszeit nicht. Da ist es eigentlich fast ein Wunder, dass die Faschingsgesellschaften es immer wieder schaffen, mit einem frisch gekürten Prinzenpaar ins Rennen zu gehen. Auch der Nittenauer Allotria und ihren Fischbacher Kollegen von den „Rummlfelsern“ ist es ohne Probleme gelungen, königliche Hoheiten zu verpflichten. Tobias I. und seine Prinzessin Alice I. freuen sich auf den närrischen Endspurt mit der Allotria. Und auch in Fischbach sind die beiden Regenten Matthias I. und Sandra I. sehr glücklich mit ihren Posten.
Diese werden den beiden Prinzenpaaren in den nächsten Tagen noch einiges abverlangen. So steht in Nittenau am Sonntag der Faschingszug an, in Fischbach startet der Gaudiwurm am Dienstag. Da ist Durchhaltevermögen gefragt. Für das Nittenauer Prinzenpaar sollte das angesichts seines jugendlichen Alters kein Problem sein: Prinz Tobias Storm ist 25 Jahre alt, seine Prinzessin Alice Born gerade einmal 18. „Wir haben viel Spaß und wenig Schlaf, aber das macht man sehr gern, weil man die Leute begeistern kann“, sagt Storm.
Von klein auf ein Faschingsfan
Im normalen Leben ist der Brucker, der in der Nähe von Bayreuth aufgewachsen ist, beim BRK als Erste-Hilfe-Ausbilder unterwegs. Schon als Kind hat er davon geträumt, bei einem Faschingsverein mitzumischen. Am liebsten verkleidete sich Storm damals noch als Cowboy. Die Zeiten sind vorbei, doch die Faszination Fasching hat ihn nie losgelassen. Seit sechs Jahren ist er bei der Allotria im Elferrat aktiv. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis Präsident Josef Süß ihm das Prinzenamt antrug.
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Diese Bitte abzulehnen war für Storm keine Option. Zusammen mit seiner Prinzessin, mit der er auch privat liiert ist, hat er auch den Prinzentanz zu „Wir fliegen höher“ von Helene Fischer ausgewählt und einstudiert. „Wir wollten keinen klassischen Walzer, sondern etwas, womit wir die Leute mitreißen können“, sagt er. Das ist den beiden auch gelungen – und die Prinzessin schwärmt heute noch vom Inthronisationsball, als sich das Geheimnis um die Identität der beiden Hoheiten lüftete. „Alle haben gejubelt, als wir durch die Tür kamen – das war bisher das schönste Erlebnis als Prinzessin“, sagt Born.
Bei der Allotria gut aufgehoben
Auch wenn die 18-Jährige erst seit kurzer Zeit bei der Allotria aktiv ist, fühlt sie sich hier schon richtig heimisch. Derzeit wohnt sie in Roding, stammt aber ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen, der Hochburg des Karnevals. „Der Fasching hier in Nittenau ist anders, aber genauso schön, weil das Verhältnis unter den Menschen hier toll ist“, schwärmt sie. Für ihre großen Auftritte hat sie sich ein schlichtes rotes Ballkleid ausgesucht. Zu viel Glitzer und Rüschen mag Born nicht. Nur ein paar kleine glänzende Steinchen hat ihr Allotria-Hofschneiderin Irmgard Hecht aufgenäht.
Vier Termine für den Faschingsendspurt
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Pflichttermin
für die weiblichen Faschingsfans: Am heutigen Unsinnigen Donnerstag um 11.11 Uhr übernimmt wieder das Nittenauer Weiber-Komitee die Regentschaft im Rathaus. Helga Proske und ihre Damen werden Bürgermeister Karl Bley besuchen und mit ihren Gstanzln und Tänzen im Rathaus für gute Laune sorgen. Die Weiberfastnacht abends in der Regentalhalle ist ausverkauft. -
Ein Hofball
mit Gaudi-Garantie: Die Nittenauer Faschingsgesellschaft Allotria lässt es am Samstag, 10. Februar, noch einmal richtig krachen. „Kostüme grell, schrill und rockig“ – so lautet das Motto des Hofballs, der um 20 Uhr in der Nittenauer Regentalhalle (Jahnweg 20) startet. Für den passenden musikalischen Rahmen sorgt an diesem Abend die Party- Band „Froschhaxn-Express“. -
„Nittenau Helau“
heißt es traditionell am Faschingssonntag, 11. Februar: Um 14 Uhr startet der Gaudiwurm der Faschingsgesellschaft Allotria. Aufstellung ist ab 13 Uhr in der Alten Regensburgerstraße. Der Zug führt durch Nittenau über die Brücken nach Bergham und wieder zurück. Er endet am Kirchplatz mit einem Faschingstreiben. Die Allotria hofft an den Straßen auf viele Zuschauer. -
In Fischbach
geht es am Dienstag, 13. Februar, hoch her: Dort setzen die „Rummlfelser“ um 14.33 Uhr ihren Gaudiwurm in Bewegung. Der Zug startet am Feldstadl und geht durchs Dorf über die Nerpinger Straße, Herbststraße und über die Nittenauer Straße wieder ins Dorf. In der Ortsmitte löst er sich auf. Weitergefeiert wird im Gasthaus Roidl in Fischbach und im Gasthaus Hummel in Brunn.
Um fröhlich zu feiern, braucht das Nittenauer Prinzenpaar übrigens – im Vergleich zu manch anderen Faschingsfans, die gern auch mal über die Stränge schlagen – keinen Alkohol. Mal ein Gläschen Sekt ist für die beiden in Ordnung, mehr sollte es aber nicht sein. „Wir wollen die Allotria ja gut repräsentieren und nicht ins Mikrofon lallen“, sagt Storm schmunzelnd.
Ähnlich halten es die beiden Regenten in Fischbach. Jeder ein Cola-Weizen, danach nur noch Spezi – so lautet das Motto von Prinz Matthias Hofherr und seiner Prinzessin Sandra Bauer. Bei den Rummlfelsern sind die beiden keine Unbekannten: Durch einen Zufall machte Hofherr , der in Teublitz wohnt, vor gut 13 Jahren Bekanntschaft mit der Fischbacher Faschingsgesellschaft und hatte seitdem schon diverse Ämter inne. Elf Jahre lang hat Hofherr zum Beispiel die Garden trainiert und auch das Präsidentenamt hat er bereits übernommen. Mit einem Schmunzeln denkt er an seinen ersten Auftritt im Männerballett zurück, wo er zusammen mit seinen Kollegen einen Westerntanz aufführte.
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Weil Hofherr bei den Rummlfelsern schon so lange aktiv mitarbeitet, war es auch kein Wunder, dass er nun bereits zum zweiten Mal zum Prinzen gekürt wurde. Hofherr wusste diesmal also ganz genau, was auf ihn zukommen würde. „Nach dem Fasching brauche ich erst einmal eine Woche Urlaub“, sagt er und lacht. Kein Wunder: Hofherr arbeitet seit 17 Jahren Nachtschicht als Systembetreuer bei einem Regensburger Unternehmen. Den Job, den nötigen Schlaf tagsüber und die vielen Faschingstermine zu koordinieren, ist für den 45-Jährigen eine echte Herausforderung.
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Auch seine Prinzessin Sandra Bauer hat schon viel Erfahrung bei den Rummlfelsern gesammelt: Sieben Jahre lang hatte sie den Posten des Hofmarschalls inne und unter anderem die Moderation auf Faschingsveranstaltungen übernommen. Die 46-Jährige arbeitet als Service-Assistentin im Burglengenfelder Krankenhaus. Dass sie einmal bei einer Faschingsgesellschaft so aktiv sein würde, hätte sie sich nicht träumen lassen. „Früher war ich ein richtiger Faschingsmuffel“, sagt sie. Doch weil ihre Tochter unbedingt bei einer Garde mittanzen wollte, kam Bauer mit dem Thema Karneval in Kontakt – und genießt auch ihre Zeit als Prinzessin. „Ich bin unheimlich stolz auf unsere Garden“, sagt sie.
Auch im echten Leben ein Paar
Um die stressige Endphase des Faschings durchzustehen, braucht es viel Energie. Da trifft es sich gut, dass Hofherr und Bauer nicht nur im Karneval, sondern auch im echten Leben ein Paar sind und sich gegenseitig unterstützen können. Viel Spaß hatten sie auch beim Einstudieren ihres Tanzes. Ähnlich wie das Prinzenpaar der Allotria haben die Rummlfelser Regenten keinen Walzer ausgesucht, sondern ein Lied mit viel Schwung. „Mit einem Walzer schläfert man das Publikum doch ein, da wird bloß noch geschunkelt“, sagt Matthias Hofherr.
Von starkem Lampenfieber werden er und seine Prinzessin dank langjähriger Erfahrung bei den Rummlfelsern kaum noch geplagt. „Ein bisschen Nervosität gehört aber schon dazu“, sagt Hofherr. Beim großen Faschingszug durch Fischbach werden er und Bauer gemeinsam in der Kutsche durch den Ort fahren – ohne vorgespannte und möglicherweise schreckhafte Pferde, sondern mit einem Rasenmäherbulldog als Zugmaschine. Das ist zwar nicht romantisch, aber dafür die sichere Variante für Prinz und Prinzessin.
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