Sterbebegleitung
Spatenstich für neues Hospiz in Schwandorf ist erfolgt

09.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:48 Uhr
Viele Akteure helfen beim Bruder-Gerhard-Hospiz zusammen. Das verdeutlichte am Mittwoch auch der erste Spatenstich. −Foto: Hubert Heinzl

Bei der Versorgung schwerstkranker Menschen in ihrer letzten Lebensphase schließt sich in der Oberpfalz eine schmerzliche Lücke. Am Mittwoch erfolgte im Beisein der ehemaligen Landtagspräsidentin Barbara Stamm der Baubeginn für das Bruder-Gerhard-Hospiz in Schwandorf.Nach der Fertigstellung bis Ende 2023 soll die Einrichtung unter der Trägerschaft der Johanniter Platz für zehn Gästezimmer bieten. Mit im Boot bei der Betreuung ist auch der Schwandorfer Hospizverein.

Seit 2014 betreiben die Johanniter das Johannes-Hospiz in Pentling bei Regensburg, und auch in Neustadt/Waldnaab gibt es eine solche Einrichtung. In Schwandorf wird alsodas dritte Hospiz im Regierungsbezirkentstehen. Folgt man dem Johanniter-Regionalvorstand Martin Steinkirchner, ist das auch dringend nötig. Die Nachfrage nach Hospizplätzen sei groß, sagte er bei der Begrüßung, die Wartelisten würden immer länger. „Das dritte stationäre Hospiz schließt diese Lücke“, sagte Steinkirchner, der den ersten Spatenstich als „äußerst erfreuliches Ereignis“ bewertete.

Viele Akteure im Boot

Bei der Realisierung und Finanzierung des Projekts haben laut Steinkirchner viele Akteure zusammengeholfen: Stadt und Landkreis Schwandorf stellten kurzfristig ein passendes Grundstück beim Ämterzentrum an der Hoher-Bogen-Straße zur Verfügung, nachdem die Johanniter im Herbst 2021 den Förderantrag eingereicht hatten. Finanzielle Unterstützung kam mit jeweils 100.000 Euro von den beidenHospizvereinen in Schwandorfund Amberg. Zuwendungen in gleicher Höhe gab es vom Landkreis Schwandorf, dem Bezirk Oberpfalz und dem Freistaat Bayern. 200.000 Euro steuerte die Paula-Kubitschek-Vogel-Stiftung bei.

Zusätzliche Hilfe kam am Mittwoch von prominenter Seite. Die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm überreichte an Steinkirchner in ihrer Eigenschaft als Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Landesstiftung einen Förderbescheid in Höhe von 367.500 Euro. „Wenn wir Palliativversorgung und Hospize nicht hätten, müssten wir sie erfinden“, sagte Stamm, die sich über das zügige Förderverfahren freute. „Üblicherweise dauert das immer sehr lange, aber hier ist alles schnell gegangen“, hob sie hervor. Die ehemalige Landtagspräsidentin führte dies auf ein Netzwerk vieler Akteure zurück, unter denen sie besonders den Schwandorfer CSU-Landtagsabgeordneten Alexander Flierl erwähnte.

Dann wurde die Vorstandsvorsitzende der Landesstiftung grundsätzlich. Die Pandemie habe gezeigt, dass es nichts Traurigeres gebe, als in Einsamkeit zu sterben, ohne von den Angehörigen Abschied nehmen zu können. „Ich hoffe, dass wir daraus gelernt haben“, sagte Stamm.

Die Versorgung mit Palliativ- und Hospizangeboten sah die frühere Landtagspräsidentin auf einem guten Weg. Nachholbedarf gebe es aber bei der Refinanzierung durch die Kassen. Nicht alle Leistungen würden auch kostendeckend getragen, kritisierte sie. Laut Martin Steinkirchner handelt es sich im konkreten Fall um fünf Prozent der Betriebskosten und zusätzliche Leistungen, die man durch Spenden finanzieren wolle.

Auch für die Beschäftigten im Sozialwesen müssten die Rahmenbedingungen stimmen, forderte Barbara Stamm weiter. „Klatschen auf dem Balkon allein reicht nicht. Was wir brauchen, ist echte Wertschätzung“, sagte sie. Auch die Bayerische Landesstiftung solle künftig „stärker auf den Bereich des sozialen Miteinanders, von Engagement und Solidarität“, ausgerichtet werden.

MdL Alexander Flierl sprach in einem kurzen Grußwort von einem „guten und wichtigen Termin“ und lobte das „große Engagement, von dem das Projekt getragen wird“. Es sei sinnvoll, das Angebot in der Region zu stärken, ausgerichtet an den Betroffenen und ihren Angehörigen. Mit dem Bruder-Gerhard-Hospiz werde eine weitere Lücke in der Versorgung geschlossen, sagte er.

Zum Segen werden

Auch SPD-Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder zeigte sich erfreut über den ersten Spatenstich. Das Bruder-Gerhard-Hospiz solle „für viele Menschen ein Segen sein“, wünschte sie sich. Bezirkstags-Vize Lothar Höher (CSU) sagte, die Gesellschaft sei daran zu messen, „wie menschlich sie mit den Menschen umgeht, die dieses Land mit aufgebaut haben“. Stellvertretende Landrätin Birgit Höcherl (CSU) verwies darauf, dass durch das Hospiz in Schwandorf eine Forderung aus dem seniorenpolitischen Gesamtkonzept des Landkreises umgesetzt werde. Schwandorfs OB Andreas Feller (CSU) dankte wie seine Vorredner den Ehrenamtlichen, die „Großartiges leisten“.

Für eine Überraschung sorgte dieSchwandorferin Edith Nübler, die beim ersten Spatenstich eine Privatspende über 500 Euro von ihrem 90. Geburtstag überreichte.