Nach Tod der Mutter
Spende für Schwandorfer Familie: Auto für Vater und seine fünf Kinder

26.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:30 Uhr
Renate Ahrens

Endlich kann Familie Steidl (l.) zusammen im Auto fahren. Mit ihnen freuen sich Klaudia und Veit Seegmüller und Kurt Mieschala (v. r.).

Familienvater Michael Steidl fehlen die Worte. Bei der Übergabe des Autos, in dem er nun endlich mit allen fünf Kindern fahren kann, ist er überwältigt und kann zunächst nur den Kopf schütteln. Die vier Söhne und die Tochter nehmen den Siebensitzer jedoch bereits in Beschlag und jubeln vor Begeisterung.



Nach dem Tod der Mutter (38) im April sind selbst kleine Freuden selten geworden.Mit einem Auto wird nun zumindest der Alltag etwas besser zu bewältigen.

Dieser ist noch immer ungewohnt ohne die Mutter. Eine ehemalige Nachbarin, Klaudia Seegmüller, nahm sich der Familie an, macht mit den Kindern Hausaufgaben und hat im August eine Spendenaktion angeregt, um der vom Schicksal so schwer getroffenen Familie einen fahrbaren Untersatz zu ermöglichen.

Suche war nicht einfach

„Ich habe schon Michael aufwachsen sehen“, berichtet Seegmüller. „Nach dem Bericht in der Mittelbayerischen gingen immer mehr Spenden ein, in jeder Höhe. Eine Frau schrieb, ihr Sohn hätte zwei Euro von seinem Taschengeld hergegeben. Das hat mich besonders gefreut.“ Ihr Mann Veit Seegmüller, ein Kfz-Sachverständiger, machte sich sofort auf die Suche nach einem passenden Auto. Das sei derzeit sehr schwierig, der Markt sei leer gefegt, sagt er.

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In der vergangenen Woche waren schließlich 14.567 Euro zusammen - doch ein vier Jahre alter Ford Transit Connect aus erster Hand, den Seegmüller im Internet entdeckte, und der perfekt passen würde, kostete knapp 17.000 Euro.

Was tun? „Ich sagte, kauf ihn, bevor er weg ist. Wir bringen den Rest irgendwie zusammen“, erklärte Klaudia Seegmüller resolut. Doch dann wurden wie gerufen 2400 Euro gespendet, und die nötige Summe war erreicht.

Aus weit umliegenden Orten, wie aus Cham oder Amberg, hätten Menschen gespendet, freut sich Kurt Mieschala von den Unabhängigen Wählern, die die Spendenaktion über die Marianne und Reinhard Wolf-Stiftung organisierten. Die drei älteren Jungs der Steidls haben den Wagen längst inspiziert und für „sehr cool“ befunden. Justin (15) findet die beiden Schiebetüren am besten, Michael (10) die Beleuchtung. „Die Sitze sind sehr bequem“, findet Jan-Luca (12), Jacqueline (16) ist einfach froh, dass nun alle in ein Auto passen.

Familie hält zusammen

Die 15-Jährige hat längst so etwas wie eine Mutterrolle übernommen und ihre Augen immer bei den Kleinen. Baby Julien wurde vor zwei Wochen ein Jahr alt und läuft bereits. Jedes Kind vermisse die Mama auf seine Weise. Bei Jacqueline sei es „der Mädchenkram“, den sie mit Papa eben nicht so gut besprechen könne, wie mit der Mama. Dafür hat sie aber gute Freundinnen, die sich sehr freuen, wenn sie Julien im Buggy zu ihren Treffen mitbringt, wie das meistens der Fall ist.

Und der Haushaltsplan, den die Familie bald nach dem Tod der Mutter aufgestellt hatte, werde immer besser eingehalten, sagt die 16-Jährige, die nächstes Jahr in die FOS übertreten möchte.

Doch zunächst freut sich Familie Steidl auf einen Besuch im Freizeitpark - dafür seien zusätzlich Spenden eingegangen, zusammen mit 500 Euro Taschengeld für diesen Tag. Das wird toll, sagen alle. Ein weiterer kleiner Lichtblick in dieser schweren Zeit.