Bildung
Theater befasst sich mit Antisemitismus

Wie wirkt das, was im Nationalsozialismus geschehen ist, heute noch weiter? In Schwandorf gibt es eine Premiere.

26.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:23 Uhr
Jugendliche verschiedener Herkunft zeigen in ihrer Inszenierung das sich Feindbilder überwinden lassen. Naqib Zadran, Hayder Al-Alaw, Fahmi Smoki (v.l.n.r.). −Foto: Thomas Dashuber

„Damals wie heute?“ heißt das Theaterstück, das am 29. September Premiere im Beruflichen Schulzentrum Schwandorf feiert. Am 30. September folgt ein Auftritt an der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, am 2. Oktober in Regensburg, wie der Projektleiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg mitteilte. Die Inszenierung fordert kritisch-provokant zum Streitgespräch auf: Wie ehrlich ist sich unsere Gesellschaft in der Auseinandersetzung damit? Für das Kooperationsprojekt „ReMember“ arbeiten die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und Moind-Prevention mit geflüchteten, migrierten und deutschen Jugendlichen zusammen. Das Berufliche Schulzentrum und die FOSBOS Schwandorf sind dabei enge Partner. „Vor dem Projekt hatte ich immer gehört, dass Juden reich sind und alle Länder kontrollieren wollen. Es hieß, sie seien schuld am Krieg,“ erzählt Naqib Zadran, einer der Teilnehmer des Projekts. Er lebt seit zwei Jahren in Schwandorf. Aber auch die lange Verdrängung der Vergangenheit in Deutschland hinterlässt ihre Spuren. „Über das Thema Juden spricht man nicht,“ sagt Nadine Seidl, 18, „ReMember“-Teilnehmerin. „Man kennt Juden nur aus dem Geschichtsunterricht. Es hat immer etwas Tabubehaftetes.“

Zentral für das Aufbrechen von Stereotypen und Haltungen sind Begegnungen. Deshalb gehörten Besuche von Jüdinnen und Juden wie dem Rapper Ben Salomo, Leonard Kaminski oder einem Team von „Meet A Jew“ zum Programm. Durch den persönlichen Kontakt konnten Berührungsängste abgebaut und gegenseitige Empathie geweckt werden. Mit dem Theaterstück geben die Jugendlichen diese Impulse weiter – in der Schule, im Freundes- und Bekanntenkreis und der Familie. Sie mischen sich in gesellschaftliche Debatten ein. Diese verharren gerade auch beim Thema Antisemitismus zu oft in Abwehrreflexen. Oder, wie Nadine Seidl über eine der Theaterszenen resümiert: „Antisemitismus gibt es überall in unserer Gesellschaft. Wir müssen ihn konfrontieren und dürfen ihn nicht wegschieben, als hätten nur ‚die anderen‘ damit zu tun.“