Kultur Von 6 bis 63: Die Musik verbindet sie
Von Geige bis Dudelsack, vom Solist bis zum Orchester: Die Musikakademie Schwandorf hat ein breites Repertoire.

Schwandorf.Im Gang sind leise Klaviertöne zu hören. Die Tür geht auf, ein Kind lacht. Es ist Matilda, sechs Jahre alt. Sie ist an diesem Freitagnachmittag die jüngste Musikschülerin. Seit etwa einem Jahr spielt das Mädchen Klavier – und das schon ziemlich gut. Am liebsten übt sie zusammen mit ihrer Musiklehrerin Alena Svobodova. Die beiden spielen heute gemeinsam Matildas Lieblingslied: „Für alle Leute“.
Dass die Sechsjährige das Klavierspielen schnell lernt, liegt vermutlich auch daran, dass sie schon die musikalische Früherziehung besucht hat. „Da haben wir gesungen oder getanzt“, erzählt sie. Musikschulleiter Peter Neff verrät: „Musikalische Früherziehung ist sehr wichtig. Die Kinder entwickeln so ein Rhythmusgefühl und der Einstieg mit einem Instrument fällt ihnen leichter.“

Auch die elfjährige Geigenschülerin Eva Brodovski besuchte die musikalische Früherziehung. Nachdem Evas Musiklehrer ihr Instrument gestimmt hat, zieht sie konzentriert den Bogen über die Saiten. Die Töne sind klar, nur eine einzige Note erklingt ein bisschen schief. Eva verzieht ihr Gesicht. Das Mädchen ist eifrig und liebt die Geigenmusik. „Es gibt viele tolle Lieder“, sagt sie. Neben ihrem Musikunterricht spielt Eva auch im Schülerorchester. Als sie von Peter Neff hört, dass sie dort schon eine der Besseren ist, strahlt sie über das ganze Gesicht.
Jung und Alt spielen gemeinsam

Für das Schülerorchester wird seit Beginn dieses Schuljahres schrittweise eine Neuerung eingeführt: Erwachsene sollen integriert werden. Über diese Nachricht freut sich Irmgard Lorenz sehr. In einem Orchester wollte die 41-Jährige schon immer spielen – genauso, wie Geigenunterricht zu nehmen. „Geige war schon immer ein Kindheitstraum.“ Und den Traum erfüllt sie sich nun. Nicht zuletzt auf das Drängen ihrer Kinder hin, nimmt sie nun seit Kurzem Unterricht an der Musikakademie.

Schon länger dabei ist Ann-Christin Schramm. Die 17-Jährige spielt seit sechs Jahren Klarinette. Gerade übt sie die Es-Dur-Tonleiter. Ihr Musiklehrer begleitet sie mit dem Klavier. Dem Laien fällt nichts auf, aber für die geübten Ohren von Musiklehrer und -schülerin klingt etwas komisch. „Jetzt hast aber du falsch gespielt“, sagt Ann-Christin lachend zu ihm. Und noch einmal.
Ann-Christin wollte in die Big Band ihrer Schule in Nittenau. Zur Wahl standen Klarinette und Saxophon. Und nach einem Test der beiden Instrumente ist ihr die Entscheidung leicht gefallen: Beim Saxophon kam nicht annähernd ein Ton heraus, bei der Klarinette hat es auf Anhieb geklappt.
Testen Sie Ihr Wissen über die Instrumente:
Der Musikunterricht ist mit einem gewissen finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden. Aber ein Vater sagt: „Man gibt den Kindern das Signal, dass Musikspielen eine gewisse Wertigkeit hat, deswegen unterstützt man die Kinder ja auch.“ Außerdem ist es laut Musikschulleiter Peter Neff auch manchmal wichtig, dass die Eltern die Kinder motivieren und sie ans Üben erinnern.
Dudelsackmusik in der Oberpfalz

Der 16-jährige Johannes Ederer lernt das wohl ungewöhnlichste Instrument, das an der Musikakademie unterrichtet wird: den Dudelsack. Unter seinem rechten Arm hält er den Sack und mit dem linken betätigt er den Blasebalg, um Luft in den Dudelsack zu pumpen. Mit seinen Fingern schließt er die Löcher auf der Schalmei und erzeugt so die unterschiedlichen Töne. Heraus kommen die traditionellen Klänge, die einen gedanklich gleich nach Schottland transportieren.
Aber nicht nur in Schottland ist Dudelsackmusik Tradition – auch in der Oberpfalz war sie einst weit verbreitet. Musiklehrer Vlastimil Konrady brachte das in seiner Heimat beleibte Instrument an die Schwandorfer Musikakademie. „Das war ein Stück von meinem Vater, oder?“, fragt Konrady als Johannes sein Stück beendet hat. Ja, das war es. Vlastimil Konradys Vater Antonin ist ein berühmter tschechischer Dudelsackspieler.

Gegen Abend erklingt auf dem Gang wieder Klaviermusik aus dem Raum, in dem am frühen Nachmittag auch Matilda unterrichtet wurde. Dieses Mal öffnet aber nicht sie die Tür, sondern die 63-jährige Renate Spandl. Weil sie früher zu wenig Zeit hatte, Unterricht zu nehmen, widmet sie sich im Ruhestand ihrer Leidenschaft: der Musik.
Wissenswertes über die Musikakademie
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Instrumente:
Die Musikakademie unterrichtet derzeit die Instrumente Akkordeon, Klavier, Keyboard, Orgel, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass, E-Bass, Gitarre/E-Gitarre, Blockflöte, Querflöte, Oboe, Fagott, Klarinette, Saxophon, Trompete, Tenorhorn, Posaune, Tuba, Dudelsack und Schlagzeug sowie Gesang. -
Unterricht:
Es unterrichten derzeit 18 professionelle Musiklehrer an der Akademie. Provisorisch findet der Unterricht aktuell in Ettmannsdorf im Haus des guten Hirten (Ettmannsdorfer Straße 131) statt. Der Einstieg in den Musikunterricht sowie Beratungen oder Schnupperstunden sind jederzeit möglich. -
Beratung:
Für Beratungsgespräche und sonstige Anliegen stehen Schulleiter Peter Neff oder Marianne Zizler, die für die Verwaltung der Musikakademie zuständig ist, gerne zur Verfügung. Informationen dazu gibt es telefonisch unter 0171 210 92 30 oder per Mail: info@musikakademie-schwandorf.de
Neben dem Klavierunterricht nimmt Renate Spandl auch noch Gesangsstunden. „Sie macht sehr gute Fortschritte“, sagt Peter Neff, ihr Gesangslehrer. Obwohl sie Singen zu Hause wenig übt, denn man könne alleine nicht beurteilen, ob die Töne richtig oder falsch seien. Beim Klavierspielen sieht das anders aus: Sobald die 63-Jährige Zeit hat, sitzt sie vor dem Flügel. „Ich finde die Töne einfach angenehm. Zumindest, wenn sie richtig sind.“
Die Chemie zu ihrer Klavierlehrerin Alena Svobodova stimmt, das ist Renate Spandl ganz wichtig. Und anderen Musikbegeisterten gibt sie den Rat: „Die Leute sollen Mut haben, anzufangen, auch wenn sie älter sind. Es ist eine tolle Freitzeitbeschäftigung und auch möglich, wenn man zum Beispiel körperlich eingeschränkt ist.“
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