Geschäftsidee
Weißwursteis kommt in die Brezenwaffel

Als „verrückter Eismacher“ serviert der gebürtige Schwandorfer Matthias Münz in der Münchner Maxvorstadt ungewöhnliche Geschmackserlebnisse.

21.08.2013 | Stand 16.09.2023, 7:23 Uhr

„Der verrückte Eismacher“ Matthias Münz lockt mit außergewöhnlichen und extremen Eissorten.

Zu Stoßzeiten kann die Schlange vor der kleinen Eisdiele in der Münchner Maxvorstadt schon mal etwas länger sein. Bis zu 40 Minuten warten die Kunden geduldig auf ihr Eis. „Die Leute stehen gerne an“, sagt der Inhaber. Denn drinnen erwartet sie ein kleines Wunderland. Das Wunderland des gebürtigen Schwandorfers Matthias Münz.

Der 26-Jährige hat sich in der Amalienstraße, direkt gegenüber der Ludwig-Maximilians-Universität, einen Traum erfüllt. Seit Mai 2012 versüßt er den Münchnern mit ausgefallenen Eissorten heiße Sommertage und zaubert ihnen mit unvorstellbaren Kreationen wie Weißwursteis in der Brezenwaffel, Schweinsbrateneis mit Knödel oder Rollmopseis ein Schmunzeln ins Gesicht.

Sein Eis soll glücklich machen

Dass er Menschen zum Lachen bringen könne, sei überhaupt das Schönste an seinem Beruf. „Mir ist es wichtig, dass die Leute glücklicher gehen als sie kommen“, sagt Matthias Münz im Gespräch mit der MZ. Und noch etwas gefällt ihm an seiner Arbeit: „Ich habe ein Konzept gefunden, bei dem ich jeden Tag meinen Zylinder tragen kann.“

Matthias Münz würde mit seinem Hut, dem breiten Grinsen und der pinkfarbenen Jacke perfekt in Alices Wunderland passen. In seinem Eisladen hat er sich ein eigenes Wunderland geschaffen, nach dem Vorbild des Originals von Schriftsteller Lewis Carroll. Mit den Pilzstühlchen, der Herz-Königin, dem Hasen und der Grinsekatze an der Wand leben in seiner Eisdiele wahre Kinderträume auf. An Fasching steht der Eismacher auch gerne mal selbst als Herz-Königin hinter der Eistheke. Bunt und extravagant scheint sein Motto zu sein.

Seine Eiskreationen teilt er selbst in Gaudi-Sorten und außergewöhnliche Sorten ein. Zur zweiten Kategorie gehören das beliebte Apfelmus-Pfannkuchen-Eis, das Überraschungseier-Eis, Radlereis oder Eis aus gebrannten Mandeln. Diese Sorten sind es hauptsächlich, die seine Feinschmeckerkunden in den „Verrückten Eismacher“ locken, weiß Matthias Münz. Mit seinen Gaudi-Sorten aber hatte er sich überhaupt erst ins Gespräch gebracht. Schon zwei Wochen nach Eröffnung seiner Eisdiele berichtete die Süddeutsche Zeitung über den Schwandorfer Jungunternehmer mit der ausgefallenen Geschäftsidee.

Herausforderung für alle Sinne

Den mutigen Eisessern verspricht Matthias Münz in seiner Eisdiele das totale Geschmackserlebnis. „Das ist eine Herausforderung für alle Sinne“, sagt er und lacht. Beim Weißwursteis zum Beispiel komme der Wurstgeschmack erst am Schluss durch. Wenn das Eis schon fast auf der Zunge zergangen ist, dann, „schlägt einem plötzlich die Weißwurst eins über“. Wieder lacht Matthias Münz, als er an die Gesichter seiner Testesser denkt.

Der Eismacher hat Spaß an seiner Arbeit und wird nicht müde, neue Eiskreationen zu erfinden. Knapp 400 verschiedene Sorten gingen bei ihm in den vergangenen 15 Monaten über die Ladentheke. Jeden Tag gibt es in seinem Eis-Wunderland eine neue Sorte zu entdecken. Ob er bei so vielen Geschmacksrichtungen selbst noch ein Lieblingseis hat? „Meine neueste Kreation ist immer meine Lieblingssorte. Weil ich mich freue, wenn das Eis so schmeckt, wie es schmecken soll.“ Als er mit der MZ sprach, war sein Lieblingseis gerade Gambas-Eis.

Zu extrem gibt es bei Matthias Münz nicht. Käsespätzle, Spareribs, Bacon mit Eggs – einfach alles wird zu Eis verarbeitet. Nur einmal, da wurde es selbst für die Geschmacksnerven des verrückten Eismachers fast zu viel: „Das Döner-Eis war schon wirklich hart an der Grenze“, erinnert er sich.

Wie er die ungewöhnlichen Eissorten fabriziert, bleibt sein Geheimnis. Künstliche Pülverchen finden sich in seinen Eiskreationen aber nicht, verspricht er. „Das wäre auch schwierig, ein Weißwurstaroma habe ich noch nie gesehen“, scherzt er. In einem Weißwursteis ist also auch Weißwurst drin. Außerdem würde es seiner Überzeugung als leidenschaftlicher Eismacher widersprechen, Fertigpulver zu verwenden.

Bei Eismachern in Italien gelernt

Matthias Münz hat das Eismachen in Italien gelernt. 2006 ging er für einige Zeit in das Heimatland des „Gelato“ und arbeitete dort in verschiedenen Eiscafés. „Dabei habe ich Rezepte von handwerklich richtig tollen Eismachern gelernt“, erzählt er. Keine Pulver, keine Fertigprodukte, dafür frische Milch und Sahne. Seine italienischen Freunde besucht der Eismacher jedes Jahr. Seine verrückten Eissorten nehmen sie ihm nicht übel: „Sie haben mich noch nicht verbannt“, witzelt Matthias Münz.

Mit seinem außergewöhnlichen Eisladen ist der Jungunternehmer auf Erfolgskurs. Dass er mit seiner Geschäftsidee gleich so durchstartet, hat er sich nicht erträumt. Wenngleich er von Anfang an von seiner Idee überzeugt war. „Das war mein großer Traum“, erzählt er. Schon als Kind habe er sich immer sieben Kugeln Eis bestellt. In seiner Bachelorarbeit für den Abschluss in Tourismusmanagement, den er seit 2011 in der Tasche hat, hat er sich bereits mit Existenzgründungen in der Eiscafébranche beschäftigt. Sein Thema: die Eröffnung eines innovativen Cafés in München. Ein Jahr später hat er seine Bachelorarbeit in die Realität umgesetzt.

Eismaschine läuft von 7 bis 22 Uhr

Ein bisschen Glückssache war schon dabei, sagt Matthias Münz, schließlich sei gerade zum rechten Zeitpunkt eine Immobilie im viel frequentierten Univiertel frei geworden. Ansonsten steckt hinter dem Erfolg des „verrückten Eismachers“ vor allem eines: harte Arbeit. Im ersten Jahr hat er 20 bis 21 Stunden pro Tag gearbeitet. Mittlerweile sind es noch etwa zehn Stunden am Tag. Die meiste Zeit steht er an seiner Eismaschine und überlegt sich neue Eissorten. „Die Eismaschine läuft von 7 bis 22 Uhr durch“, erzählt Matthias Münz. Doch am Nachmittag ziehe es ihn oft hinter die Ladentheke, damit er mit eigenen Augen sehen kann, wie sein Eis den Leuten schmeckt.

Nach Schwandorf kommt der Sohn eines Mathelehrers am Gymnasium nicht mehr all zu oft. Drei- bis viermal im Jahr besucht er Freunde und Familie. Umso mehr freut es ihn, wenn ihn bekannte Gesichter aus seiner Heimat in der Eisdiele überraschen – und sich dort auf ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis einlassen.

Der Weg zum „Verrückten Eismacher“

„Der verrückte Eismacher“ ist in der Münchner Amalienstraße 77, direkt gegenüber der Ludwig-Maximilians-Universität, zu Hause.

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 11.30 bis 22 Uhr, Sonn- und Feiertage ab 13 Uhr

Das Angebot des „Verrückten Eismachers“ wechselt täglich. Knapp 400 Sorten hat Matthias Münz nach eigenen Angaben seit der Gründung seines innovativen Eisladens schon hergestellt und verkauft. Jeden Tag will er seinen Kunden eine Neuheit bieten.

Informationen über das tägliche Angebot im „Verrückten Eismacher“ teilt Münz auf seiner Facebook-Seite mit:https://www.facebook.com/dERvERRUECKTEeISMACHER

Die Posts seiner Kunden reichen von „Mmmmhhhh!!“ über „Einfach genial!“ bis zu „Göttlich“.

Zu den „extremen Eissorten“, die Matthias Münz in seinem Eisladen anbietet, gehören zum Beispiel Schweinebrateneis mit Knödel, Käsespätzleeis mit Röstzwiebeln, Rollmopseis, Gambas-Eis, Dürüm-Eis, Weißwursteis, Camembert-Eis, Spareribs-Eis, Sushi-Eis und Sauerkrauteis.

Außergewöhnliche Eissorten, die weniger Herausforderung, dafür aber umso mehr Genuss für den „normalen“ Gaumen bieten, sind zum Beispiel das Radlereis, Überraschungseiereis, Choco-Crossies-Eis, Apfelmus-Pfannkuchen-Eis, Champagner-Himbeer-Eis und Oreo-Eis.

Für Nachtschwärmer: Der verrückte Eismacher Matthias Münz ist mit seinem Eis auch in Münchner Clubs unterwegs. Seine beliebten Cocktail-Eissorten (Sex on the Beach, Cuba Libre, Hugo) hat er zum Beispiel schon in der 089-Bar, im Call me Drella und im Pacha Munich unter die Leute gebracht.