Kultur
Zur Pause musste Kinseher telefonieren

Die „Mama Bavaria“ gastierte in Burglengenfeld. Die Kabarettistin hatte eine To-do-Liste dabei – dazu kam sie aber nicht.

24.10.2017 | Stand 16.09.2023, 6:29 Uhr
Josef Schaller

Luise Kinseher begeisterte das Publikum. Foto: Schaller

Jeder kennt es! Tagtäglich befinden wir uns in einem aussichtslosen Kampf gegen die Zeit. Der Kabarettistin und Schauspielerin Luise Kinseher, auch bekannt als „Mama Bavaria“ vom Nockherberg, ging es bei ihrer äußerst humorvollen Darbietung im Veranstaltungszentrum Burglengenfeld nicht anders. Ihre To-do-Liste die sie mitgebracht hatte, war lang, zu lang! Das Publikum unterhalten und dabei auch noch lustig sein, einen passenden Mann finden, die Welt vor dem Klimawandel und der CSU retten, Mama anrufen... Ebenfalls wichtig: Noch schnell auf einen Sprung rüber ins Stüberl.

Der Kampf gegen die Zeit ist das Schicksal des menschlichen Daseins. Bis der Augenblick im Hirn ankommt, ist er schon wieder vorbei. Alles, was wir sehen und empfinden, liegt bereits in der Vergangenheit. „Wos wirklich is, kann ma nie genau song!“ Aber Panik bringt uns nicht weiter. „Ruhe bewahren“ hat Luise Kinseher deshalb als Motto für den Abend gewählt: „Ruhig bleiben und entspannt sein!“ Und das trotz hoher Mietpreise, Klimawandel, Luftverschmutzung, Kriege und der CSU. Nicht einfach!

Aber deswegen war Kinseher da – um ihren Zuhörern eine gewisse Leichtigkeit zu vermitteln. Dabei war sie selbst kurz davor, sich aufzuregen. So viele Probleme auf dieser Welt und was machen die im bayerischen Kabinett? Schmeißen sich laut Kinseher Emotionskiller rein und schauen einfach zu. Horst Seehofer braucht die nicht. „Der kifft jetzt, seit er sich mit den Grünen trifft.“

Kein Mann, dafür zu viel Gewicht

Natürlich hat sich Kinseher auch vorgestellt. So viel Zeit muss sein. Ihren Heinz hatte sie einst im Damenklo kennengelernt und sofort gewusst: „Er braucht eine starke Hand.“ Inzwischen hat sie keinen Mann mehr, dafür aber Gewichtsprobleme. Kinder wollte sie eh keine. Sie hat immer gesagt: „Leidenschaft ja, aber die Hose bleibt an!“ Studiert hat sie auch mal, glaubt sie zumindest zu wissen. „Doch! Ich muss studiert haben“, rückt sie alle Zweifel beiseite. „Ich bin nämlich sehr intelligent.“

Sehen Sie hier die diesjährige Fastenpredigt der „Mama Bavaria“:

Noch schnell ein Blick aufs Handy, bevor die Show richtig losgeht. Aber die ersehnte SMS bleibt aus. Ihre Gedanken sind bei einem Mann. Es war nur eine Sekundenbekanntschaft – ein Augenblick, aber einer mit nachhaltiger Wirkung, der sie sogar dazu veranlasst, Goethe zu zitieren: „Verweile doch. Du bist so schön!“

Schon eine Stunde vorbei und gleich Pause. Dabei hat die Show noch gar nicht angefangen. Eigentlich sind Pausen überflüssig. Denn dann hätte man hinterher mehr Zeit fürs Stüberl. Aber sie muss ja noch die Mama anrufen. Das geht nur in der Pause.

Eine App für die Buße

Ja, die Zeit ist kostbar. Das hat auch inzwischen die Kirche festgestellt – und ein App erfunden, für die Buße zwischendurch. Wer schneller büßt, hat mehr Zeit zum Sündigen. Ein Hoch auf den technischen Fortschritt. Geistreiche Erfindungen helfen uns bei der Zeitersparnis. Die absolute Krönung der Schöpferkraft ist der Thermomix. Am 4. Advent kommt die Weihnachtsgans rein und an Heilig Abend ist der Karpfen fertig. Ja, es gibt viel Unerklärliches. Da ist es kein Wunder, wenn da Mühlhiasl und d’Resl von Konnersreuth vorm Weltuntergang warnen.

Aber immerhin: Wir Bayern sollen es überleben. Die Fenster sollte man zur Sicherheit rechtzeitig zu machen. Luise Kinseher dagegen setzt ihre ganzen Hoffnungen auf die Evolution und den technischen Fortschritt, die es einmal möglich machen sollen, rüber zu gleiten in Parallelwelten. Dahin, wo es keine CSU gibt, wo man nichts reden muss und dadurch viel Zeit einspart.

Das mit der Sekundenbekanntschaft muss wohl Einbildung gewesen sein. Die SMS bleibt nämlich aus. Aber kein Wunder: Wir werden so erdrückt mit Nachrichten und Informationen, und ahnen dabei nicht, dass wir das Wesentliche übersehen. Wir hetzen wie die Wahnsinnigen durchs Leben und verschieben die wichtigen Fragen auf Morgen. Typisch Mensch: Nach vorne raus super und nach hinten Arsch!

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