Heilsame Küche
Brennnessel: Kein Unkraut, sondern eine wahre Wunderwaffe

09.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:47 Uhr
Doris Pfitzner
Viele Menschen meiden die Brennnessel. Doch sie hat viele Qualitäten. −Foto: Stefanie Franek

Die Pflanze, die man überall in der Natur findet, hat viele heilsame Wirkungen. Auch zum Kochen eignet sie sich. Kräuter-Expertin Doris Pfitzner weiß, was die Brennnessel so besonders macht.

Früher oder später hat wohl jeder Mensch schon einmal Bekanntschaft mit den brennenden Eigenschaften der Brennnessel gemacht. Daher wird die Pflanze oft gemieden, obwohl sie wunderbar heilkräftig ist und zudem vielen Schmetterlingsarten einen wertvollen Lebensraum bietet.

Fast auf der ganzen Welt in gemäßigten Klimazonen heimisch, wächst die Brennnessel gern auf nährstoffreichem Boden. Sie ist – was viele nicht wissen – „zweihäusig“. Das bedeutet, dass es rein männliche und rein weibliche Pflanzen gibt. Wer es also auf die Samen abgesehen hat, die sehr protein- und mineralstoffreich sind, der sammelt im Herbst die nach unten hängenden Rispen der Brennnessel. Wenn man genau hinsieht, sind die einzelnen Früchte wie kleine Dreiecke gebaut und schmecken wunderbar nussig.

Blätter der Brennnessel schmecken auch als Tee

Ab dem Frühjahr schneidet man die Blätter, die am heilkräftigsten vor der Blüte sind. Man kann diese direkt frisch als Tee zubereiten oder auch trocknen und einen Wintervorrat davon anlegen. Um den Körper zu reinigen, wird in der Volksheilkunde eine Brennnesselkur im Frühjahr für drei bis sechs Wochen empfohlen. Hierfür nimmt man täglich etwa 10 Gramm Blätter, überbrüht sie mit 1 Liter Wasser und trinkt den Tee über den Tag verteilt.

Nach der Heiligen Hildegard von Bingen ist die Brennnessel ein Mittel zur Entgiftung, bei Vergesslichkeit und bei Venenentzündungen. Im Originaltext steht: „ Auf keinen Fall taugt die Brennnessel roh gegessen. Wenn sie aber frisch aus der Erde sprießt, ist sie gekocht zu speisen nützlich, weil sie den Magen reinigt und ihm den Schleim nimmt. Wenn ein Mensch gegen seinen Willen vergesslich ist, der nehme Brennnessel und zerstoße sie bis zum saftig werden und setze dem eine mäßige Menge Olivenöl zu. Und wenn er schlafen geht, soll er damit Brust und beide Schläfen einsalben. Er soll das oft machen, und die Vergesslichkeit in ihm nimmt ab.“

In die Suppe kommen neben den Blättern auch Kartoffeln

Ein bekanntes Rezept ist die Brennnesselsuppe, die sich einfach zubereiten lässt. Sie besteht neben Brennnesselblättern aus Zwiebeln, Kartoffeln, Brühe, Créme fraiche und Butter. Hierzu die Zwiebeln in Butter kurz anbraten. Die klein geschnittenen Kartoffeln, die geschnittenen Brennnesselblätter dazugeben und mit Brühe aufgießen. Neben Salz und Pfeffer können Gewürze wie Knoblauch, Estragon und Petersilie verwendet werden.

Liebhaber von Pasta können sich auch an einem Brennnesselpesto versuchen. Dazu werden Pinienkerne, Sonnenblumen- oder Walnusskerne zusammen mit einem hochwertigen Öl, Salz, etwas Zitronensaft und den Brennnesselblätter mit einem Pürierstab oder im Mixer zu Pesto verarbeitet.

Die schmerzenden Brennhaare werden übrigens durch Kochen, Dünsten oder Trocknen unschädlich gemacht. Auch das Pürieren in einem Mixer zerstört die Haare des Krauts.

So wird aus Brennnesseln Spinat

Auch Spinat, zubereitet aus Brennnesselblättern, ist ein leckeres Gericht. Hierzu die Blätter zerkleinern, wie Spinat dünsten und mit Milch, Sahne oder Kokosnussmilch vermischen, um eine rahmige Note zu erhalten. Traditionell wird Spinat mit Kartoffeln und Rühreiern gegessen.