Tierwohl
Die Eier aus dem Hühner-Wohnmobil

Thomas Raab hat sich einen mobilen Hühnerstall zugelegt. Der Wagen ist optimiert, damit die Hühner möglichst oft Eier legen.

17.08.2019 | Stand 16.09.2023, 5:26 Uhr
Roland Thäder

232 Hennen und fünf Gockel leben in diesem Hühnermobil bei Neunburg vorm Wald. Foto: Thäder

Jenseits des Neunburger Stadtrands, am Wanderweg bei der früheren Dorfmühle, gackert es aus und vor einem Wohnwagen. 237 Hühner haben dort, in dem mobilen Hühnerstall, ihr Zuhause. Den Neunburger Thomas Raab, seit jüngstem Hühnerwirt, macht der Blick auf das Areal glücklich. Angefangen hat das alles vor rund zwei Jahren, in seinem Garten hinter dem Wohnhaus und den Garagen in der Kolpingstraße. 20 Hühner liefen dort herum; ihr kleines Hühnermobil hatte Raab selbst gebaut. Nun jedoch hat er aufgerüstet.

40 000 kostet ein Hühnermobil – mindestens

Ein zweites Mobil steht in Kröblitz

Trotzdem: Raab liegt mit seiner Geschäftsidee voll im Trend zu mehr Tierwohl und nachhaltiger Erzeugung von Lebensmitteln. Im Landkreis gibt es mittlerweile mehrere Hühnermobile. Der Klardorfer Hans Sieß etwa hat sich eines angeschafft.In Kröblitz gackern auf einer Wiese 240 Hühner der Familie Pottner. „Wir haben nach einer tierwohlfreundlichen Alternative gesucht“, sagt Georg Pottner im Gespräch mit der Mittelbayerischen; zuvor gab es auf dem Hof Kühe in Anbindehaltung, was nun aufgegeben wurde. Die Eier, die Pottner für Selbstabholer anbietet, ergänzen die Direktvermarktung von Speisekartoffeln, die die Pottners schon länger betreiben.

Der Neunburger Thomas Raab setzt unter dem Namen „Schwarzachtaler Wiesenei“ ebenfalls auf Direktvermarktung und liefert im Abo frei Haus. Die Arbeit mit den Hühnern ist für ihn ein Ausgleich zum beruflichen Alltag. Denn als MAN-Verkaufsleiter für schwere Lastwagen in Ostbayern hat der 52-Jährige einen stressigen Job.

„Ich liebe alles, was grün ist und lege Wert auf gute Lebensmittel.“Thomas Raab

So sieht es aus, wenn die Hühner am Morgen ihren mobilen Stall verlassen:

Ist das Gras aufgefressen, zieht der Wagen um

Oberhalb der Wiese, auf der die weißen und braunen Hühner mit ihren fünf Gockeln den lieben, langen Tag Gras fressen, hat der Nebenerwerbslandwirt zuletzt ein Weizenfeld abgeerntet. Das Korn dient ebenfalls als Futter für die Hühner. Nun hat er auf dem Feld Kleegras angesät. Denn wenn die Hühner den jetzigen Auslauf rund um ihr Domizil abgefressen haben, wird der mobile Hühnerstall an den Traktor gehängt und etwas versetzt, damit den Hühnern wieder frisches Grünfutter zur Verfügung steht. Insgesamt 1000 Quadratmeter groß ist der Auslauf für die Hühner. In alle Himmelsrichtungen ist der Bereich mit Netzen vor Fressfeinden wie Fuchs, Marder oder Habicht geschützt. Abends kehren die Tiere selbstständig in ihr Hühnermobil zurück. Dieses verfügt über zwei Ebenen: den eigentlichen Stall in der ersten Etage und einen mit Gittern verschließbaren Scharraum darunter. Dafür, dass sich die Öffnungsklappen des Mobils kurz nach Einbruch der Dunkelheit automatisch schließen und morgens wieder öffnen, gibt es eine Steueranlage.

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Kunstlicht sorgt im Hühnermobil für einen immer gleichmäßig langen Tag. „Das ist wichtig, sonst hören die Hühner irgendwann auf, zu legen“, weiß Raab. Je nach Jahreszeit wird das Licht angeschaltet. Ist Schlafenszeit, wird es langsam heruntergedimmt, bis es ganz ausgeht. Am nächsten Morgen wecken die Gockel dann ihren Harem mit lautem Kikeriki. Außerdem ist das Hühnermobil belüftet. Für den notwendigen Strom zur Regulierung der Lüftung und für das Licht sorgt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Mobils. Auch ein Futtervorratsbehälter und ein 500-Liter-Wassertank sind vorhanden.

Hennen legen Eier in Dinkelspelz

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