Wirtschaft
Aus für die Ponholzer Rohstoffe

Massive technische Probleme zwingen die Gesellschafter angeblich zur Aufgabe. 47 Beschäftigte fürchten um ihre Jobs.

07.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr

Bei der Rohstoffgesellschaft Ponholz gehen womöglich für immer die Lichter aus. Am 26. Februar wurde Insolvenz beantragt. Unser Bild zeigt wartende Lkw vor der Zufahrt zum Betriebsgelände. Die Teublitzer Ton GmbH, die an der RG eine Mehrheitsbeteiligung hatte, ist davon unberührt. Foto: Rieke

Bei den Mitarbeitern der Rohstoffgesellschaft (RG) Ponholz herrscht Fassungslosigkeit: Vor wenigen Tagen wurde ihnen mitgeteilt, dass der neue Geschäftsführer des Unternehmens, Stephan Ebensberger, Insolvenzantrag gestellt hat. Diesen Schritt können viele der Betroffenen nicht nachvollziehen: Die Auftragslage sei gut, die Qualität des Materials, das in den Gruben abgebaut wird, unbestritten, die Kapazitäten reichten noch für viele Jahre.

Doch die Gründe für den schwerwiegenden Schritt liegen nach Informationen unseres Medienhauses auch ganz woanders, nämlich im technischen Bereich. Wie aus einer Pressemitteilung von Fachanwalt Dr. Hans-Peter Lehner, der vom Insolvenzgericht Amberg zum vorläufigen Verwalter bestellt worden ist, hervorgeht, hat das Bergamt Bayreuth am 26. Februar den Betrieb der sogenannten Sinteranlage untersagt. Die Emissionen sollen die Grenzwerte deutlich überschritten haben. „Damit ist die wirtschaftliche Basis für den Geschäftsbetrieb der RG weggebrochen“, so Dr. Lehner.

Rieseninvestition wäre nötig

Am Montag wurde unter Aufsicht des TÜV mit geänderten Betriebsstoffen (reine Sägespäne, statt Tonkohle) noch ein Testlauf durchgeführt. Die Werte lagen nun zwar wesentlich niedriger als zuvor, doch noch immer zu hoch, um die Anlage unter normaler Auslastung im grünen Bereich halten zu können; sie wurde deshalb umgehend stillgelegt.

Eine Modernisierung würde nach Einschätzung der Gesellschafter rund eine Million Euro kosten; damit nicht genug: Auch der Arbeits- und Brandschutz müsste auf Vordermann gebracht werden. Die Kosten dafür werden auf weitere 300000 Euro geschätzt. Unterm Strich ein Investitionsvolumen, das die Gesellschafter nicht aufbringen können oder wollen. „Seitdem mir (...) die TÜV-Ergebnisse vorliegen, sehe ich, dass keine Möglichkeit zur Fortführung der RG mehr besteht“, lässt sich Erich Koller, 49-prozentiger Teilhaber, zitieren.

Anzeige gegen Ex-Chef

Auch sein Kompagnon, Stephan Ebensberger, beteuerte gegenüber der MZ, er habe keine andere Wahl gehabt, als Insolvenz anzumelden. Zum Jahreswechsel hatte er, Chef des Recyclingunternehmens Erutec, von Rolf Krawczyk eine Beteiligung an der Teublitzer Ton GmbH erworben, die 51 Prozent der Rohstoffgesellschaft hält. Ziel sei es immer gewesen, die RG weiterzuführen, doch das Hauptinteresse Ebensbergers galt dem Geschäftsfeld der Ton-GmbH. Über sie laufen nämlich die vom Bergamt geforderten Rekultivierungsmaßnahmen. Ebensberger hatte diesbezüglich schon über viele Jahre als Dienstleister erfolgreich mit Krawczyk kooperiert.

Zum 1. Januar 2018 wurde Ebensberger zum Geschäftsführer der RG Ponholz bestellt. Bei der Überprüfung der Örtlichkeiten stellte er fest, dass „massive Verstöße gegen Vorschriften des Brand- und Arbeitsschutzes bestehen“. Ende Februar wurden ihm erstmals Verstöße gegen die Abgasgrenzwerte bekannt.

Wegen der erwähnten Probleme hat Erich Koller Strafanzeige gegen Ebensbergers Vorgänger, Krawczyk, erstattet. Insolvenzverwalter Dr. Lehner begrüßt diesen Schritt, denn „aufgrund der Erkenntnisse in der letzten Woche muss ich von erheblichen Verstößen gegen das Umweltschutzrecht ausgehen“.

Krawczyk, seit Jahresanfang offiziell im Ruhestand, reagiert auf die Anschuldigungen gelassen. Er habe, so versicherte er gegenüber der MZ, ein reines Gewissen. Zwar habe es unter seiner Regie hin und wieder Überschreitungen der Grenzwerte gegeben, doch darauf habe er stets reagiert und gegengesteuert. Erst vor zwei Jahren sei ein komplett neues Messsystem angeschafft worden, das regelmäßig gewartet worden sei. Wenn die Abgaswerte zuletzt trotzdem nicht gestimmt hätten, sei das eventuell auf Bedienungsfehler zurückzuführen, mutmaßt Krawczyk. Für eventuelle Ermittlungen sieht er sich gut gerüstet.

Unterdessen hat Bürgermeisterin Dr. Susanne Plank bestätigt, vor knapp zwei Wochen von Stephan Ebensberger über den Ernst der Lage informiert worden zu sein. Für sie war es keine Überraschung, dass der Burglengenfelder die „Teublitzer Ton“ übernehmen wollte; das habe sich abgezeichnet. Im Übrigen gelte es nun, das Beste aus der Situation zu machen. Insolvenz bedeute ja nicht zwingend, dass es keine Hoffnung mehr gebe.

Die 47 Mitarbeiter der RG Ponholz sollen am Mittwoch (7. März) über die aktuelle Entwicklung informiert werden. Kernfragen dürften sein, ob es wenigstens für einen Teil der Beschäftigten die Chance auf Übernahme in einem anderen Unternehmen gibt. Auch ein Sozialplan soll erstellt worden sein. Seitens des Betriebsrats wollte dies bis gestern niemand kommentieren.

Hier lesen Sie mehr Nachrichten aus Maxhütte-Haidhof.

Aktuelles aus der Region und der Welt gibt es über WhatsApp direkt auf das Smartphone.