Forschung
Tagungsteilnehmer gingen unter die Erde

Die europäischen Erdstallforscher trafen sich in Neukirchen Balbini. Vorsitzende Symader wurde im Amt bestätigt.

23.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:29 Uhr
Gang im Erdstall Wulfing, Tagungsteilnehmer Dr. Ralf Keller passt gerade noch hinein. −Foto: Michael Heinrich

Zuletzt wurde 2019 im Rahmen der Eröffnung des Erdstallforschungszentrums „getagt“. Am Freitag startete die Fachtagung mit der öffentlichen Mitgliederversammlung und den Vorstandswahlen. Die Vorsitzende Birgit Symader und Stellvertreter Uwe Hinzpeter wurden erneut einstimmig gewählt. Schatzmeisterin wurde Maria Beenen und Schriftführer Helmut Roith. Beisitzer sind Barbara Heiss, Manfred Moser und Markus Dauch. Im Rückblick der Vorstandschaft wurden die Aufgaben und Denkmalschutzprojekte vorgestellt. Nicht nur das Museum mit diversen Veranstaltungen beschäftigt den Arbeitskreis, auch die drei aktuellen Denkmalschutzprojekte geben ein arbeitsreiches Aufgabengebiet wieder. An dem Besuchererdstall in Rabmühle, mit einer geplanten Eröffnung im nächsten Jahr, wurden bereits aufwendige Sanierungen durchgeführt. Weitere Maßnahmen zum Schutze der Anlage, welche im Schutz des Denkmalschutzes stehen, sind in Arbeit. Den langfristigen Erhalt zu gewährleisten, auch bei den erwartenden Besucherzahlen, stellte die Verantwortlichen vor große Herausforderungen.

Der Samstag startete mit Vorträgen zu neu entdeckten Erdställen in Österreich von Josef Weichenberger, worauf ein Rückblick zum Sanierungsstand der Rabmühle von Birgit Symader folgte. Über die neuesten Erkenntnisse zu Stollen und Höhlen aus der Schweiz, referierte Frau Dr. Helen Wider. Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es auf zur Exkursion. Zuerst führte der Weg nach Wulfing und zu einem Erdstall, der wohl zum letzten Mal für eine Befahrung besucht werden kann, da der Erdstall sehr große Schäden aufweist. Den Tagungsteilnehmer wurde bewusst gemacht, welche großen Aufgaben in der Erhaltung der Anlagen für die Zukunft bevorstehen. Weiter ging es zum Bleschenberg, einem Bergbaustollen bei Sinzendorf. Hier wurden die Teilnehmer über die Ausgrabungsarbeiten von Henryk Gierlik, dem Ausgräber und Führer des Stollens am Bleschenberg, informiert. Die Anlage wurde von dem Montanarchäologen Dr. Martin Straßburger, ein Mitglied des Arbeitskreises, archäologisch untersucht und in das 14 Jahrhundert datiert.

Eine ausführliche Publikation findet sich dazu im „Erdstall 45“. Den Teilnehmern wurde eine Befahrung der Anlage angeboten. Mit einer Seilsicherung ging es über 20 Meter in die Tiefe. Am Abend folgten weitere Vorträge zum Denkmalschutz und die Umsetzung bei den Erdställen, die Analyse verschiedener Darstellungsmethoden für Erdställe und darüber nachdenken, warum Kastanien in Biergärten stehen. Am Sonntag startete Uwe Hinzpeter mit einer Ausführung über die hochmittelalterliche Wasserleitung von Trevi in Umbrien. Gefolgt von einen der führenden österreichischen Erdstallforscher Josef Weichenberger, der über die ‚Typologie der Erdställe‘ berichtete. Allerdings zeigte im Anschluss der Archäologe Ralf Keller auf, wie kurz die Erdstallforschung in den archäologischen Fachwissenschaften vertreten ist. Dies verdeutlichte drastisch, welches Defizit in der archäologischen Dokumentation unserer Erdställe noch auszugleichen ist. Wie sich zeigte, kann man in Neukirchen-Balbini durchaus größere Tagungen abhalten.