Heimatgeschichte
Saßen Kreuzfahrer in Mitterauerbach?

Über die frühe Geschichte des Auerbachtals ist nur wenig bekannt. Dr. Werner Robl versucht, Licht ins Dunkel zu bringen.

05.05.2021 | Stand 16.09.2023, 3:07 Uhr
Mitterauerbach war im Mittelalter eine Keimzelle bei der Besiedelung des Auerbachtales. −Foto: Karl-Heinz Probst

Wer sich heute ins beschauliche Auerbachtal begibt, der tut dies möglicherweise auf dem ausgeschilderten Jakobsweg oder will die Mitterauerbacher Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt besuchen, die ein Juwel des Ortes ist. Diese brachte auch den Hobby-Historiker und Pabonen-Experten Dr. Werner Robl aus Berching dazu, sich mit der Geschichte des Ortes näher zu beschäftigen.

Die Kernfragen, denen er sich widmete, waren die nach dem Ursprung der Kirche und die nach der Rolle und Bedeutung des Ortes im 12. Jahrhundert. Er sieht in den Kirchen die Keimzellen des alten Bayerns noch vor der Herrschaft der Wittelsbacher, die sich im 12. Jahrhundert auch hier in der Oberpfalz durchzusetzen beginnt. Offenbar aber nicht so schnell in Mitterauerbach, wofür laut Robl spricht, dass die Wittelsbacher in Mitterauerbach lange Zeit grundrechtlich keinen Zugriff erzielen konnten, da es als Kirchengut den Zehent an einen kirchlichen Grundherren, nämlich an das Kloster Walderbach abführte.

Dadurch ließe sich aber eine klare Verbindung zu den Pabonen herstellen, einem bedeutenden bayerischen Adelsgeschlecht des Frühen Mittelalters im Donauraum um Regensburg. Laut Robl sei es sehr wahrscheinlich, dass Mitterauerbach, nachdem der Ort im ausgehenden 10. Jahrhundert entstanden war, im 12. Jahrhundert der Sitz eines niederadeligen Ministerialen war, der sich auch für den Bau der Kirche verantwortlich zeichnete. Dies könnte der 1179 in den Regensburger Bischofsakten erwähnte Erchinpert von Urepach gewesen sein.

In der Kirche selbst sprechen einige Indizien dafür, dass dieser Ministeriale ein Kreuzfahrer war, meint Robl. Nicht auszuschließen sei, dass er nach 1167 sogar dem von den Pabonen ins Land geholten Templerorden angehörte. So gibt es in der Kirche einen schlichten, unbeschrifteten Grabstein, der mit einem Kreuzstab-Symbol versehen worden ist. Auch das alte Taufbecken aus Granit könnte aus dieser frühen Zeit stammen.

Erster Kirchenpatron war der Hl. Leonhard

Die Kirche war ursprünglich dem Hl. Leonhard von Noblat geweiht. Wohl deshalb ist die Kirchenachse auf den Sonnenaufgang am 6. November ausgerichtet, der Tag, der dem Heiligen zugeordnet wird. Die Umwidmung zur Marienkirche fand später statt.

Sehr wahrscheinlich sind die Orte im Auerbachtal wohl nahezu zeitgleich entstanden, allerdings dürfte im 12. Jahrhundert Mitterauerbach der bedeutendste der Orte gewesen sein, vermutet Robl. Dass sich die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Urpach auf den Ort Mitterauerbach bezieht, sei aus heutiger Sicht für den Experten sehr wahrscheinlich.

Ein Ort von zentraler Bedeutung

Ein aus dem späteren Mittelalter stammendes Pfründeverzeichnis, das noch erhalten ist, könnte ein weiterer Beleg für die zentrale Bedeutung des Ortes sein. Ältere, bisher geltende Ansichten über Mitterauerbach müssten laut Robl wohl zukünftig angepasst werden. Vielleicht ist das für den ein oder anderen ein guter Anlass, mal wieder einen Ausflug ins Auerbachtal zu unternehmen.