Tradition
Weißes Brauhaus wird geschlossen

Seit 1354 währte die Neunburger Brautradition. Nun suchen die Mehringer-Geschwister mit der Brauerei Jacob nach einer Lösung.

20.04.2015 | Stand 16.09.2023, 7:07 Uhr
Karl-Heinz Probst
Seit 1959 wird hier in der Bachgasse Weißbier gebraut. −Foto: Probst

Noch am 8. September 2014 dementierten Anna und Wolfgang Mehringerin Facebook Gerüchte über eine bevorstehende Schließung ihrer Brauerei:„Liebe Freunde, Bekannte und Unbekannte, in fast acht Jahren haben wir 50 mal verkauft und sind 30 mal Pleite gegangen... Also, auch dieses Mal: wir haben die Brauerei nicht verkauft, wir haben keinen stillen Teilhaber und wir haben nicht Insolvenz angemeldet. Alles nur Gerüchte, die nicht stimmen. Außer das Gerücht, das wir ein echt gutes Weißbier haben, das stimmt.“

Details nicht vor Donnerstag

Am Montagvormittag, ein halbes Jahr später , bestätigten die Geschwister auf Nachfrage der Mittelbayerischen Zeitung, dass das Weiße Brauhaus noch in diesem Jahr seinen Betrieb einstellt. Das haben sie auch ihren Kunden in einem Brief am 1. April mitgeteilt. Demnach soll die Schließung zum 30. April wirksam werden. Nähere Einzelheiten wollten sie nicht mitteilen, weil sie erst noch weitere Gespräche führen müssten. Die Bodenwöhrer Familienbrauerei Jacob werde das Neunburger Brauhaus übernehmen, soviel konnte Wolfgang Mehringer schon sagen. Es werde an einer Lösung für die Zukunft des Hauses gearbeitet. Näheres soll am Donnerstag bekanntgegeben werden.

Bürgermeister bedauert

Bürgermeister Martin Birner bestätigte entsprechende Gespräche. Nach seiner Auskunft soll der Braubetrieb in Neunburg eingestellt werden. Er sei traurig, dass die Pfalzgrafenstadt ihre Traditionsbrauerei, die von gewisser regionaler Bedeutung sei, verliere. Er habe aber auch Verständnis, wenn aus wirtschaftlichen Gründen der Betrieb nicht weitergeführt werden könne. Auch Kunde Markus Greiner vom Panorama-Hotel in Gütenland bedauerte die Schließung: „Es ist schade, dass Neunburg nun auch noch seine letzte Brauerei verliert.“

Mit der Schließung des Weißen Brauhauses geht die seit 1354 bestehende Neunburger Brautradition zu Ende. „Man soll auch weder mulzen noch bräuen überall in dem Gerichte zu Neunburg ohn allein in der Stadt, und wo rechte Ehtafern in dem Gericht zu Neunburg von Alter gewesen sind, da soll man schenken und dieselben Leitgeber sollen das Trinken zu Neunburg von den Burgern kaufen und anders wo nicht.“ Diese Passage steht in einer Urkunde des Pfalzgrafen Ruprecht d. J. vom 24. August, dem Bartholomäustag, 1354, wo erstmals vom Braurecht der Neunburger Bürger die Rede ist. Eine 1954 von der Stadt errichtete Gedenktafel am Weißen Brauhaus erinnert heute noch an diesen bedeutenden Tag.

Die meisten Bürger, um 1800 besaßen zum Beispiel 78 das Braurecht, brauten jedoch nicht selber. Dieses Geschäft besorgten in der Regel Braumeister, die von der Stadt angestellt waren. Der erste Weißbierbrauer ist 1597 mit Georg Stöger belegt, davor wurde nur „braunes“ Bier gebraut. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts gab es in der Pfalzgrafenstadt drei städtische Brauhäuser, zwei braune und ein weißes.

Das weiße Brauhaus befand sich in der Bachgasse (schräg gegenüber dem heutigen Anwesen Karl Käsbauer). Beim Brauhaus befand sich ein Garten mit einer Kegelbahn. 1856 ging der Besitzer, die Actiengesellschaft der Weißbierbrauerei, in Konkurs. Die Stadt ersteigerte den Besitz, 1920 wurden die Gebäude abgebrochen. 1949 erwarben die Kommunbrauer die benachbarte „Bogenmühle“ und errichteten dort ein neues Brauhaus. Bis 1959 brauten Neunburger Bürger und Wirte im Kommunbrauhaus ihr Bier. Zu nennen sind hier etwa der „Brunnerbäck“, der „Blom“, der „Pröls“ etc; 1959 ging es an die Arco-Brauerei mit dem Pächter Wolfgang Mehringer sen. über; seitdem wird dort Weißbier gebraut. 1979 übernahm die Familie Mehringer das Brauhaus. Im ehemaligen braunen Brauhaus mit der Mulz war einige Jahre die Gastwirtschaft „Weißbierkeller“ untergebracht.