Bestattungskultur
Ein Grab mitten in der Natur finden

Jürgen Kölbl stellte vielen Interessierten am Tag der offen Tür den Naturfriedhof im Nittenauer Schlosswald vor.

31.10.2015 | Stand 16.09.2023, 6:55 Uhr
Jürgen Kölbl (links) führte die Besucher am Tag der offenen Tür über den Naturfriedhof. −Foto: Feuerer

Am Sonntag feiern die Katholiken wieder Allerheiligen. Da mit diesem Fest auch ein „Gräbergang“ verbunden ist, muss man sich da zwangsläufig mit dem Thema Tod beschäftigen. Während der Grabpflege kommen dann schon mal Gedanken wie diese hoch: „Was wäre wenn? Möchte ich wirklich ganz traditionell im Sarg in einem Erdgrab bestattet werden? Oder kommt für mich eine Urnenbestattung infrage? Wenn ja, wo? Im Familiengrab, im Urnengrab oder der Urnenwand? Wer pflegt das Grab, wenn ich mich für die Erdbestattung entscheide? Oder gibt es auch noch andere Möglichkeiten, wenn ja welche?“

In manchen Friedhöfen wird mittlerweile auch eine Baumbestattung angeboten. Hier werden, rund um einen Baum, der im Friedhofsbereich steht, Urnen beigesetzt.In Stefling gibt es aber seit wenigen Monaten auch noch die Möglichkeit der Bestattung im neu geschaffenen Naturfriedhof, der im Schlosswald liegt.

Das Konzept des Friedhofs kennenlernen

Hier fand jüngst ein „Tag der offenen Tür“ oder besser ein „Kennenlernnachmittag“ statt. Der Geschäftsführer des Naturfriedhofs, Jürgen Kölbl, hatte dazu eingeladen, um Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich innerhalb einiger Stunden umfassend, nicht nur über das Konzept, sondern auch über viele weitere wichtige Details zu informieren.

Es wurden drei Führungen durch den Naturfriedhof angeboten, und bereits zur ersten Führung waren rund 50 Interessierte erschienen. Der Waldpflegekoordinator und Forstsachverständige Alois Schambeck übernahm diese Aufgabe. Er beantwortete alle Fragen zur Laufzeit, zu den Kosten und zum eigentlichen Prinzip des Naturfriedhofs. Es entstehen hier geringere Kosten als in einem normalen Friedhof, und die Liegezeit beträgt 30 Jahre. Es ist hier ein „Zurück zur Natur“ aus dem Prinzip heraus „Asche zu Asche, Staub zu Staub“, so steht es auch auf der Homepage des Naturfriedhofs.

Im Naturfriedhof hatte Wilfried Lang vom gleichnamigen Bestattungsinstitut eine „Beerdigungssituation“ aufgebaut, damit sich die Besucher vorstellen konnten, wie eine Beerdigung abläuft. Urne, Weihwasser- und Erdenschale stehen auf aus naturbelassenen Hölzern gefertigten Gestellen, und die Stelle, in welche die Urne versenkt wird, ist mit Zweigen und einer Baumscheibe abgedeckt. Lang erklärt, dass die Urne komplett abbaubar ist, da selbst die Schmuckurne aus Buchenholz besteht. Mirjana Lang, ebenfalls vom Bestattungsinstitut Lang, hielt einen kurzen, sehr interessanten Vortrag zur Bestattungsvorsorge.

Auch das Glasatelier Kulow aus Pirkensee war vertreten und zeigte verschieden Beispiele, wie eine „Gedenktafel“ aussehen könnte.

Die Bestattung im Naturfriedhof ist keine anonyme Angelegenheit. Jedem, der hier beerdigt wurde, kann mit einer kleinen aus Glas gefertigten Gedenktafel, gedacht werden. Sie wird dann am entsprechenden Baum oder Stein befestigt und ist mit Namen sowie Geburts- und Sterbedatum versehen.

QR-Codes dienen als Informationsquelle

Dr. Reiner Grasberger informierte die Interessierten Besucher ausführlich über den Sinn und Zweck des QR-Codes, der an jedem zur Verfügung stehenden Baum oder Felsen befestigt ist. Über diesen Code können detaillierte Informationen über den Baum oder Felsen abgerufen werden. Hier erfährt man, ob der Baum noch frei ist, wie viele Beerdigungsstellen er hat, ob es ein Gemeinschafts- oder Familienbaum ist und vieles mehr. Mit einem Smartphone und einer entsprechenden App kann man diese Antworten bereits vor Ort abrufen oder man merkt sich die Baumnummer und holt sich die Infos zu Hause über das Internet.

Zum Abschluss fand noch eine Lesung statt. Juliane Uhl las aus ihrem Werk „Drei Liter Tod“ und wurde dabei von Christoph Frosch musikalisch begleitet.

Jürgen Kölbl freute sich über das große Interesse und die Tatsache, dass bereits fünf Beerdigungen stattgefunden haben. Die meisten Interessenten kommen aus einem Umkreis von 30 Kilometern und werden normal von ihm höchstpersönlich durch den Wald geführt.

Man sieht ihm an, dass er zu 100 Prozent hinter dem Projekt Naturfriedhof steht. Wenn er zu erklären beginnt, fangen seine Augen an zu leuchten, und es erscheint ein fast lausbubenhaftes Lächeln in seinem Gesicht. Sein Vater, so erzählt er weiter, hätte sich immer so eine letzte Ruhestätte gewünscht, leider habe die Familie zu spät davon erfahren. Wohl deshalb ist ihm dieser Naturfriedhof so ans Herz gewachsen.