Gedenkveranstaltung
Nittenau erinnerte an Opfer des NS-Terrors

23.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:47 Uhr
Ulrike Wolf
Übersetzerin Barbara Dudkowski schmückte den Gedenkstein auf dem Richtberg. −Foto: Ulrike Wolf

Am 12. November 1942 wurde der polnische Zwangsarbeiter Zygmunt Marzec am Richtberg in Bodenstein aufgehängt. Dass man sich an die Geschichte wieder erinnert, ist dem Initiatorenkreis um Franz Probst zu verdanken.

Am Sonntag war eine Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des NS-Verbrechens. Probst hatte 2010 das Buch „Verbrechen Liebe“ entdeckt und gesehen, dass eine Geschichte seines Wohnortes Bodenstein darin ist. Als er darin las, dass der anonyme Hinweis vom „örtlichen Fernsprecher“ aus gemeldet wurde, wurde er hellhörig. In seinem jetzigen Wohnhaus war dieser installiert.

2015 Gedenkstein aufgestellt

So forschte er nach, was passiert war. 2012 wurde auf die Initiative der Grünen ein Gedenkkreuz aufgestellt, drei Jahre später ein Gedenkstein. Die Grünen Nittenau machen jedes Jahr im November einen Gedenkspaziergang zur Hinrichtungsstätte. Inzwischen sind auch die noch lebenden Verwandten des Zwangsarbeiters informiert und waren schon in Nittenau zu Besuch. Der Termin am Sonntag war jedoch zu spontan. Doch wer war Zygmunt Marzec? Geboren wurde er am 19. April 1921 in Opatkowice, einem Dorf bei Krakau in Polen. Von 1940 bis 1942 ging er als Zwangsarbeiter für seinen älteren Bruder, der bereits verheiratet war, nach Deutschland. Er arbeitete bei einem Bauern in Bodenstein, als sich eine Bauerstochter in ihn verliebte.

Das könnte Sie auch interessieren:Ausstellung erinnert auch an Brandanschlag von Schwandorf

Am 15. Juni 1942 beschuldigte ihn ein anonymer Anrufer bei der Polizeistation Nittenau der Vergewaltigung dieser jungen Frau. Marzec wurde verhaftet, erst ins Gerichtsgefängnis in Schwandorf, dann in das Konzentrationslager nach Flossenbürg gebracht. Am 12. November 1942 wurde er auf dem Richtberg bei Bodenstein aufgehängt. Die polnischen Zwangsarbeiter mussten der Hinrichtung zur Abschreckung beiwohnen. 1953 wurde der Fall gerichtlich neu aufgerollt. Der Vorwurf der Vergewaltigung wurde entkräftet, er war frei erfunden. Buchautor Thomas Muggenthaler erzählte über die Recherchearbeit zu dem Buch.

Kontakt zu Verwandten hergestellt

Der Nittenauer Partnerschaftsverein hat bereits Kontakt zu Proszowice, wo die Verwandten von Marzec wohnen, aufgenommen. Barbara Dudkowski hat als Übersetzerin viel dazu beigetragen, die noch lebenden Verwandten von Zygmunt Marzec ausfindig zu machen. Sie nahm Bezug auf den derzeitigen Krieg in der Ukraine und verglich die Situation mit Kain und Abel. Obwohl man zwischen Gut und Böse unterscheiden könne, wähle man oft das Böse. Zum Abschluss wurde das „Vater unser“ auf Polnisch und Deutsch gebetet und ein Gedicht von Dorothea Gebauer, vorgelesen.