Arbeit
Mit 57 noch kein „altes Eisen“

Die Agentur für Arbeit informierte sich bei der MMM in Stadlern über Möglichkeiten, dem Fachkräftemangel Herr zu werden.

11.08.2018 | Stand 16.09.2023, 5:56 Uhr
Ralf Gohlke

Johann Thanner (57), erklärte Markus Nitsch und Daniela Fleischmann von der Agentur für Arbeit sowie Hauptgesellschafter Michael Koller und Werksleiter Norbert Weinhold (von links) sein neues Aufgabenfeld an einer hochmodernen CNC-Fräsmaschine. Foto: R. Gohlke

An den äußersten Zipfel im Nordosten des Landkreises Schwandorf führte am Freitag die Dienstfahrt des noch relativ neuen Leiters der Agentur für Arbeit Markus Nitsch. Ziel der immerhin fast 60 Kilometer langen „Reise“ war der Hauptproduktionstandort der Firma MMM in Stadlern. Zwei Gründe gab es dafür. „Einerseits liegt es mir am Herzen, die großen Unternehmen in meinem Amtsbereich persönlich kennenzulernen und zum anderen interessieren mich spannende Personalgeschichten vor allem dort, wo Wege beschritten werden, die bislang nicht so populär waren“, begründete Markus Nitsch seinen Besuch.

Mit Letzterem sprach er die Einstellung des 57-jährigen Metallfacharbeiters Johann Thanner an, der zuvor in einem Betrieb in Oberviechtach gearbeitet hatte und nun in Stadlern weiterhin seinem Beruf nachgehen kann.

„Das Wohl unserer Beschäftigten liegt uns besonders am Herzen“, erläuterte Firmeninhaber Michael Koller am Beginn der Zusammenkunft. Dies resultiere nicht zuletzt aus der Firmenphilosophie seines Vaters und Gründers, Johann Koller. Dem sei es ein Anliegen gewesen, dass Unternehmen in seiner Heimat zu etablieren, um den Menschen hier ein Einkommen zu ermöglichen.

Sei 57 Jahren beschäftige das Unternehmen bereits die Problematik ausreichend Facharbeiter zu bekommen, was zunächst am Eisernen Vorhang gelegen habe. Diesbezüglich bedauerte er, dass es auch nach nunmehr 30 Jahren der Grenzöffnung nicht gelänge, einen geordneten Grenzverkehr im Bereich Schönsee/Stadlern zu etablieren.

Bereits seit 1964 werde in dem Werk überproportional ausgebildet und herrsche ein ebensolches Beschäftigungsverhältnis. „Bei uns wurden Metzger, Schreiner und Frisöre zu Metallfacharbeitern ausgebildet, konnten so hier in der Region bleiben und mussten nicht nach München oder Nürnberg“, erklärte Koller. Johann Thanner sei aus dem Grund auch kein Einzelfall.

Er schilderte, dass seinerzeit öfter die Werkstore an den Wochenenden geöffnet wurden, damit Landwirte ihre Maschinen reparieren konnten und auch so manche heimische Fensterbank aus Edelstahl sei dort gefertigt worden. Diesbezüglich beklagte er etwas den Rückgang der Solidarität, die einst von Seiten der Arbeitnehmer mit „ihrem“ Unternehmen geherrscht habe. Dies sei heute nicht mehr in gleichem Maß der Fall.

Heute würden die Autohersteller die Fachkräfte mit besserer Bezahlung abwerben, meinte er, aber nur Roboter mit Material zu füttern sei weit weniger anspruchsvoll. Hier seien dagegen Kopfarbeit und Kreativität noch echt gefordert.

Geschäftsführer Robert Eibl ergänzte die Aussagen durch eine Präsentation der gesamten MMM-Group, insbesondere mit der Vorstellung der eigenen Akademie sowie den Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten, die sogar von den Kunden genutzt werden könnten. Er betonte den Unterschied zu Unternehmen wo es hieße, „der Mensch ist im Mittelpunkt“ oder „der Mensch ist Mittel, Punkt.“

In seiner persönlichen Vorstellung schilderte Johann Thanner aus Teunz, wie es zur Einstellung bei der MMM gekommen sei. 40 Jahre sei er bei der Zinser AG, später Saurer Components GmbH, beschäftigt gewesen. Im März 2106 sei der Betrieb in Oberviechtach eingestellt worden und für ihn habe die Suche nach einem neuen Arbeitgeber begonnen. Auf viele seiner Bewerbungen habe er nicht einmal eine Antwort erhalten. In Stadlern habe es nach dem Personalgespräch dann sofort geklappt. Auch drei seiner Kollegen seien dort untergekommen.

Agenturleiter Markus Nitsch war sicher, dass sich derzeit Beschäftigte im Fall einer Firmenschließung nicht all zu viele Gedanken zu machen brauchten. Viele Chancen würden sich eröffne, man müsse nur die Augen offen halten. „Längerfristig haben jene Unternehmen ein Problem, die Arbeitnehmer nicht anständig behandeln“, war er sicher.

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