Erfolg
Der schönste Schäferhund der Welt

Die Hundezucht von Erich Bösl aus Schwandorf genießt weltweit einen guten Ruf. Unter den Tieren ist auch eine Weltsiegerin.

09.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:50 Uhr
Verena Obermeier
Jürgen Manser und Erich Bösl (rechts) mit der Weltsiegerin „Oililly von der Piste Trophe“ −Foto: Fotos: Bösl

Ein leichter Windstoß bringt die Blätter der Bäume und Sträucher zum Rascheln, die Septembersonne strahlt an diesem Nachmittag vom Himmel und es ist noch einmal spätsommerlich warm. Als die Türglocke im Haus schellt, biegen auch schon zwei Schäferhunde um die Ecke. Ihre Ohren sind erwartungsvoll aufgestellt, das Fell glänzt seidig in der Sonne. Leichtfüßig traben sie zum Gartentor, die Augen hellwach und interessiert auf den Besuch gerichtet, der da ihr Revier betreten möchte. Während „Thiago“ und „Yenni“ noch freudig mit der Rute wedeln, kommt Erich Bösl aus dem Garten und ruft seine Hunde zu sich. Prompt machen die beiden kehrt. Auf eine Geste und einen knappen Befehl hin laufen sie in ihren Auslauf, wo sie erst einmal ihren Durst stillen. Als Erich Bösl zum Gartentor kommt, öffnet seine Frau Ingrid bereits lächelnd die Haustür. Wenig später sitzen die beiden vor einer dampfenden Tasse Kaffee am Esszimmertisch und beginnen zu erzählen.

Wenn es um Schäferhunde geht, sind die beiden in ihrem Element. Auf die Frage, warum er diese Hunderasse züchte, gerät Erich Bösl (60) ins Schwärmen: „Diese Ausstrahlung, die stehenden Ohren, ihre Leistung und ihre Vielseitigkeit. Nicht umsonst ist der Schäferhund der Gebrauchshund Nummer eins in Deutschland. Er ist vielseitig einsetzbar, etwa als Lawinensuchhund, als Therapiehund, als Spürhund oder im Polizeidienst. Ein Zehnkämpfer, wenn man so will“, sagt der Schwandorfer lächelnd. Darum sei für ihn auch nie eine andere Rasse in Frage gekommen.

Seit 53 Jahren Tierzüchter

Bereits mit sieben Jahren begann der heute 60-Jährige mit dem Züchten, damals waren es allerdings noch kleinere Tiere: Mit Brieftauben sammelte er seine ersten Erfahrungen als Züchter. Die Leidenschaft für Tauben und fürs Züchten ist ihm geblieben, lediglich die Tiere sind größer geworden. Seit 38 Jahren züchtet er erfolgreich Schäferhunde. 300 Welpen, schätzt er, waren es bis jetzt.

Bereits als der erste Schäferhund bei ihm einzog, ein Rüde mit dem klangvollen Namen „Kim von der Naabtalperle“, war für Bösl klar: Wenn er sich Hunde hält, will er auch züchten. 1978 bescherte ihm seine erste Zuchthündin „Susi von der Wienerau“ drei gesunde Welpen. Erich Bösls Ära als Schäferhundezüchter hatte begonnen. Kurz darauf konnte er auch schon Erfolge auf Zuchtschauen verbuchen. „Jesse von der Wienerau“ hieß seine erste erfolgreiche Hündin.

Heute genießt der Zwingername „von der Piste Trophe“ weltweit einen sehr guten Ruf, schließlich sind die Welpen in alle Herrenländer verkauft worden.

„Während vorher alles zu 99,9 Prozent perfekt war, ist es nach diesem Wochenende 100-prozentig perfekt.“Hundezüchter Erich Bösl

Kenia, Malaysia, Südafrika, Pakistan und Indien zählen dabei laut Bösl wohl zu den exotischsten Nationen.Dass seine Zuchtstätte diesen Ruf nicht umsonst genießt, hat er bei Zuchtschauen mehrfach eindrucksvoll bewiesen: Mit „Enschi von der Piste Trophe“ gewann er 1999 in der Junghundklasse Hündinnen, zwei Jahre später holte das Tier die Spitzenbewertung „Vorzüglich-Auslese“ (V-Auslese), den höchsten Titel, der nur bei SV-Bundessiegerzuchtschauen für wenige Tiere in der Gebrauchshundklasse (ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr) vergeben wird. 2011 erzielte „Wendy von der Piste Trophe“ ebenfalls eine V-Auslese bei der SV-Bundessiegerzuchtschau in Nürnberg.

Dies sei damals ein spektakuläres Wochenende gewesen, erzählt Ingrid Bösl. Zuerst sei am Wochenende der Schau Enkeltöchterchen Paulina zur Welt gekommen, dann holte „Wendy“ am Sonntag auch noch diesen Titel bei der SV-Bundessiegerzuchtschau in Nürnberg. Überhaupt scheint die fränkische Metropole den Bösls Glück zu bringen.

Auch am vergangenen Wochenende fand die SV-Bundessiegerzuchtschau in Nürnberg statt und der Zwingername „von der Piste Trophe“ konnte erneut Erfolge feiern: Fünf Hunde aus Bösls Zucht waren an diesem Wochenende ausgestellt worden, somit konnte er sogar eine Zuchtgruppe zur Bewertung vorführen. Darunter der knapp dreijährige Rüde „Finn von der Piste Trophe“, der nun bei Ludwig Weigl in Amberg lebt, einem langjährigen Weggefährten Bösls. Finn holte sich die hervorragende Bewertung „Vielversprechend“.

Spitzenbewertung für „Oililly“

Dann ist da die sechsjährige „Oililly von der Piste Trophe“, ein echtes Allroundtalent. Während der Woche begleitet sie ihre Besitzerin Beate Ellinger aus Wiesloch, die als Lehrerin arbeitet, in den Unterricht. Allein dreimal erreichte sie eine V-Auslese, am vergangenen Wochenende wurde sie sogar zur Weltsiegerin gekürt. Da ist Züchter Erich Bösl zu Recht stolz. Denn die schönste Schäferhündin der Welt stammt somit aus Schwandorf.

Auch Oilillys Tochter „Tinkerbell von der Baiertaler Straße“, die ebenfalls Manser und Ellinger gehört, erzielte eine Spitzenbewertung (V-Auslese). Obendrauf ziert „Gianna vom Pendler“, deren Eigentümer Erich Bösl ist, auch noch das Titelbild der SV-Bundessiegerzuchtschau.

„Während vorher alles zu 99,9 Prozent perfekt war, ist es nach diesem Wochenende 100-prozentig perfekt“, sagt Erich Bösl. „Seine Hunde haben ihm damit ein nachträgliches Geschenk zum 60. Geburtstag gemacht“, ergänzt Ingrid Bösl schmunzelnd.

Auch wenn mitten im Gespräch das Telefon klingelt und wieder ein Schäferhundefreund zum Erfolg gratuliert, Erich Bösl bleibt bescheiden. Für ihn stehen das Hobby und die Leidenschaft für die Tiere immer noch im Mittelpunkt. Und ans Aufhören denkt er noch lange nicht. In Gedanken plant er bereits für die nächste Bundessiegerzuchtschau 2017 in Ulm.

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