Natur
Hornissen sind Jäger – aber friedliche

Die Riesenwespen sind geschickte Insektenjäger. Rund um die Uhr jagen sie – weniger für sich, sondern für ihre Larven.

19.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:16 Uhr
Hornissen sind scheue Tiere und gehen Konfrontationen eher aus dem Weg. −Foto: Johannes Selmansberger

Eine Hornisse ist drei bis vier Zentimeter lang und damit die größte staatenbildende Wespenart Mitteleuropas. Und ja, sie sticht auch zu, wenn sie sich bedroht oder bedrängt fühlt. „Der Stich einer Hornisse ist nicht gefährlicher als der einer Honigbiene, einer Hummel oder einer herkömmlichen Wespe“, versichert Oskar Deichner, Biologe vom Bund Naturschutz. „Dass Hornissen Menschen und Pferde mit wenigen Stichen töten können, ist wissenschaftlich widerlegt“, so Deichner weiter. Gefährlich ist ein Stich nur im Mund- oder Rachenraum, aber nicht wegen des Giftes, sondern weil dort eine Schwellung das Atmen behindern kann.

Besonders aufpassen müssen Allergiker, denn sie können auf bestimmte Eiweißkörper reagieren, die im Gift von Hornissen enthalten sind. Personen mit einer Bienengiftallergie sind nicht automatisch gegen Wespen oder Hornissen allergisch. Das Gute: Bei Hornissen muss man beim Frühstück im Freien keine Angst haben, dass sich das Tier auf das Marmeladenbrot setzt. Hornissen haben kein Interesse an Süßem. Deshalb kommt ein Stich im Mund und Rachen auch kaum vor.

Ein Hornissenjahr beginnt je nach Witterung zwischen April und Mai, findet seinen Entwicklungshöhepunkt im August und endet im Oktober. „Bis zum November schafft es kaum ein Volk, und wenn, dann so dezimiert, dass wir Menschen sie nicht mehr wahrnehmen“, sagt Deichner. Es überleben im Herbst nur die begatteten Jungköniginnen, die sich für den Winter einen geschützten Unterschlupf suchen. Hornissen sind scheue Tiere. Außerhalb ihres Nestbereichs gehen sie Konfrontationen aus dem Weg. Verfliegt sich eine Hornisse nachts in ein Haus, kann man das Tier durch Ausschalten des Lichtes und weites Öffnen der Fenster leicht zum Wegfliegen bringen. In einem Bereich von etwa vier Meter um das Nest reagieren Hornissen auf Störungen empfindlich und können angreifen. Hält man sich an diese „Ruhezone“, kann man den Hornissen bei ihrer interessanten Arbeit zuschauen.

Da natürliche Nistmöglichkeiten wie Höhlen in großen Laubbäumen an Waldrändern vielerorts fehlen, nutzen Hornissen auch Dachböden, Scheunen oder Vogelnistkästen. „Da ein Hornissenvolk im Herbst stirbt, sollte jeder Gartenbesitzer bis zu diesem Zeitpunkt warten und erst dann das Nest entfernen“, erklärt Arnold Kimmerl, Imker und Hornissenexperte beim Bund Naturschutz. Nur wenn sich der Bau an einer nicht tolerierbaren Stelle befindet, kann man über eine Umsiedlung nachdenken. Hierfür braucht man aber Spezialisten. Ratschläge gibt die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Schwandorf.

Die Riesenwespen sind durch ihre Lebensweise eine Art Naturpolizei im Ökosystem und besitzen eine bedeutende Rolle für natürliche Regulationsprozesse bei Insekten. „Hornissen zählen zu den besonders geschützten Tierarten und werden durch das Bundesnaturschutzgesetz rechtlich geschützt. Sie dürfen nicht getötet und ihr Nest nicht zerstört werden. Wer Probleme mit den Tieren hat, muss einen Experten kontaktieren“, so Arnold Kimmerl.

Rund um die Uhr:Kohlenhydrate
Hornissen fressen Fliegen, Bremsen, Motten und auch Wespen, Bienen oder Libellen – daher die Bezeichnung „Insektenjäger“. Gejagt wird meistens im Flug, Tag und Nacht. „Ein großes Hornissen-Volk vertilgt täglich ein halbes Kilo Insekten und die Larven müssen ständig gefüttert werden“, erklärt Klaus Pöhler, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Schwandorf.: Erwachsene Arbeiterinnen fressen fast nur Kohlenhydrate: Pflanzensäfte von Fallobst und Baumrinden, Nektar von Blüten, Honigtau der Blattläuse.