Veterinäre am Limit
Kommentar zur Tierarzt-Lage im Landkreis Schwandorf: Die Wende verschlafen

02.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:49 Uhr
Aufwendige Diagnostik ist in der Tiermedizin Alltag. −Foto: Symbolbild: Andreas Arnold, dpa

Die Tierärzte im Landkreis Schwandorf kommen mehr und mehr an die Belastungsgrenze. MZ-Autorin Stefanie Kraus weist in ihrem Kommentar die Schuld von den Veterinärem - und sucht die Fehler im System.

Die angespannte tierärztliche Versorgungslage im Landkreis Schwandorf ist das Ergebnis eines über viele Jahre hinweg in Deutschland gärenden Missstands. Mittlerweile sind Praxen wie Kliniken personell am Ende, oft können Notdienste nicht mehr gestemmt werden. Dieser verheerende Zustand könnte im Zweifel Tierleben kosten. Das ist nicht die Schuld der Ärzte, die oft über ihre Belastungsgrenze hinaus arbeiten und nicht müde werden, Lösungen für die eigene, aussichtslose Lage zu finden. Gemeinschaftspraxen oder Zusammenschlüsse mehrerer Ärzte, um zumindest eine Notversorgung sicherzustellen, sind leuchtende Beispiele.

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Trotzdem können sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Veterinäre mittlerweile im permanenten Ausnahmezustand agieren. Das fordert auf Dauer seinen Tribut. Der Tierarztberuf ist angesichts eines steigenden Bedürfnisses nach einer Work-Life-Balance so unattraktiv wie nie. Angesichts dessen scheint es fast ironisch, dass weiterhin Schulabgängern ohne passende Abiturnote der Zugang zum Veterinärsstudium verweigert wird.

Eine Branche mit diesen gravierenden Nachwuchsproblemen kann sich diese längst überholte Form der Auslese schon viel zu lange nicht mehr leisten. Hier muss ein sofortiges Umdenken stattfinden, sonst wird sich die Lage unaufhaltsam zuspitzen – zulasten von Mensch und Tier.