Gesundheit
Neuer Giftfilter für das Müllkraftwerk

Der ZMS lässt die Rauchgasreinigung an der Ofenlinie vier in Schwandorf erneuern. Schadstoffe sollen keine Chance haben.

22.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:19 Uhr
Reinhold Willfurth
Im Müllkraftwerk des Zweckverbands Müllverwertung Schwandorf (ZMS) wird die Rauchgasreinigung an der Ofenlinie vier (l.) erneuert. −Foto: Ahnen&Enkel/Silke Reents

Das Müllkraftwerk in Schwandorf soll noch sauberer werden: Der Zweckverband Müllverwertung Schwandorf (ZMS) erneuert in den kommenden Jahren die Rauchgasreinigung der Ofenlinie vier. Die bis zu zehn Millionen Euro teuere Investition wappnet das Müllkraftwerk auch für künftige, strengere Abgasrichtlinien.

Während der Bauarbeiten gingen zwei Fünftel der Verbrennungskapazität desSchwandorfer Müllkraftwerksvon derzeit 450.000 Tonnen verloren, erläuterte ZMS-Verbandsdirektor Thomas Knoll bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. In den Jahren 2025 bis 2028 würden diese 40 Prozent Müllmenge quer durch Bayern und die gesamte Republik auf sieben Müllverbrennungsanlagen verteilt, und zwar zumeist per Lkw, weil es an Schienenverbindungen fehle.

Update für die Gesundheitsgarantie

Die Gesundheitsgarantie für die Schwandorfer sei den großen Aufwand wert, findet Landrat und ZMS-Verbandsvorsitzender Thomas Ebeling (CSU). Wobei Konrad Rieger, der technische Leiter des Müllkraftwerks, versicherte, dass die jetzige Rauchgasreinigung die gesetzlichen Grenzwerte bei weitem unterschreite. Dies gelte auch für Quecksilber.

Die neue Rauchgasreinigung ist auf solche Grenzfälle vorbereitet. Technisch fußt das Verfahren auch nach der Renovierung auf die Säuberung der Abgase durch Kalk und Aktivkohle. In der neuen Anlage sorgt dann ein „Aktivkohle-Booster“ dafür, dass bei Bedarf genug des rettenden Stoffs eingeblasen werden kann, um etwa Quecksilber zuverlässig auszuscheiden. „Eine Art Airbag, den wir hoffentlich nie brauchen“, sagte Thomas Knoll zu der Einrichtung. Sicher sei aber auch, dass die Grenzwerte für Quecksilber ab 2022 deutlich gesenkt würden, ergänzte Konrad Rieger. Dafür sei man mit der neuen Anlage bestens gerüstet.

Reagenzien:Wirkung:
In den beiden 42 Meter hohen Reaktoren der Rauchgasreinigung der Ofenlinie vier kommen Kalk, Aktivkohle, Wasser und Luft zum Einsatz.Kalk reinigt die Abgase von Säuren wie Schwefel-, Salz- oder Flusssäure. Aktivekohle filtert Schwermetalle wie Cadmium, Blei oder Quecksilber heraus.

Der Hauptgrund für die Komplettrenovierung ist aber laut Thomas Knoll die Wartungsfreundlichkeit der neuen Anlage. Bislang müsse die Ofenlinie regelmäßig heruntergefahren werden, um Rückstände in der Rauchgasreinigung abzuschlagen, die die Anlage zu verstopfen drohten. Das koste Zeit und jedesmal 40.000 Liter Heizöl, um die Ofenlinie wieder in Gang zu bringen. Auch mit Kalk und Aktivkohle gehe die neue Anlage in den 42 Meter hohen Reinigungstürmen sparsamer um als bislang.

Steigen die Müllgebühren?

Wie wirkt sich die Millioneninvestition auf den ZMS-Haushalt und die Umlagen der ostbayerischen Verbandskommunen aus? Thomas Knoll erwartet zumindest für die nächsten beiden Jahre keineErhöhung der Umlage. In den beiden folgenden Jahren aber müsse man schon „genauer hinsehen“. Deutlich schlimmer würde sich aber eine CO2-Bepreisung für die Müllverbrennung auswirken, die derzeit in der Diskussion sei.