Allzeithoch beim Milchpreis
Rinderzüchter im Landkreis Schwandorf ziehen bemerkenswerte Bilanz

30.01.2023 | Stand 15.09.2023, 1:50 Uhr
Max Schmid
Diese Züchter wurden von der Kreisrinderzuchtgenossenschaft geehrt. Unser Bild zeigt sie unter anderem mit OB Andreas Feller und stellvertretendem Landrat Richard Tischler (r.). −Foto: Max Schmid

Die Rinderzüchter im Landkreis sind mit dem aktuellen Milchpreis von rund 60 Cent je Liter mehr als zufrieden. Bei der Jahresversammlung ihrer Genossenschaft im Tierzuchtzentrum war die Rede von einem Allzeithoch. Allerdings gab es auch für Landwirte eine Kostenexplosion bei Futtermitteln, Dünger und Energie.

Vorsitzender Matthias Irlbacher informierte, dass sich die Rinderzucht 2022 im Landkreis trotz eines kleinen, futtertechnische bedingten Leistungsrückgangs positiv dargestellt habe. Es gebe immer mehr 100000-Liter-Kühe. Und auch der Auftrieb einer guten Qualität von Jungkühen auf den Viehmärkten zeige den Fortschritt in der Zucht auf.

Ursache des derzeit hohen Milchpreises seien die verhaltende Anlieferung, bedingt durch immer weniger Milchkühe. Berücksichtige man die gestiegenen Kosten, werde sich der Durchschnittspreis je Liter Milch auf 53 Cent belaufen. Damit habe man erstmalig seit Ermittlung der Vollkosten der Milcherzeugung eine Überdeckung bei den Erlösen erreicht.

Bereits wieder Anzeichen für Trendumkehr

Irlbacher zeigte sich aber auch besorgt über die aktuellen Prognosen der Branchenvertreter, die einen deutlichen Rückgang der Milchpreise vorhersagen. Gründe hierfür seien die wieder gestiegene Milchanlieferung und eine Absatzschwäche im In- und Ausland. Die nötige Konsequenz hierauf wäre, weniger Milch anzuliefern, was aber auf dem freien Markt unmöglich sei.

Irlbacher ging auch auf die von der EU geforderte Reduzierung von Pestiziden um 50 Prozent und von Dünger um 20 Prozent ein. Nach Aussage des Kieler Uni-Professors Henning könne dies nur in Zusammenhang mit einer Marktregelung (Zölle und Außenschutz) erreicht werden. Konkrete Maßnahme seien deutlich höhere Ausgleichszahlungen für freiwilligen Verzicht auf Dünger, nicht aber durch Zwang wie die Düngeverordnung in sogenannten roten Gebieten.

Zuchtleiter Thomas Nibler gab bekannt, dass dem Rinderzuchtverband Oberpfalz derzeit 1474 ordentliche Mitglieder angehören. Es gebe mittlerweile 116 Kühe, die die 100000-Liter-Grenze überschritten haben, elf davon im Landkreis Schwandorf. Merkmale der Kuhprofilermittlung seien die Milchleistung, Fett- und Eiweißgehalt sowie die Lebensleistung der Milchkuh. Nibler lud zur Teilnahme an der Bundesfleckviehschau im September 2023 nach Miesbach ein.

Tischler spricht Landwirten Mut zu

Stellvertretender Landrat Richard Tischler, der nach eigenen Worten selbst kein Experte der Rinderzucht sei, wohl aber die Probleme der Landwirte kenne, bezeichnete es als schwierig, alle Interessen unter einen Hut zu bringen. Dennoch sollen sich Landwirte nicht entmutigen lassen, sie würden von der Gesellschaft gebraucht. OB Andreas Feller zeigte sich davon überzeugt, dass Lebensmittel aus bäuerlicher Produktion auch dort erzeugt werden sollen, wo sie verbraucht werden.

Landwirtschaftsdirektor Georg Maier vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten kündigte zahlreiche Neuerungen an. Er verwies zudem auf die Beratungsinitiative seiner Behörde zum Thema Anbindehaltung und bedauerte, dass es im Landkreis nur noch 519 Milchkuhhalter gebe. Mit dem Generationenwechsel werde die Milchviehhaltung oftmals aufgegeben, weitere Ursache seien die vielen Regularien für die Landwirte.

Ein Fachreferat „Kuhsignale – gesehen mit den Augen einer Kuh“ durch Wolfgang Müller von den Bayerischen Staatsgütern schloss sich an.

Zahlreiche Mitglieder wurden ausgezeichnet

Die Kreisrinderzuchtgenossenschaft ehrte folgende erfolgreiche Milchkuhhalter: „Spitzenbetriebe“ sind Markus Piehler, Wolfsbach, Johann Ippisch, Bubenhof, und Josef Wendl, Kemnath bei Fuhrn. Für die 100000-Liter-Kuh „Dur“ wurde Johann Hösl aus Hof (Oberviechtach) ausgezeichnet. Bester Marktbeschicker bei Zuchtkälbern ist die Kienerhof GbR aus Münchshöf, bester Marktbeschicker bei Großvieh ist der Kemnather Josef Wendl.

Die Auszeichnung „Kuhprofi“ ging an Josef Baumer (Neunburg v. W.) und Johann Ippisch (Bubenhof). Spitzen-Biobetrieb wurde Andreas Kulzer aus Dietersdorf. Weitere Auszeichnungen für Prüfbullen gab es für die Maier GbR, Egelsried mit Bullen „Villar“, Josef Wendl, Kemnath mit Bullen „Hype“ und die Müller GdbR aus Köttlitz für den Bullen „Millionaire“.