Rekultivierung
Ökologischer Waldumbau schreitet voran

Auf dem Westfeld in Wackersdorf soll ein Mischwald entstehen. Das Energieunternehmen Uniper startete mit Teil 2 der Maßnahme.

02.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:40 Uhr
Im zweiten Abschnitt des Waldumbauprogramms von Uniper kam auch ein Erdbohrgerät zum Einsatz. So kann das Wurzelwerk der jungen Bäume tiefer in die Erde eingepflanzt werden. −Foto: U. Binner

Die Firma Uniper hat mit dem für 2021 geplanten Teil 2 den auf drei Jahre angelegten Umbau der Nadelwald-Monokulturen südwestlich des Rekultivierungsgeländes Wackersdorf-Westfeld fortgesetzt. Wie im vergangenen Jahr begonnen, soll auf weiteren 10 000 Quadratmetern ein ökologisch wertvoller, dem Klimawandel trotzender Mischwald entstehen, schreibt das Energieunternehmen in einer Pressemitteilung.

Rechtzeitig zum Frühlingserwachen konnten die diesjährigen Pflanzungen von rund 6000 Bäumen und Sträuchern erfolgreich abgeschlossen werden. Die „notwendigen Entnahmen“ der Kiefern erfolgten in der zweiten, frostigen, vegetationsarmen Januarwoche. Insgesamt wurden gut 110 Festmeter Holz ausgelichtet, die zur weiteren Verwendung teilweise abtransportiert bzw. gehäckselt wurden. Das Häckselgut wurde soweit wie möglich zur Verbesserung der Nährstoffe im Boden vor Ort belassen.

Aus dem dünnerem Astmaterial sind Totholzinseln aufgeschichtet worden. Mit einem Teil des bei der Auslichtung angefallenen Astmaterials werden die in den rekultivierten Bereichen des Westfelds bereits vorhandenen Totholzhaufen ergänzt, da diese im Laufe der Jahre verrotten. Auch werde ein Teil des Schnittguts noch für weitere Totholzhaufen im Rahmen der anstehenden Rekultivierung des Westfelddamms Verwendung finden.

„Torsobäume“ für Insekten

Geeignete Baumstämme gehen an die holzverarbeitende Industrie. Ebenso wie Totholzhaufen und Wurzelstockinseln wurden auch bei der diesjährigen Umbauaktion sogenannte Torsobäume als geschützte Lebensräume für diverse Insekten, Amphibien, Kleinsttiere und bestimmte Vogelarten eingerichtet. Zur Schaffung der „Neubauwohnungen“ wurden 22 Bäume auf vier bis sechs Meter gekappt. Anders als im vergangenen Jahr wurden dieses Jahr nur Kiefern aus der Monokultur entnommen, um Platz für die Laubbaumpflanzungen zu schaffen.

Die Pflanzungen mit Bäumen erster Ordnung – rund 5200 Rotbuchen, Stieleichen, Winterlinden und Hainbuchen – mit Wuchshöhen über 20 Meter fanden ab der zweiten Märzwoche statt. Sie wurden in den bestehenden Kiefernbestand als Unterpflanzungen integriert. Zusätzlich entstanden entlang des Waldrandes Buschgruppen aus insgesamt 100 Weißdorn, gewöhnlichem Schneeball, Heckenrosen und Pfaffenhütchen.

Schutzzaun gegen Wildverbiss

Daran schließen drei Reihen mit insgesamt 100 nicht sehr hoch wachsenden Bäumen (sogenannter zweiter Ordnung mit Wuchshöhen zwischen zehn und 20 Metern) der Sorten Vogelkirsche, Purpurweide, Wildapfel und Wildbirne. Gegen Wildverbiss werden die Neupflanzungen, wie schon beim Abschnitt 1, für die ersten Jahre (bis zu einer Aufwuchshöhe von rund 1,30 Meter) mit einem rund 600 Meter langen Wildschutzzaun geschützt, der in der ersten Märzwoche gezogen wurde. Rechtzeitig vor dem Frühlingserwachen der Vegetationsperiode folgten ab der zweiten Märzwoche die eigentlichen Pflanzarbeiten.

Die Setzlinge wurden bodenschonend von einer Forst- und Landschaftspflegefirma aus der Region gepflanzt. Um das Wurzelwerk der jungen Bäume tiefer in die Erde einbringen zu können, kam auch ein Erdbohrgerät zum Einsatz. Die Arbeiten erfolgen wieder in enger Zusammenarbeit mit Fachleuten der Forstwirtschaft. Ziel ist die Schaffung eines artenreichen, ökologisch wertvollen Mischwaldlebensraums für Insekten sowie Vögel und Pflanzen. Über 300 000 Euro investiert Uniper in das auf drei Jahre angelegte Waldumbauprogramm zwischen dem Rekultivierungsgelände Westfeld und der Autobahn A 93.

Die nördliche Grenze der insgesamt etwa 55 000 Quadratmeter Umgestaltungsflächen bildet der Wasserzulaufgraben zu einer Naturschutz-Ausgleichsfläche, dem sogenannten BBI-Becken. Die südliche Begrenzung ist ein Waldweg zwischen der Industriestraße und der A 93. Das Projekt unterstützt das Waldumbauprogramm der Bayerischen Staatsregierung zur Schaffung gesunder, standorttypischer und klimawandelresistenter Laub- und Mischwaldflächen und sei detailliert mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten abgesprochen.

Kohlerevier:Zeitplan:
Insgesamt sieben Jahrzehnte war das Wackersdorfer Braunkohlerevier von bergmännischer Nutzung geprägt. Die Rekultivierung der Westfeld-Flächen lag bei der ehemaligen Bayerischen Braunkohleindustrie (BBI), dem Bayernwerk und E.ON,Von dieser hat Uniper die Aufgabe übernommen. Das Rekultivierungsprojekt wurde 2002 gestartet. Der Abschluss der Rekultivierung des Westfelds startet mit dem dritten Bauabschnitt im Frühjahr 2021. Bis Ende 2022 ist geplant, die Arbeiten abzuschließen.

Uniper hatte zugesichert, im Rahmen der Rekultivierung des Westfeldes die Nadelwaldmonokulturen auf der Flur des Steinberger Ortsteils Oder umzubauen und ökologisch aufzuwerten. Ein erster Waldumbautest erfolgte mit sichtbarem Erfolg vor etwa acht Jahren nordwestlich eines zweiten Feuchtbiotops, das auch als Regenrückhaltebecken fungiert. Auch wurde 2012 bereits die Wiedervernässung und Erweiterung von rund 10 000 Quadratmeter Moorwaldflächen rund um das besagte BBI-Becken und entlang dessen Wasserzulaufs erfolgreich abgeschlossen.