Soziales
Hüter bezahlbarer Wohnungen

Die kleine Baugenossenschaft Burglengenfeld leistet Großes. Vieles läuft ehrenamtlich, aber auch die Stadtbau hilft mit.

25.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:12 Uhr

Josef Höfler hat vor zwei Jahren, als Not am Mann war, die Geschäftsführung übernommen. Er sagt: „Mein Herz gehört der Baugenossenschaft.“Fotos: Rieke

Franz-Xaver Münz sitzt in seiner Garage gemütlich auf einem Stuhl und genießt zusammen mit einem Nachbarn ein Feierabendbier. Der Senior ist mit sich und seiner Welt sichtlich zufrieden. Seit 1979, also fast vierzig Jahren, ist er Mieter der Baugenossenschaft Burglengenfeld (BB) e. G. und wohnt in einem ihrer ältesten Gebäude in der Schmidmühlerner Straße. Der „Gemeinnützigen“ und ihrer Führungsriege stellt er ein prima Zeugnis aus: „Die Miete ist erschwinglich, und wenn was kaputt ist, ist Hilfe schnell zur Stelle.“ Nein, Grund zu klagen, gebe es keinen.

Ein permanenter Spagat

Dabei hat es die BB alles andere als leicht. Das Versprechen, die Mieten niedrig zu halten (aktuell 6,20 bis 7,50 Euro/Quadratmeter), wirkt sich logischerweise negativ auf die Einnahmen aus. Der Sanierungsbedarf aber ist groß, denn der Bestand ist teils so alt wie die Genossenschaft selbst, und die Baupreise sind bekanntlich enorm gestiegen. Immer, wenn ein Mieter auszieht, wird komplett renoviert, ist die Strategie; dazu kommen Großaufgaben wie die Erneuerung von Dächern – und die Belastung, die aus Neubauprojekten der letzten Jahre resultiert.

Um der wachsenden Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum nachzukommen und endlich auch wieder über Angebot zu verfügen, das ohne Abstriche als zeitgemäß bezeichnet werden darf, realisierte die „Gemeinnützige“ 2015 bis 2017 unter Regie des langjährigen ehrenamtlichen Geschäftsführers Heinrich Preiß in der Maxhütter Straße zweiimposante Neubauten mit insgesamt 26 Einheiten. Der Kostenaufwand belief sich auf rund 3,6 Millionen Euro. Im Keller des jüngsten Objekts ist auch die BB-Geschäftsstelle untergebracht – bescheiden, aber mit allem Notwendigen ausgestattet.

Eine Stundenkraft erledigt aktuellen Schriftverkehr; Mahnungen, neue Mietverträge et cetera. Die Stadtbau GmbH kümmert sich seit fast sechs Jahren um die kaufmännische Buchführung.Eigentlich hätte die Stadt seinerzeit die komplette BB übernehmen sollen,so der Wunsch des Führungsteams. Aber die Kommune, die einst selbst Sozialwohnungen besaß, diesen aber verkaufte, ließ sich auf dieses Abenteuer nicht ein. Immerhin sagte sie zu, einen hauptamtlichen Verwalter vermitteln zu wollen. Die Liaison war nur von kurzer Dauer.

Das war die Stunde von Josef Höfler. Der gelernte Zimmerer mit Brennberger Wurzeln lebt seit 1987 in Burglengenfeld; kurz nach seinem Umzug hierher wurde er Genossenschaftsmitglied und kümmerte sich alsbald um Gartenarbeiten. Im Laufe der Zeit entwickelten sich Kontakte zum Aufsichtsrat. Er war schon zum Vorsitzenden aufgerückt, als er sich schließlich im Juni 2016 zum geschäftsführenden Vorstand wählen ließ.

300 Bewerber auf der Liste

Seitdem ist der 51-Jährige auf vielfältigste Weise engagiert – wie sein mittlerweile 74-jähriger Vorgänger immer noch ehrenamtlich. Er schaut sich jeden neuen Mieter einzeln an, um zu vermeiden, dass es unnötigen Ärger gibt. „Wir achten auf eine gute Verteilung“, formuliert es Höfler. Und natürlich erhielten Familien bei der Vergabe größerer Einheiten den Vorzug. Auch die Organisation von Sanierungen gehört zu Höflers Job. Ständig ist er unterwegs, um mit Handwerkern wichtige Dinge abzuklären.

Am 23. Juni stehen bei der BB Wahlen an. Sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsrat deuten sich Veränderungen an; außerdem könnte es wieder eine Diskussion über die Struktur der Genossenschaft, respektive die Schaffung einer Stelle in der Geschäftsstelle, geben. So oder so: Josef Höfler stünde für eine weitere Amtszeit Gewehr bei Fuß, denn: „Mein Herz gehört der Baugenossenschaft.“

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