Serie
Vom Bratwürstl zur „Sposau“

Heike und Tom Eckl haben das Neunburger Traditionslokal Schütz übernommen und in die Südtiroler Stuben verwandelt.

02.09.2018 | Stand 16.09.2023, 6:03 Uhr
Heike und Tom Eckl in ihrem kleinen, aber feinen „Biergarten“ unterhalb des Lokals. Ohne den mit Unterstützung der Stadt genehmigten Freisitz wäre das Lokal unrentabel. Im Hochsommer setzt sich niemand rein.Foto: Thäder −Foto: Roland Thäder

Vor Jahren hat alles ganz harmlos mit einem Verein angefangen. „Freunde bayerische Esskultur“ nannte sich der Zusammenschluss von rund 20 Gleichgesinnten. Heike und Tom Eckl waren mit dabei und am Neunburger Altstadtfest bewirteten sie die Gäste am Brandplatz vor ihrem Antiquitätenladen „Kunst und Krempl“ mit selbst gemachten Bratwürsten. Mit der Nachfrage wuchs das Angebot und schließlich wurde auch mal eine „Sposau mit allem drum und dran“ gegrillt, sagt Tom.

Dann ging es irgendwann einmal ans Eingemachte: Wollen sie ihre Gäste professionell kulinarisch verwöhnen und ein Wirtshaus übernehmen? „Bis dahin haben wir das zweimal im Jahr gemacht, aber im Wirtshaus muss man jeden Tag da sein. Das ist eine ganz andere Nummer“, sagt das Ehepaar. Aber die Idee reifte langsam.

Den idealen Platz gefunden

Die Diskussion um die Entwicklung der Alt- und Innenstadt hatte sich im Zuge der Ansiedlung des Pfalzgrafencenters, das vor gut einem halben Jahr die Pforten geöffnet hat, neu entzündet. Die MZ nimmt das zum Anlass, in einer Reportageserie diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die sich für den Standort Zentrum entschieden haben.

Immer samstags saß Heidi im „Kunst und Krempl“ und blickte über den Brandplatz auf die andere Straßenseite zum Schrannenplatz. Und da stand es, das Traditionswirtshaus „Weinstube Schütz“. Die Pächter, Familie Klier, hatte als Nachfolger von Eigentümerin Paula Schütz seit geraumer Zeit aufgehört. Nun stand es verwaist am Schrannenplatz 9. „Das ist der ideale Platz für einen kleinen Biergarten“, sagt Heidi Eckl und fügt hinzu: „Innerhalb von zwei Tagen haben wir uns entschieden, es zu übernehmen.“ Das war im vergangenen November. Mittlerweile hat sich die „Südtiroler Stuben“, wie das Haus nun heißt, beim Publikum voll etabliert. „A dunkles Bier?“ fragt Tom einen Gast, der sich gerade hingesetzt hat und dessen Geschmack er wohl kennt. „Wenn’ s sa mou“, lautet die schelmische Antwort. Auf eine familiäre Atmosphäre legen die Wirtsleute großen Wert.

Es ist ein kleines Gasthaus. Innen gibt es rund 40 Plätze, aber die Gäste rücken auch schon mal enger zusammen, damit noch jemand Platz hat. Draußen gibt es einen Freisitz mit rund 30 Sitzplätzen. Das Landratsamt musste dies extra genehmigen, aber die Stadt Neunburg habe sie dabei sehr unterstützt, erinnert sich das Ehepaar. Gerade im Sommer wäre das kleine Wirtshaus ohne den Biergarten nicht rentabel. Deshalb machen sie das auch nur nebenbei, aber dafür sehr engagiert. „Es muss Leidenschaft dabei sein. Denn reich wird man damit nicht“, sagt Tom, der bei Trolli auch noch Nachtschicht arbeitet.

Und Leidenschaft ist zweifelsohne dabei. Tom besuchte ein IHK-Seminar und in Südtirol sah man sich nach geeigneten Partnern um. So holen beide ihren Südtiroler Speck in Völland bei Lana in der Nähe von Meran bei einem kleinen Metzger, der ihnen empfohlen worden ist. Dort sind sie offenbar in bester Gesellschaft, denn auch Opernstar Luciano Pavarotti und Rocksängerin Gianna Nannini kaufen dort ein, wie ihnen Fotos dokumentierten. Der Käse kommt von einer Alm. „Die liefern nicht. Da muss man schon selbst hinfahren“, weiß Tom. Deshalb geht es alle Vierteljahr für ein paar Tage gen Süden über den Brenner. Da muss man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. „Dort kommen uns auch immer neue Ideen“, sagen die Wirtsleute. Um 17 Uhr sperren sie ihr Lokal auf. Am Abend ist Open end. „Wir hätten nicht geglaubt, dass es so gut läuft“, freuen sich Heidi und Tom. Beim Kirwa Warm-up Anfang Juli mit Dirndl-Modenschau der Modedesignerin Astrid Söll war es brechend voll. Und nach einem Fritteusenbrand im April hätten ihnen die Handballer geholfen, die beschädigten Küchengeräte auszubauen. „Das ist wie eine Familie“; schwärmt das Ehepaar von ihren Gästen.

Ein Wirtshaus leisten können

„Einfach – ehrlich – bodenständig“ lautet dann auch ihr Motto. Es gibt eine kleine Karte mit Brotzeiten und Tagesgerichten und auf einer kleinen, schwarzen Tafel wird notiert, was es außer der Reihe gibt. Mit einer Glocke können sich die Gäste draußen bemerkbar machen, wenn sie noch etwas bestellen wollen. Das Geräucherte, Pfefferbeißer und den Griebenschmalz machen die Wirtsleute selber. Am meisten nachgefragt wird immer noch das, womit sie sich einmal einen Namen gemacht haben, die Bratwürste. Und kleine Gags auf der Getränkekarte, wie der „Goaßkübel“, kommen gut an. Alles in allem ist ihnen wegen der Zukunft nicht bange, auch wenn die Entscheidung für das Wirtshaus – auch ohne Businessplan und Erfahrung im Gewerbe – spontan gefallen ist. „Andere haben teure Hobbys, da werden wir uns doch das Wirtshaus leisten können“, lautet Heidis Credo.