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Nittenaus „Mr. Krones“ ist in Rente

Johann Dirmeier hat exakt 50 Jahre für das Unternehmen gearbeitet. Er hinterlässt den Standort mit prima Perspektiven.

08.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:20 Uhr

Johann Dirmeier in der Halle, in der vergangenes Jahr eine der größten Investitionen während seiner Ära als Standortleiter in Nittenau zum Abschluss gebracht wurde. Rechts im Hintergrund ist das Bohrwerk zu sehen, das rund fünf Millionen Euro gekostet hat. Foto: Rieke

„Grüß Gott, Herr Dirmeier! Jetz’ ham S’es nicht einmal eine Woche ausg’halten...“ Tatsächlich ist Johann Dirmeier, der Leiter der Krones-Niederlassung in Nittenau, am 1. August in den Ruhestand verabschiedet worden – und am Dienstag wurde er schon wieder am Betriebsgelände am Heideweg gesichtet. Überall gab es ein freundliches „Hallo!“ Niemand drehte sich weg, (fast) jeder suchte Blickkontakt.

Freilich waren es keine beruflichen Dinge mehr, die der 64-Jährige zu erledigen gehabt hätte. Er nahm sich extra für die Medien vor Ort noch einmal Zeit, um seinen Werdegang zu skizzieren und zu erklären, was ihn an seinen (häufig wechselnden) Aufgaben so faszinierte, dass er sich ihnen ein halbes Jahrhundert mit Begeisterung widmen konnte.

Vom Dreher zur Führungskraft

Der gebürtige Köferinger bewarb sich mit 14 als Volksschulabsolvent bei namhaften Regensburger Unternehmen. Das Sachsenwerk war darunter und eben auch die „Hermann Kronseder Maschinenfabrik“. Irgendwie sei ihm die am sympathischsten erschienen, sagt Dirmeier. Er unterschrieb einen Vertrag (Nr. 724) und ließ sich zum Dreher ausbilden. Parallel dazu aber absolvierte er eine Aufbauschule, denn eines war für den jungen Mann stets klar: Er wollte vorankommen und etwas bewegen.

Nach der Bundeswehr dauerte es nicht lange, und Johann Dirmeier wurde Vorarbeiter; mit 24 war er quasi erstmals zur Führungskraft aufgerückt, doch das sollte erst der Beginn einer Karriere sein, wie sie, so räumt er ein, aufgrund völlig anderer Strukturen heute kaum noch möglich wäre. Dirmeier beobachtete den Erfolg von Krones mit Argusaugen und erlebte die Expansion in den USA von der ersten Stunde an mit. Wen wundert’s, dass er sich selbst für einen Job in den Staaten interessierte? Doch ein Mentor bremste ihn und sagte: „Lass dir Zeit, mach deinen Meister, dann hast du auch hier Zukunft!“

Dirmeier ließ sich überzeugen – und musste, um wieder die Schulbank drücken zu dürfen, kündigen. Für eine Wiederanstellung habe es keine Garantie gegeben, sagt er. Letztlich standen Dirmeier, nunmehr tatsächlich als „Industriemeister Metall“, aber doch die Tore wieder weit offen, und er stellte sich den nächsten Herausforderungen, die es da durch eine neue Maschinengeneration und neue Projekte geben sollte. In der Krones-Führungsetage wusste man Dirmeiers Qualitäten mehr und mehr zu schätzen, obwohl oder gerade weil man ihn auch als Mann mit Ecken und Kanten kennengelernt hatte. Und so wurden ihm immer wieder neue Funktionen anvertraut. Die waren mit großem Einsatz verbunden, doch die Sinnfrage stellte sich für Dirmeier nie. Noch heute schwärmt er von der „schönen Zeit der Pionierarbeit“, in der auch etwas ausprobiert und riskiert werden durfte.

Allerdings gab es auch unpopuläre Entscheidungen umzusetzen.

Im Jahr 2000 entschloss sich Krones, den Standort Amberg aufzugeben. Der reine Fertigungsbetrieb hatte zu viele Gemeinsamkeiten mit Nittenau. Dorthin sollten die Maschinen nun verfrachtet werden, und dort galt es, die Produktion komplett umzustellen. Dirmeiers Abteilung stand im Zentrum des Geschehens, und er verhehlt nicht, dass die Phase mit großen Schwierigkeiten verbunden war. „Wenn ich das schaffe, kann mir nichts mehr passieren“, bringt er seine damalige Gemütslage auf den Punkt. 2004 folgte schließlich der Ruf nach Nittenau, wo er zusammen mit Heinz Hildebrand noch fünf Jahre eine Doppelspitze bilden sollte. Neue Strukturen wurden geschaffen; besonders stolz ist Dirmeier auf die Bildung von Produktionseinheiten mit jeweils autonomen Arbeitsvorbereitungen. Durch kürzere Entscheidungswege sollte die Schlagkraft erhöht werden. Dass dies auch gelungen ist, ist darin zu sehen, dass die Nittenauer Organisationsform auch auf andere Standorte übertragen wurde.

Den richtigen Zeitpunkt erwischt

Freilich kam auch bei Johann Dirmeier der Zeitpunkt, da er über seinen Abschied nachzudenken begann. Er sollte nicht zu früh sein, aber auch nicht zu spät. Vorruhestand sei für ihn nie ein Thema gewesen, sagt er; andererseits wollte er es nicht so weit kommen lassen, dass ihm der Vorstand den Ausstieg ans Herz gelegt hätte. Mit dem Rückzug zum 1. August sei genau die richtige Wahl getroffen worden, ist sich Dirmeier sicher, nicht nur, weil auch der erste Arbeitstag ein 1. August war.

In den letzten zwei Wochen kam es, wie es kommen musste. Dirmeier wurde von Wehmut heimgesucht. „Es war schon komisch, durch die Hallen zu marschieren.“ Letztlich werde der Eintritt in den Ruhestand aber durch mehrere sehr gute Argumente erleichtert. Dirmeier ist überzeugt, dass sich die Nittenauer keine Sorgen um den Krones-Standort machen müssen. Es sei in den letzten Jahren nicht umsonst kräftig investiert worden, und es gebe hier besonders gute Fachkräfte. Die Vorzeichen für eine blühende Zukunft stünden „extrem gut“.

Ferner möchte Dirmeier nun seine Hobbys, für die viel zu lange kaum Zeit war, pflegen. Neben dem Fliegen zählt das Motorradfahren zu seinen Steckenpferden. Sobald das Wetter mitspielt, will er seine Harley besteigen und ganz alleine und ohne großen Plan gen Süden durchstarten. Wieder daheim, warten neben der Gattin auch Haus und Garten auf ihn. Vor allem Letzterer bedürfe dringend intensiver Pflege. Last, but not least, freut sich Dirmeier darauf, demnächst erstmals Großvater zu werden.

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