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Peter Hartl verlässt Neunburg

Den Geschäftsleiter der Stadtverwaltung zieht es in die Berge. In Füssen möchte er neue Wurzeln schlagen.

21.08.2018 | Stand 16.09.2023, 6:07 Uhr
Roland Thäder

Peter Hartl auf der Brücke, die von der Altstadt zum Stadtpark führt. Es war keine leichte Entscheidung, Neunburg zu verlassen.Foto: Thäder

Zur Eröffnung des Altstadtfests platzte die Bombe. Peter Hartl, Geschäftsleiter der Stadt Neunburg, hatte keine ruhige Minute mehr. Denn in der Samstagsausgabe der Mittelbayerischen Zeitung stand es im Stellenteil: Die Stadt Neunburg sucht einen neuen Geschäftsleiter. Zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Was ist geschen?

Peter Hartl verlässt die Stadt Neunburg. Der MZ-Reporter setzte sich mit ihm nach Abschluss des Festes am Montagvormittag zusammen, um ihn nach seinen Gründen für den Abschied zu befragen und eine kurze Bilanz seiner Tätigkeit in der Pfalzgrafenstadt zu ziehen.

Eine neue Herausforderung

Ihn zieht es in die Berge, konkret in die Stadt Füssen im Allgäu. Schon seit längerem trug er sich mit dem Gedanken, sich in Richtung Süden hin zu verändern. Die beiden Söhne (21 und 22 Jahre alt) seien Erwachsen und mit 52 Jahren möchte er sich noch einmal einer neuen Herausforderung stellen, bevor er zu alt sei, um in eine andere Leitungsfunktion zu wechseln. Das war auch Bürgermeister Martin Birner bekannt. Letzterer hatte jedoch gehofft, Hartl noch ein wenig länger in dessen Heimatstadt halten zu können.

Doch die Leidenschaft des passionierten Wanderers war stärker. Im Frühjahr flatterte dem Geschäftsleiter die Ausschreibung aus Füssen auf den Tisch. Das war genau das, was er gesucht hatte: Arbeiten, wo andere Urlaub machen. „Das Allgäu ist eine großartige Landschaft und in Füssen gibt es auch interessante berufliche Herausforderungen“, so Hartl. In der 16 000 Einwohner-Stadt wird er zum Jahreswechsel, spätestens jedoch ab April 2019, ebenfalls die Funktion des Geschäftsleiters ausfüllen. Hinzu kommt die Geschäftsführertätigkeit für den „Zweckverband Allgäuer Land“. Darin haben sich die Stadt Füssen und einige Umlandgemeinden zusammengeschlossen, um entlang der Autobahn A 7 an der Anschlussstelle Füssen, Betriebe anzusiedeln, Arbeitsplätze zu schaffen und den Tourismus zu vermarkten. Immerhin zählt allein die Stadt Füssen 1,5 Millionen Gästeübernachtungen und zwei Millionen Tagestouristen pro Jahr. Ein vergleichbares Projekt, „Plus der Oberpfalz“, hat Hartl in seiner Zeit als Geschäftsleiter des Marktes Wernberg-Köblitz zwischen 2006 und seinem Wechsel nach Neunburg im Jahr 2013 schon einmal maßgeblich mit angeschoben. Es geht dabei bis heute um Betriebsansiedlungen entlang der Autobahn A 93. Mitglieder sind die Kommunen entlang der Oberpfälzer Verkehrsader von der Stadt Weiden bis Schwandorf.

Mit dem Wechsel ins Allgäu geht für den 52-Jährigen, der auch an der Bayerischen Verwaltungsschule Abgabenrecht unterrichtet, ein Lebenstraum in Erfüllung. Schon seit Jahren leitet er geführte Wandertouren im bayerischen Voralpenland und in Österreich. Mit der Region um Füssen erschließt er sich für ihn nun ein neues Wandergebiet. Außerdem bietet die Gegend im Winter kurze Anfahrtswege in die Skigebiete Österreichs, nach Garmisch und in die Schweiz. Das verspricht auch ein Plus an Lebensqualität.

Die beruflichen Themen, mit denen sich Hartl im Allgäu zu befassen hat, sind ähnlich gelagert, wie in Neunburg. Auf der Agenda stehen Kaufkraftbindung des Einzelhandels, ein Citymanager und das Stadtmarketing für die Stadt und die Region. Dennoch verlässt er Neunburg nicht nur mit einem lachenden, sondern auch mit einem weinenden Auge. Denn „Wir haben viel angestoßen und Vieles ist am Laufen“, lautet das Fazit Hartls über seine knapp sechsjährige Amtszeit im Neunburger Rathaus. Dabei legt er sehr viel Wert auf das „Wir“. Er sei kein Einzelkämpfer, sondern ein Teamplayer, wenn auch in einer exponierten Position.

Debatte um Fachmarkt lähmte

Mit der Ansiedlung des Baumarktes oder der Wiederbelebung der Altstadt und der Beseitigung von Leerständen sei einiges passiert, zumal es zunächst gar nicht so danach aussah. „Die Diskussion um das Pfalzgrafencenter hat uns lange gelähmt. Es gab nur pro oder contra Fachmarktcenter. Niemand wollte sehen, dass dieses Projekt für die gesamte Stadt von Vorteil ist“, erinnert sich der scheidende Geschäftsleiter. Ähnlich verhalte es sich mit der Gastronomie. Viele sähen in der Ansiedlung weiterer Betriebe Konkurrenz anstelle der Bereicherung des Angebots, das die Stadt attraktiver mache. „Mein Wunsch wäre es, das Thema Marketing voranzutreiben, um den Menschen Neunburg als Einkaufsstadt ins Bewusstsein zu bringen und so Kaufkraft aus Gebieten wie Altendorf und Dieterskirchen zurückzugewinnen“, gab Hartl einen kurzen Ausblick. Bei Bürgermeister Martin Birner und den im Stadtrat vertretenen Fraktionen herrscht über den Abgang von Peter Hartl auf Nachfrage der MZ großes Bedauern.