Kulturfest der Oberpfälzer
Schwandorf freut sich auf den Nordgautag: Es ist viel geboten

17.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:46 Uhr
Reinhold Willfurth
Blasmusik darf beim Nordgautag nicht fehlen. −Foto: Fotos: Wolfgang Endlein/Archiv

Ein Schaufenster für die kulturellen Traditionen der Oberpfalz und der Großen Kreisstadt Schwandorf soll er sein, aber auch Oberpfälzer Gegenwartskultur erlebbar machen: „Das Kulturfest der Oberpfälzer“ ist die Überschrift für den 43. Oberpfälzer Nordgautag in Schwandorf von Donnerstag, 23., bis Sonntag, 26. Juni.

Dann gibt es Musik, Ausstellungen, Vorträge und einen großen Festzug durch die Schwandorfer Innenstadt zu erleben – und eine Rückblende in die Zeit des letzten Nordgautags in Schwandorf, als sich der damalige Oberbürgermeister Josef Pichl genötigt sah, Polizeischutz anzufordern.

Eigentlich sollte Schwandorf genau 50 Jahre nach der Kontroverse um Personal und politischen Hintergrund des Nordgautags 1970 wieder Gastgeber des Kulturfestes werden. Doch die Pandemie machte den Plänen des Oberpfälzer Kulturbunds (OKB) einen Strich durch die Rechnung.

Umso mehr freut sich OKB-Präsident Volker Liedtke auf den diesjährigen Nachholtermin vier Jahre nach dem letzten Nordgautag in Wiesau (Kreis Tirschenreuth). Mit einer breiten Mischung von Veranstaltungen wolle man die unterschiedlichsten Zielgruppen ansprechen. Freunden Oberpfälzer Tradition empfiehlt der Schwandorfer Altlandrat den großen Festzug am Sonntag quer durch die Stadt oder die Verleihung des Nordgaupreises.

Wer lieber aktuelle Kultur aus der Oberpfalz genießen wolle, liege beispielsweise beim Auftritt der „Tanngrindler Musikanten“ und des „Spatzenquartetts“ am Eröffnungsabend in der Oberpfalzhalle richtig. Wichtig ist Liedtke die Funktion der Festtage als Beleg dafür, dass sich der ländliche Raum in Sachen Kultur nicht verstecken müsse. Liedtkes Hoffnung ist es auch, „in unsicheren Zeiten, wo Orientierung nötig ist, Identität zu schaffen und vielleicht auch die Spaltungstendenzen in unser Gesellschaft abzumildern“.

Volks-Musik und Hochkultur

Für die jeweiligen Gastgeberstädte sind die Nordgautage die Gelegenheit, den vielen Gästen ihr kulturelles Spektrum aufzuzeigen. Das ist zum Beispiel bei einem Besuch des traditionellen Wendelinfests möglich, das in das Festprogramm integriert wurde. Da gibt es dann auch Livemusik, die man mit einem Nordgautag nicht unbedingt in Verbindung bringt. „Andere Heimat Lieder“ ertönen auch am Freitagabend im Sperlstadl mit Hubert Treml und Robert Prill.

Aber auch Freunde der Hochkultur werden bedient: Eine große Opern-Soirée bietet zum Beispiel der Oratorienchor Schwandorf am Samstag, 25. Juni, in der Oberpfalzhalle an. Und natürlich kommen auch Liebhaber der Blasmusik auf ihre Kosten: Beim Festkonzert des Nordbayerischen Musikbunds am Freitag, 24. Juni, können die Besucher die „Vielfalt der Blasmusik“ genießen. Flankiert wird das Programm durch Themenführungen, Exkursionen ins Charlottenhofer Weihergebiet, Workshops im Stadtmuseum oder einem „Kulturpicknick“ im Künstlerhaus.

Läuterung nach Protesten

Ein spannendes Stück Schwandorfer Kultur- und Sozialgeschichte bieten eine Ausstellung im Stadtarchiv und ein Vortrag von Alfred Wolfsteiner am Samstag. Stadtarchivar Josef Fischer und der Heimathistoriker Wolfsteiner erinnern an die Zeit, als der Nordgautag unter dem Verdacht stand, revanchistische Ziele zu verfolgen und von Personal mit NS-Vergangenheit gesteuert zu werden. Schwandorfer Jusos und andere junge Leute aus dem linken Spektrum machten im Vorfeld des Nordgautags 1970 auf Flugblättern Stimmung gegen Personen aus dem „Ehrenausschuss“ der Veranstaltung und die politische Stoßrichtung. In der Tat hatten einige Mitglieder des Gremiums braune Flecken in ihrer Vergangenheit, allen voran der Gründer, vormalige Hitler-Verehrer und Heimatschriftsteller Heinz Schauwecker. Auf die meisten Organisatoren traf das allerdings nicht zu.

Doch das Jahr 1970 bedeutete auch eine Abkehr von politischem Hintergrund, hin zum „Kulturfest der Oberpfälzer“, wie die Veranstaltung seit 2017 auch offiziell heißt. Dazu trug möglicherweise auch ein kurzfristig anberaumter Diskussionsabend „mit der Jugend“ bei. Die von OB Josef Pichl gerufene Polizei brauchte damals jedenfalls nicht einzugreifen.

Das Programm für den 43. Nordgautag

Donnerstag, 23. Juni, 17.30 Uhr:Eröffnung des Kulturfestes in der Spitalkirche mit der Berufsfachschule für Musik des Bezirks Oberpfalz in Sulzbach-Rosenberg

Donnerstag, 20 Uhr:Konzert des Spatzen-Quartetts und der Tanngrindler Musikanten in der Oberpfalzhalle, Eintritt zwölf Euro, ermäßigt acht

Freitag, 24. Juni, 13 bis 16 Uhr:Kulturpicknick im Oberpfälzer Künstlerhaus mit Workshops im Skulpturenpark (experimenteller Hochdruck und Big Head Puppet Workshop für Kinder ab acht Jahren), Anmeldung unter info@oberpfaelzer-kulturbund.de oder (0941) 91001320

Freitag, 14 bis 17 Uhr:Museumsaktivwerkstatt im Stadtmuseum mit dem Workshop Spitzenklöppeln für Kinder (Anmeldung siehe oben)

Freitag, 16 Uhr:Felsenkeller-Führung, Anmeldung zu allen Führungen im Tourismusbüro Schwandorf unter tourismus@schwandorf.de oder (09431) 45550

Freitag, 17 Uhr:Kulinarische Fischführung mit Schauspieleinlagen

Freitag, 17 Uhr:Naturkundliche Wanderung im Charlottenhofer Weihergebiet, Treffpunkt ist der Parkplatz in Holzhaus.

Freitag, 18 bis 22 Uhr:Wendelinfest im Stadtpark. Festtreiben mit Bewirtung, Musik und Bühnenprogramm, unter anderem mit den Kerschnies und Groovemachine.

Freitag, 19 Uhr:„Mei Oberpfalz“ - Andere Heimat Lieder im Sperlstadel mit Hubert Treml und Robert Prill. Eintritt zehn Euro, ermäßigt acht.

Freitag, 19 Uhr:Vortrag zum Thema „Sonntag muss Sonntag bleiben“ im Pfarrheim Fronberg

Freitag, 20 Uhr:Festkonzert des Nordbayerischen Musikbundes in der Oberpfalzhalle, Eintritt zwölf Euro, ermäßigt acht

Samstag, 25. Juni, 10 Uhr:Unter dem Moto „Geschichte. Kultur. Schwandorf!“ gibt es in der Spitalkirche Vorträge von Alfred Wolfsteiner über den Nordgautag 1970 und von Rebecca Koller zur Transformation der Region Wackersdorf/Steinberg am See vom Braunkohlerevier zum Industrie- und Tourismusstandort.

Samstag, 14 Uhr:Stadtführung auf den Spuren des Künstlers Peter Mayer

Samstag, 14 bis 18 Uhr:Tag der offenen Tür im Jugendtreff „K2“ am Adolf-Kolping-Platz 3

Samstag, 15 bis 19 Uhr:Spielstraße der Arge Jugend für Kinder und Jugendliche im Stadtpark

Samstag, 15 bis 22 Uhr:Wendelinfest im Stadtpark, unter anderem mit den Tanzschulen Regenbogen und Theuerl, der Band Cellfire sowie den BUL‘s Brothers

Samstag, 16 Uhr:Felsenkeller-Führung

Samstag, 17 Uhr:Festakt im Konrad-Max-Kunz-Saal mit der Verleihung der Nordgaupreise 2022 und dem BlechbläserConsort Regensburg

Samstag, 19 Uhr:Bierführung mit Schauspieleinlagen und Verköstigung

Samstag, 20 Uhr:Opern-Soirée in der Oberpfalzhalle mit dem Oratorienchor Schwandorf, Eintritt zwölf Euro, ermäßigt acht

Sonntag, 26. Juni, 10 bis 19 Uhr:Wendelinfest im Stadtpark

Sonntag, 11 Uhr:Ökumenischer Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakob mit Regionalbischof Klaus Stiegler und Domkapitular Msgr. Thomas Pinzer

Sonntag, 14 Uhr:Großer Festzug mit etwa 1000 Teilnehmern durch Schwandorf. Start ist in der Hohen Bogen Straße, Ende im Stadtpark.

Sonntag, 14 bis 17 Uhr:Der Blasturm, ein Schwandorfer Wahrzeichen, ist zur Besichtigung geöffnet.

Sonntag, 19 Uhr:Schwandorfer Dokumentarfilmtage Zwickl@Kulturfest mit dem Oberpfälzer Filmemacher Andi Hofstetter und Anne Schleicher