Kultur
Spurensuche zum Geburtstag

Die erste Aktion der Johann-Michael-Fischer-Gesellschaft fand im Museum statt. Vor 328 Jahren wurde der Baumeister geboren.

20.02.2020 | Stand 16.09.2023, 5:09 Uhr
Josef Schaller

Der Vorsitzende der Johann-Michael-Fischer-Gesellschaft, Diplom-Ingenieur Architekt Franz Peter aus München (Bildmitte), Museumsleiterin Dr. Margit Berwing-Wittl und der geschäftsleitende Beamte der Stadt, Thomas Wittmann, gingen am Dienstag im Beisein zahlreicher Ehrengäste im Oberpfälzer Volkskundemuseum auf Spurensuche nach dem Barock- und Rokokobaumeister aus Burglengenfeld. Foto: Josef Schaller

Am 6. Dezember 2019 war die Johann-Michael-Fischer-Gesellschaft gegründet worden – mit dem Ziel, das Leben und Werk des Barock- und Rokokobaumeisters zu erforschen, Informationen über ihn zu erfassen und kulturelle Aktivitäten zu fördern. An seinem 328. Geburtstag hat die Gesellschaft nun zu ihrer ersten Veranstaltung geladen. Im Beisein vieler Ehrengäste berichtete der erste Vorsitzende, Diplom-Ingenieur Architekt Franz Peter aus München, über das erste Projekt der Gesellschaft, ein Buch über die St. Michael-Kirche in Berg am Laim, und führte die Gäste durch die Johann-Michael-Fischer-Ausstellungsräume im Museum.

„Ohne seine Wurzeln in Burglengenfeld wäre Johann Michael Fischer wohl nicht der große Architekt und Baumeister geworden, den wir noch heute bewundern“, ist Peter überzeugt. Die Prägung eines Menschen beginne nämlich in seiner Familie, sagte der Architekt aus München. Vor allem Fischers Vater sei für ihn als Stadtmaurermeister in Burglengenfeld wohl besonders prägend gewesen. Dass die Söhne in die Fußstapfen ihrer Väter treten, sei früher im Handwerk gang und gäbe gewesen, wie Peter anmerkte.

Der Onkel als Starthilfe

Über seine Ausbildung im väterlichen Betrieb hinaus sei Burglengenfeld auch weiter prägend für seine Laufbahn geblieben. Johann Michael Fischer habe in Lukas von Hildebrand, Christoph Johann Kaspar und Santini Aichel in Böhmen und Mähren zwar seine zeitgenössischen Vorbilder gefunden. Schließlich sei es aber sein Onkel Johann Kaspar gewesen, der dort als Bäcker am Churfürstlichen Hof angestellt gewesen sei und ihm dadurch die nötige Starthilfe geben konnte. Zeit seines Lebens führte der Baumeister zudem den Turm aus dem Burglengenfelder Stadtwappens in seinem Siegel.

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Geschrieben haben das Buch Diplom-Ingenieur Architekt Franz Peter, Historikerin Dr. Christl Knauer-Nothaft und Kunsthistoriker Dr. Bernhard Schütz.In dem Buch sollen die neuesten Forschungsergebnisse zur Ortsgeschichte, zur Bau- und Renovierungsgeschichte sowie zur Kunstgeschichte der Kirche dargestellt werden.

32 Kirchen und 23 Klöster umfasst das Gesamtwerk von Johann-Michael Fischer. Ein höchst ungewöhnliches Kirchenbau-Projekt des 18. Jahrhunderts sei die St. Michael-Kirche in Berg am Laim gewesen, wie Franz Peter sagte. Vor den Toren der Churfürstlichen Haupt- und Residenzstadt München habe der Erzbischof von Köln in seiner Hofmark ein Schlösschen errichten lassen, die nach ihm benannte „Josephsburg“. In dieses Schlösschen, das von Wallanlagen und Wassergräben eingefasst gewesen sei, habe Johann Michael Fischer, „sozusagen wie ein Implantat“, seinen Kirchenbau eingefügt. Planungs-, Bau- und Renovierungsgeschichte dieser Kirche von der Vorplanung bis heute werden in dem genannten Buch der Johann-Michael-Fischer-Gesellschaft behandelt.

Werkmonografien geplant

Wenn alles gut geht, so Peter, könne das Buch über St. Michael den Auftakt bilden zu einer Reihe von Werkmonografien über alle bedeutenden Fischer-Bauten. Als weiteres Vorhaben der Gesellschaft nannte der Vorsitzende das Bestreben, auch Nicht-Fachleute dazu anzuregen, sich mit Fischers Bauten vertraut zu machen. Deshalb soll eine Exkursionsreihe initiiert werden, die interessierten Gästen ermöglicht, unter kundiger Führung vor Ort genauer hinzuschauen.

Seit gut zwei Jahren sind mehrere Abteilungen im Oberpfälzer Volkskundemuseum dem großartigen Künstler und Architekten Johann Michael Fischer gewidmet.