3618 Kilometer und 31100 Höhenmeter
Auf der Jagd nach dem dritten WM-Titel: Ultracycler Rainer Steinberger startet in Polen

12.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:26 Uhr

Vor Rainer Steinberger liegen 3618 Kilometer – mindestens, sofern er sich nicht verfährt. Foto: Curd Biedermann

Am Samstag um 15 Uhr ist es soweit, dann nimmt Ultracycler Rainer Steinberger seinen dritten Weltmeisterschaftstitel ins Visier. Das Rennen im Nachbarland Polen wäre, sollte er die Strecke erfolgreich dann seine längste erfolgreich zurückgelegte Ultracyclingdistanz. Am Ende sollte dann der Tacho – wenn sich Steinberger nicht allzu häufig verfährt – 3618 Kilometer und 31100 Höhenmeter anzeigen.

Die Vita des Pösingers weist schon zwei WM-Titel auf (2016 Gesamt und 2018 in der Altersklasse, Gesamt Dritter). Nun soll Nummer drei folgen. Für dieses Unterfangen hat sich Steinberger acht Betreuer um sich versammelt, die das Pace-Car steuern und sich für Navigation und Verpflegung verantwortlich zeigen. Und dass es am Ende mit dem dritten Weltmeistertitel klappen könnte, ist gar nicht einmal so unrealistisch, wie sogar Steinberger selber zugibt: „Ich bin sehr gut vorbereitet, ich habe zum einen schon mal einen Wettkampf heuer gemacht und hinter mir liegt ein sehr gutes Training, wo ich teilweise selbst überrascht war, wie gut das ging.“ Zudem ist die Organisation für das Rennen größtenteils abgeschlossen.“

Kurs entlang der Grenze



Will Steinberger die Ziellinie als Erster überqueren, heißt es für den Pösinger, sich auf seine eigenen Stärken zu konzentrieren und das Rennen gut einzuteilen. Mit der Konkurrenz will sich der so erfolgreiche Ultracycler ungern beschäftigen: „Ich muss mein eigenes Rennen fahren, und wenn ich mein Potenzial abrufe, dann weiß ich das ich gut bin. Ist dann doch einer besser und schneller als ich, dann hat er sich den Sieg mehr als verdient.“

Die Organisatoren in Polen schicken die Fahrer in Warschau auf den Kurs entlang der Landesgrenze. Zunächst einmal geht es bei der dritten Austragung des Rennens 600 Kilometer flach los, anschließend folgen 1400 wellige Kilometer, ehe die letzten 1600 Kilometer wieder flach, aber sehr windanfällig sind. Und auf diesen letzten Kilometern sieht Steinberger auch die große Unbekannte: „Du musst einfach hier schauen, dass du körperlich noch in einer so guten Verfassung bist, dass du hier auf dem Rad noch aerodynamisch fahren kannst und dem Wind nicht eine zu große Angriffsfläche bietest.“

Und ob Steinberger dann bei allen Anstrengungen noch einen Blick für die Natur hat, sei dahingestellt, auch wenn er im Vorfeld sagt: „Auf die schöne Natur und auf den Blick zur Ostsee freue ich mich schon.“

Doch wer so ein Rennen mit 3600 Kilometern bestreitet und schon so viele Rennen gefahren hat, der kann erahnen, was auf ihn zukommt. Deshalb sagt Steinberger im Vorfeld auch: „Vor dem Schlafentzug hab ich den größten Respekt.“ Denn spätestens ab Tag drei schaut regelmäßig – das zeigt die Erfahrung aus den vielen vorangegangenen Rennen – auch der Mann „mit dem Hammer“ vorbei und klopft an. „Das wird sehr interessant werden“, heißt es da vom Pösinger.

Schwerstarbeit für Team



Hinzukommt die nicht immer einfache Streckenbeschaffenheit mit den Schlaglöchern. Da heißt es für den zweifachen Familienvater besonders aufmerksam zu fahren und nicht auf jede Sekunde zu gehen – die Erfahrungen in Amerika lassen grüßen. Und wer Rainer Steinberger kennt, der weiß, dass sich der Ultracycler auch schon im Vorfeld mit der Rennzeit auseinandergesetzt hat. Auf Nachfrage lässt er wissen: „Neun Tage gilt es eigentlich zu unterbieten.“

So haben die Betreuer, die mit nach Polen reisen wohl Schwerstarbeit zu verrichten, einerseits von der Verpflegung, wo sich positiv auswirken könnte, dass viele Geschäfte lange offen haben und so genügend Möglichkeiten bestehen, entsprechend einzukaufen – aber auch auf der anderen Seite, mentale Aufbauarbeit zu leisten und die Rennpferde, des Pösingers im richtigen Augenblick frei zu lassen oder auch zu bremsen.