Als Rainer Steinberger am Sonntag um 6.03 Uhr nach 43 Stunden Fahrtzeit und 1200 zurückgelegten Kilometern die Ziellinie beim Adriatic Marathon in Italien durchfuhr, war sie endgültig Geschichte – die Saison 2023.
Und für den Pösinger Extremradfahrer geht die Saison als eine der erfolgreichsten in seine ohnehin schon herausragende Karriere ein. Denn die Ergebnisse können sich sehen lassen: Erster Platz beim Race Across Germany, Vizeweltmeister beim Race Around Poland und nun Sieger beim Adriatic Marathon. Am Ende hatte er auf den Zweit- und Drittplatzierten zwei, respektive vier Stunden Vorsprung. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt der Pösinger noch einmal auf das Rennen und seine erfolgreiche Saison zurück.
Los ging es am Freitag um 10.45 Uhr, als Steinberger schon wusste, dass der Anfang hart werden dürfte, da er im Vorfeld keine gute Nacht hatte. „Ich war vermutlich auch wie immer ein bisschen nervös, zudem trieb mich die Frage um, wie ich das Rennen in Polen, das nur acht Wochen zurücklag, weggesteckt habe. Bis zum Wendepunkt am südlichsten Punkt des Landes herrschte kräftiger Gegenwind, so wusste Steinberger allerdings bereits zur Hälfte des Rennens, dass es mit Rückenwind wieder in Richtung des Start- und Zielortes zurückgehen wird.
Verfolger kooperieren
Am Freitagabend gegen 19 Uhr fuhr er auf den Zweitplatzieren auf. Bis er aber den Ersten einholte, dauerte es bis um 22 Uhr, da dieser doch großen Widerstand leistete. Als er ihn endlich eingeholt hatte, ließ sich dieser aber noch lange mitziehen. Mit frechen und schnellen Antritten, wie es Steinberger beschrieb, versuchte der Pösinger ihn loszuwerden. Als er das dann geschafft hatte, musste Rainer Steinberger aber feststellen, dass der Zweit- und Drittplatzierte nun gemeinsame Sache machten und er so den Vorsprung lange Zeit nicht richtig vergrößern konnte.
Das Hauptproblem blieben die Städte, da man hier bei „Roten Wellen“ an Ampeln viel Zeit verlieren konnte. Oft erstreckte sich die Fahrt durch Städte über zehn Kilometer. Mit zunehmender Renndauer setzte sich dann aber doch die körperliche Fitness und der bessere Umgang mit dem Schlafentzug durch, was Steinberger besser managte als seine Konkurrenten. Auch aus der Situation mit den vielen Ampeln machte das Team das Beste und nutzte die Zeit um Trinkflaschen aufzufüllen oder Kleidung zu wechseln.
Powernap und Pizza
So baute Steinberger seine Führung immer weiter aus, bis irgendwann einmal die Schallmauer von einer Stunde durchbrochen war. So war nun auch die Zeit für ein Powernap gekommen. Knapp eine Viertelstunde legte Steinberger sich zum Schlafen, was ausreichte um wieder zu Kräften zu kommen. So konnte er auch die eingebüßte Zeit auf die Konkurrenz schnell wieder herausfahren. In der zweiten Nacht wuchs der Vorsprung dann immer weiter an. Und an der letzten Time Station, knapp 150 Kilometer vor dem Ziel, gönnte sich der Pösinger dann im Wissen des Sieges auch eine Pizza mit seinen Betreuern. „Die hatte ich mir einfach verdient“, so der Pösinger.
So strampelte er auch die letzten 150 Kilometer noch ab, wo er probierte das gleiche Tempo weiterzufahren. Nach der Zielankunft am Sonntagmorgen nutzte man gleich die Gelegenheit, sich im warmen Meer, gleich abzukühlen. Den Sonntag verbrachte man dann am Strand, ehe es am Sonntagabend zur Siegerehrung ging.
Und wie sieht nun die Saisonpause beim so erfolgreichen Ultracycler aus? „Der Sport wird auf ein Minimum zurückgefahren, die kleinen Wehwehchen werden ausgeheilt. Um für nächste Saison dann wieder gut gerüstet zu sein.“ Und die Gesamtbilanz des Jahres 2023 fällt sehr positiv aus. So sagt Steinberger: „Das Jahr ging zäh an, auch durch das Wetter in unseren Breitengraden, was auch den Saisonstart beeinflusste.“
Vizeweltmeister in Polen
Die erste Erfahrung, in einem Unsupported Rennen beschrieb der Pösinger als sehr wertvoll, doch Teamrennen sind für ihn dann doch viel schöner. In Polen, als er den Vizeweltmeistertitel errang konnte er aus dem Rennen viele positive Lehren ziehen, was auch dazu führte, dass man nun mit dem Sieg in Italien einen sehr positiven Abschluss schaffte. „Ich habe einfach versucht, nach einer langen Saison noch einmal alles zu investieren.“
So endete nach dem etwas verkorksten Jahr 2022 (Sturz in Amerika, Sturz in Italien) eine äußerst positive Saison 2023 mit zwei Siegen und dem Vizeweltmeistertitel. Und Steinberger bringt es noch einmal auf den Punkt: „Wir haben als Team die Komfortzone des öfteren verlassen und versucht, Grenzen zu verschieben. Dafür wurden wir mit wahnsinnigen Abenteuern belohnt.“