Vor knapp zwei Wochen nahmen in Nizza rund 2200 Amateure und 55 Profi-Athleten an der Ironman-Weltmeisterschaft der Männer teil. Die Herausforderung war gewaltig: 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. Doch die wahre Faszination dieses Events lag in dem vielfältigen Starterfeld aus etablierten Legenden und aufstrebenden internationalen Talenten.
Dazu zählten die Triathlon-Ikone Jan Frodeno oder der Franzose Sam Laidlow, der schließlich mit einer Endzeit von 8:06:22 Stunden bei der Veranstaltung triumphierte. Doch auch Gerhard Diel aus Niederrunding testete bei dieser Herausforderung seine eigenen Grenzen aus.
Malerische Pässe, steile Abfahrten
Für den 45-Jährigen war die WM-Teilnahme nicht nur eine sportliche Bewährungsprobe, sondern auch die Verwirklichung eines lang gehegten Traums. Seit dem Ironman in Thun (Schweiz), der ihm im Juli die Qualifikation für den Wettbewerb an der Côte d'Azur einbrachte, lag Diels Fokus darauf, seine Form aufrechtzuerhalten. In Zusammenarbeit mit seinem Trainer Ralf Preissl arbeitete er fast täglich an seiner körperlichen Fitness.
Um sich optimal auf den Start vorzubereiten, reiste er bereits eine Woche vor dem Wettkampf mit seiner Familie an. „Mein Ziel war es, den Ironman zu beenden, und das habe ich erreicht“, sagt er stolz. Für die gesamte Distanz benötigte er 12:14:57 Stunden. Damit landete er in seiner Altersklasse auf Rang 127.
Obwohl er seine Zeit aus Thun um etwa 35 Minuten verfehlte, ist er dennoch mit seiner Leistung zufrieden. Das Schwimmen meisterte er trotz des Verbots von Neoprenanzügen nach einer Stunde und fünf Minuten. Beim Radfahren musste er außerdem 200 zusätzliche Höhenmeter bewältigen (insgesamt 2450), aber er schaffte die Strecke in sechs Stunden und 27 Minuten. Die Radroute mit den malerischen Pässen führt die Athleten durch einige der atemberaubendsten Landschaften Frankreichs. Die Steigungen erwiesen sich als äußerst anspruchsvoll und die ausgedehnten Abfahrten waren mit beträchtlichem Risiko verbunden. Daher hatte sich Diel im Vorfeld dazu entschieden, wegen der besseren Bremsleistung ein Aerobike anstelle eines Triathlonrads zu nutzen. So konnte er bergab wertvolle Zeit gewinnen.
Nach einem sehr hügeligen und kurvigen Radrennen war er froh, den Marathon auf der Promenade des Anglais zu laufen, wo der Weg fast flach ist. Die physische und mentale Belastung, die Diel von Anfang bis Ende des Triathlons durchgemacht hat, war enorm. „Aufgeben war aber nie eine Option“, betont er.
Seine Frau Birgit und seine beiden Töchter Rebecca und Vanessa waren eine unschätzbare Unterstützung, die ihn entlang der Strecke anfeuerten. Sie gaben ihm die nötige Motivation, um durchzuhalten. Die Überquerung der Ziellinie war für den Projektplaner nach der gewaltigen Tortur ein unvergesslicher Moment.
Ziel: Teilnahme in Hawaii
Rückblickend kann er es noch immer kaum fassen, dass er den gleichen Triathlon-Parcours wie die Spitzensportler bewältigte. Neben der Teilnehmer-Medaille hat Diel, der erst seit sieben Jahren Triathlon macht, aus Nizza auch die Erkenntnis mitgenommen, dass es noch immer Raum zur Optimierung gibt. „Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein“, lautet daher für die kommenden Monate seine Devise. Er betont dabei die Bedeutung kontinuierlichen Trainings und die Bereitschaft, von Experten Ratschläge einzuholen.
Im kommenden Jahr möchte er bei der Challenge Roth, dem weltweit größten Wettkampf auf der Triathlon-Langdistanz, an den Start gehen. Sein größter Wunsch ist aber nach wie vor, den Ironman in Hawaii zu absolvieren – idealerweise dann gemeinsam mit seiner Ehefrau.
cga