Groß war die Freude, als Sophie Frank aus Wörth beim letzten Oberpfälzer Judo-Ranglistenturnier des Jahres in Neutraubling vom renommierten Wettkampfrichter Ivan Sturm einen Inklusions-Sonderpreis überreicht bekam.
„Das hat Sophie mehr als verdient. Die Überraschung ist gelungen. Sie ist die einzige Judosportlerin in der Oberpfalz, die trotz ihres körperlichen Handicaps an Wettkämpfen teilnimmt“, lobt Mandy Vogel, Trainerin und Abteilungsleiterin der Judoka des TSV Wörth.
Vor zwei Jahren begann Sophie Frank, die am Ullrich-Turner-Syndrom leidet, mit dem Judotraining. Die 13-Jährige ist entwicklungsverzögert und kleinwüchsig, nur 1,30 Meter groß. Sie wiegt etwas über 30Kilogramm und leidet an muskulären Dysbalancen. „Sophie ist eines unserer drei Pflegekinder. Als sie im Alter von eineinhalb Jahren zu uns kam, waren die Prognosen düster. Enorme geistige Defizite waren zu befürchten, auch dass sie nie richtig gehen und laufen können wird“, blickt Pflegemutter Heidelies Pfister aus Wörth zurück.
Klare Berufsvorstellung
Sie ist sehr stolz auf ihre Sophie: „Wir haben sie von Beginn an gefordert und gefördert. Mit ihrem ungebrochenen Ehrgeiz und Willen hat sie bereits jetzt schon viel mehr erreicht, als die Ärzte damals vorausgesagt haben.“ Sophie Frank besucht die siebte Klasse des Pater-Rupert-Mayer-Zentrums in Regensburg. „Mein Ziel ist es, in zwei Jahren den Qualifizierenden Mittelschulabschluss zu schaffen.“ Zudem hat sie schon eine klare Vorstellung in Bezug auf die Berufswelt. „Ich möchte gerne einen Pflegeberuf erlernen.“ Auch Berufe in der Gastronomie interessieren die fleißige Schülerin sehr.
Geht nicht, gibt‘s nicht
Seit 2021 besucht sie regelmäßig das Judotraining beim TSV Wörth. Vor wenigen Wochen legte Sophie Frank den gelb-orangenen Gürtel unter Berücksichtigung der Inklusionsrichtlinien ab. „Sophie ist wahnsinnig interessiert, wissbegierig und ehrgeizig. Wir versuchen alles möglich zu machen, was möglich ist“, erklärt ihre Trainerin Mandy Vogel. Heidelies Pfister beschreibt einen wichtigen Charakterzug der Nachwuchs-Judosportlerin: „Sophie hat früh ihre Krankheit angenommen. Nach Rückschlägen steht sie wieder auf, kämpft weiter. Sie nimmt mit Leidenschaft an Wettkämpfen teil. An ihrem Beispiel sieht man, dass man auch an Niederlagen wachsen kann. Ein geht nicht, gibt es bei Sophie nicht. Zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die sie annimmt und akzeptiert.“
Im Training und im Wettkampf möchte sie gefördert werden. „Sophie will sich mit anderen messen, versucht alles, um mitzuhalten. Natürlich klappt das nicht immer“, weiß Heidelies Pfister, die einen wichtigen Wesenszug ihrer Tochter herausstellt. „Sophie kann auch anderen von ganzem Herzen etwas gönnen, freut sich aufrichtig und ehrlich mit anderen mit. Natürlich freut sie sich auch über eigene Fortschritte und Erfolge. Und genau so soll es ja sein.“
Sophie Frank liebt den Teamgedanken beim Judo. „Dort sind alle gleich. Wir halten zusammen, fahren gemeinsam auf Wettkämpfe. Ich freue mich auf jedes Training, fühle mich wohl.“ Großes Lob spendet Heidelies Pfister den Trainern Mandy Vogel und Johann Doossche: „Vieles steht und fällt mit dem Trainer. Der Einsatz, den die beiden für Sophie aufbringen, ist bemerkenswert.“ Sophie Frank möchte in vielen Bereichen – nicht nur im Sport – ihre Grenzen austesten. „Der Wettkampfgedanke treibt sie an. Aufgeben gibt es nicht bei Sophie. Und wir durften schon oft feststellen, dass viele Wege zum Ziel führen. Nicht nur der eine, den man im Auge gehabt hatte“, freut sich Heidelies Pfister. Schon jetzt hat Sophie Frank mit Leidenschaft viel mehr geschafft als gedacht. „Ich bin noch lange nicht am Ziel“, erklärt die taffe 13-Jährige.
ofa