Special Olympics
Bei Stephan trainieren alle gerne

21.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:19 Uhr
Milena Preß
Stephan Deichsel (hinten rechts) präsentiert sein Special-Olympics-Schwimmteam der Bischof-Wittmann-Schule. −Foto: Hannah Vorberg

Man erkennt Stephan Deichsel sofort an seinem Vereinsshirt des Schwimmclubs Regensburg (SCR). Er schielt hinter seiner schlichten Brille auf die Ergebnislisten der vergangenen Rennen und sucht nach den Zeiten seiner Schützlinge, die bei den Special Olympics Landesspielen im Regensburger Westbad antreten.

Stolz berichtet der 64-Jährige, dass er seit einigen Jahren die Stelle als Schwimmtrainer für die beeinträchtigten Sportler der Bischof-Wittmann- Schule in Regensburg übernommen hat.

Gerade schreibt er die 25-Meter-Freistil-Zeit von Eduard Belser in seinem karierten Notizbuch auf. Der 19-Jährige wird wohl bald nicht mehr bei Stephan Deichsel trainieren, da er die Schule abschließt und in der Holzabteilung in der Werkstatt in Lappersdorf zu arbeiten beginnen wird.

Für Belser ist es schon die zweite Teilnahme bei Landesspielen mit Deichsel als Betreuer. Er fühlt sich wohl bei ihm. Und Sofia, ein anderes Teammitglied, erzählt euphorisch: „Ich mag Stephan auch“, sagt sie und auch warum. „ Er ist nie streng", Mit ihren 14 Jahren wird Sofia auch noch länger in Deichsels wöchentliche Trainingseinheiten kommen. Schwimmen ist für das Duo das einzige und größte Hobby, berichten sie. Und, dass sie bei keinem anderen als Stephan Deichsel trainieren würden.

Der teilt die Schwimm-Leidenschaft. Mittlerweile steht der Rentner fünf Mal in der Woche als Trainer am Beckenrand. „Ich mach’s nur deswegen, weil ich eine schöne Kindheit im SCR hatte – und das ist Gold wert“, sagt er. Deichsel war selbst lange als Leistungsschwimmer Teil der Masters-Mannschaft seines Vereins und ist dort immer noch bei Wettkämpfen erfolgreich.

Fokus auf den Breitensport

Er möchte unbedingt weitergeben, was er selbst erfahren durfte und mithelfen, dass aus dem Schwimmsport eine Passion wird. Da seine Kinder selbst in den Leistungssportmannschaften des Vereins trainieren, hat er sich als Vater entschieden, den Fokus eher auf den Breitensport und andere Aktionen im Verein zu legen. Die eigenen Kinder trainieren – das wolle er eher bleiben lässt er lassen, sagt Stephan Deichsel und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Da kam ihm die Chance an der Bischof-Wittmann-Schule sehr gelegen. Nach dem Eintritt ins Rentenalter hatte er sowieso an Zeit gewonnen, in der er sich nun ausgiebig seinen Schützlingen widmen kann.

Die Jugendlichen des Förderzentrums mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung sind dankbar über die Trainingsstunden, die sie gemeinsam verbringen. „Die Kinder haben einen Heidenspaß“, sagt Stephan Deichsel und betont, dass es für sie ein großes Erlebnis ist, bei den Landesspielen der Special Olympics anzutreten. Und es ist zu sehen, dass Deichsels Sportlerehrgeiz noch lange nicht gestillt ist. Mit leuchtenden Augen berichtet er von den Wettkampfleistungen seiner Breitensport-Gruppe, die er neben seiner Schultätigkeit trainiert. Auch dort schwimmen regelmäßig einige Beeinträchtigte zwischen zehn und 70 Jahren mit.

Nur schwer abzulenken

Ein Sportler, der während des Gesprächs zwischendrin mal seinen Plüschhasen präsentiert oder ein anderer, der nach der Toilette fragt, können Stephan Deichsel nicht aus der Ruhe bringen. Er hat einen lockeren, entspannten Umgang mit seiner Trainingsgruppe. Das Team des Förderzentrums für die Special Olympics wird zusätzlich noch von einigen Lehrern der Bischof-Wittmann-Schule begleitet. Somit kann sich Stephan Deichsel voll und ganz auf das Geschehen im Wasser fokussieren und gemeinsam mit den Mannschaften seine Starter anfeuern und mit ihnen hinterher die Ergebnisse analysieren.