Handball
Bunkerladies kommen personell an Grenzen

Die Zweitliga-Frauen des ESV 1927 Regensburg treffen auf Harrislee. Drei Langzeitausfälle machen es nicht einfacher.

10.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:44 Uhr
Gerd Winkler
Die etatmäßige Halblinks Amelie Bayerl (beim Wurf) wird nun beim ESV in der Mitte gebraucht. −Foto: Andreas Nickl/Andreas Nickl

Die Einschätzung kommt aus berufenem Munde: „Aktuell haben wir einen 14er-Kader, aber wir sind noch auf der Suche nach Spielerinnen. Heuer hast du zwei Mannschaften und damit vier Spiele mehr in der Liga“, sagte Susann Müller, nun die dritte Saison Trainerin von Frauen-Zweitligist Füchse Berlin, nach dem hart erkämpften 25:22-Erfolg vorigen Samstag im Handball-Bunker von Aufsteiger ESV 1927 Regensburg. „Wir wollen oben mitspielen. Da brauchst du 16 Leute, um in den 30 Spielen Entlastung zu haben und die ganze Saison durchzustehen“, schob die 33-jährige Ex-Nationalspielerin – 97 Länderspiele, Torschützenkönigin der Weltmeisterschaft 2011 – nach.

Nun, so ambitioniert und finanziell gut ausgestattet kommen die Bunkerladies, die an diesem Samstag bereits um 18Uhr den TSV Nord Harrislee zu Gast haben, aus dem Regensburger Westen nicht daher. Für die auf dem Papier 14-köpfige Truppe von Trainer Csaba Szücs geht es „nur“ um den Klassenerhalt. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben es die Verantwortlichen schwer, im Flächenland Bayern ein in ganzer Breite bereits Zweitliga-taugliches Team auf die Beine zu stellen.

Verletzungspech geht um

An der Seite von gestandenen Spielerinnen wie den Ex-Junioren-Nationalspielerinnen Franzi Peter und Amelie Bayerl sowie der ehemaligen englischen Internationalen Anna Fuhrmann sollen sich die ganz jungen Spielerinnen im Kader deutlich weiterentwickeln. Die beiden Linksaußen Annika Bissel (21) und Johanna Brennauer (19), Halblinks Lea Röhrl (18) sowie Rückraum Mitte Sophia Peter (17) sind mit teils großem Potenzial gesegnet, das in Trainings- und Ligabetrieb mehr und mehr auszuschöpfen ist.

Unterstützung:Perspektive:
Mit Nora Méstýan kann der ESV 1927 Regensburg vielleicht schon in naher Zukunft auf eine Verstärkung für die Torhüter-Position bauen. Am heutigen Samstag besichtigt der sportliche Leiter Robert Torunsky vor dem Spiel eine Wohnung mit der 18-jährigen Ungarin.„Es schaut gut aus, wir sind auf der Zielgeraden“, sagt Torunsky. Die Formalitäten für den Wechsel aus Györ nach Regensburg sind bereits erledigt.

Doch schon in der Vorbereitung hat das Verletzungspech bei den Bunkerladies gewütet. Mit Sophia Peter ist nach einem Kreuzbandriss in dieser Saison nicht mehr zu rechnen, Annika Bissel plagen weiter die vom Rücken in ein Schienbein ausstrahlenden Schmerzen. Unter der Woche die nächste Hiobsbotschaft: Eine MRT-Untersuchung ergab, dass die gegen Berlin vorzeitig ausgeschiedene Spielmacherin Anna Fuhrmann sich eine Knochenabsplitterung an der Hand zugezogen hat – mindestens vier Wochen ist nicht an Handball zu denken.

Neue Aufgabe für Bayerl

Schon gegen Berlin beorderte Csaba Szücs Halblinks Amelie Bayerl daher in der turbulenten Schlussphase in die Mitte. Für den ESV-Coach ist das auch gegen den Vorjahres-Achten TSV Nord Harrislee die erste Option. „Ohne eine etatmäßig Rückraum Mitte, da bringt Jammern nix, damit müssen wir klarkommen“, fordert der Trainer trotzig. Die Konsequenz: Bayerl sind am eigenen Kreis vermehrt Erholungspausen zu gönnen. In den drei Übungseinheiten unter der Woche waren dies die logischen Schwerpunkte.

Übrigens: Berlins Trainerin Susann Müller war nach dem Auftritt ihrer Mannschaft in Regensburg überrascht, dass „das für uns so ein hartes Stück Arbeit wurde. Mit Regensburgs Körperlichkeit werden es hier noch viele Vereine schwer haben“. Ihre Eindrücke der Videoanalysen hätten sich bestätigt: „Der ESV ist von den drei Aufsteigern der beste“.