Benefizspiel
Da ging das Bananenflanken-Herz auf

Applaus für die Kinder und Stars wie Ailton, Pizarro, Neureuther und Co. Das Spiel am Tegernsee führt in eine neue Dimension.

06.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:51 Uhr
Team Bananenflanke Tegernsee −Foto: Claus Wotruba

Ein Dutzend Tore, große Namen, neue Dimensionen und eine hübsche Summe für den guten Zweck: Was wollte das Bananenflanken-Herz mehr? Das Herausforderer-Team vom bekannten Bayern-Hotel Bachmair und seine Freunde mit Claudio Pizarro, Martin Demichelis, Michael Sternkopf und Ailton verpassten mit dem 5:7 gegen die Bananenflanker-Legenden um ihre Korsettstangen Kapitän Tobias Schweinsteiger, Michael Hofmann, Benni Lauth und Torben Hoffmann zwar den Pokalklau – aber das könnte ja auch durchaus eine Chance auf eine Revanche bedeuten.

Idee:Legenden:
Das Projekt Bananenflanke begann 2012 und soll geistig beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen die Chance geben, unter professionellen Bedingungen Fußball zu spielen. Idee und Verein entstanden in Regensburg und sind inzwischen deutschlandweit vertreten.Ehemalige Profis spielen inzwischen zweimal im Jahr für den guten Zweck und treffen sich zum Hallenturnier oder eben wie jetzt zu einem Freiluftspiel wie diesmal in Rottach-Egern.

Die 500 Zuschauer erlebten in Rottach-Egern unter dem Titel „Ein Kick fürs Herz“ ein Spiel in einer malerischen Tegernsee-Idylle, die selbst für eine Postkarte fast unglaubwürdig kitschig gewesen wäre. Entsprechend gelaunt präsentierten sich die Stars im Spiel und machten ihre Späßchen – übrigens live von „Sky News“ übertragen. Deren Reporter Torben Hoffmann erlaubte sich früh eine dieser Witzeinlagen, als er seinen eigenen Torwart Michael Hofmann prüfte. Überhaupt spielte der Ex-Löwe, einstige Jahnler und jetzige Torwarttrainer bei Türk Gücü München, als wolle er sich mit 48 noch einmal für einen Vertrag empfehlen. Und auf der anderen Seite zeigte Bernd Dreher, 54, ehemals Ersatzkeeper und Torwarttrainer des FC Bayern, in 25 Einsatzminuten seine Qualitäten und stöhnte auf dem Platz: „Die schießen mich tot.“

Gut angewürztes Team

Denn die Bananenflanker hatten ihr Team gut angewürzt. Da waren die Bender-Zwillinge Lars und Sven. Oder Thomas Hitzlsperger, der schon in der Halle beim Legendentag 2020 aufgetrumpft hatte und den Torreigen mit einem hübschen Heber eröffnete. Dazu die Frauen-Fraktion mit der Tegernheimerin Simone Laudehr und Julia Simic. Und natürlich Felix Neureuther, der Skistar mit Fußball-Vergangenheit. Wo er spielte? „Vorne drin, da kann ich am wenigsten kaputtmachen.“

Im Herzen der Veranstaltung aber stehen immer die Bananenflanken-Profis, jene geistig beeinträchtigten jungen Kicker, die mit ansteckender Begeisterung Kraft und Macht des Sports anschaulich machen. Gekickt wurde diesmal für die Bananenflanker-Fraktion aus München, wo Benni Lauth zu den Gründungsmitgliedern gehört, sich der Verein aber immer schwertut bei der Spielersuche. Und so packten beide Starteams zur Halbzeitpause an und stellten die Kleinfeld-Tore für das Einlagespiel auf, das die Landshuter so klar dominierten, dass sich Torben Hoffmann zwischendrin „unauffällig“ mit einer Rettungsaktion auf der Linie beteiligte.

Auch eine Delegation der Ur-Bananenflanke aus Regensburg war angereist, wo einst Stefan Plötz und der immer noch aktive Ben Rückerl im Alleingang jenes Projekt gestartet hatten, das es längst bundesweit gibt. Die Regensburger Bananenflanken-Profis in ihren grünen Leibchen zeigten ihren großen Erfahrungsschatz. Anna ließ keine Fernsehkameras für eloquente Interviews aus und war selig, weil sie ein Foto mit TV-Moderator Joko Winterscheidt ergatterte. Eva unterstützte auf dem Feld und Münchens-Blitz-Transfer Martin tat wieder einmal das, was er so gerne in Regensburg tut: „Toreschießen. Das macht Spaß.“

Tore schoss auch Gerd Schönfelder, gerade vor ein paar Tagen 51 geworden und mit 22 Medaillen (darunter 16 in Gold) einer der erfolgreichsten Paralympics-Teilnehmer aller Zeiten. Der Skifahrer und Oberpfälzer aus Kulmain, der bei einem Unfall den rechten Arm verlor, hatte eigens ein Alte-Herren-Spiel sausenlassen („Es geht nur noch ein Spiel am Wochenende“) und machte mit zwei Treffern auf sich aufmerksam – darunter ein wunderbarer Kopfball. Und er sorgte bei den Stars wie Ailton und Claudio Pizarro in der Kabine für einen Brüller. „Ich habe gesagt, ich kann nicht mehr als zwei Tore schießen, weil ich nur noch zwei Finger an der linken Hand habe“, begründete er pfiffig und spielte auf die Toranzeige eines Robert Lewandowski an.

Ein Überraschungsscheck

Abends setzten Bananenflanken-Trainer Dieter Hecking („Das war großes Kino“), der im engsten familiären Umfeld mit der Problematik von Behinderten sensibilisiert ist, noch einen Höhepunkt drauf und machten sich ans Geldsammeln. Unter den Emotionen des Tages kam ein Scheck von 10 105 Euro zustande, den Hecking auf 11 111 aufstockte und der am Ende 12  000 Euro wert war. „Mit dieser Überraschungsaktion steigt der Erlös auf rund 25 000 Euro“, wagte Organisator Roland Dachauer noch vor einer endgültigen Abrechnung eine Finanz-Prognose für den guten Zweck.

Das erste Auswärtsspiel der Bananenflanker-Legenden hatte gezeigt: Das Team ist nicht nur heim-, sondern auch auswärtsstark. Für 2022 deutet sich Großes an. Dann wird die Bananenflanke-Idee zehn Jahre alt. Am 8. Januar sollen sich die Legenden dann wieder zunächst in der Regensburger Donau-Arena zum Turnier treffen.