Landesspiele in Regensburg Die ganz speziellen Olympics
Regensburg.Eine Straßenumfrage wäre interessant: Wer kann erklären, was genau diese Special Olympics sind? Die Antwort ist ähnlich schwer, wie für die meisten Baseballregeln zu erklären sind. In Regensburg sollte sich das in sechs Wochen geändert haben.
Denn die Oberpfalz-Hauptstadt erlebt von 19. bis 23. Juli mit den Landesspielen der Special Olympics ein Sportfest der besonderen Art: 90 Delegationen mit 1000 geistig beeinträchtigten Sportlern und insgesamt 2000 Teilnehmern präsentieren ihre Leistungen in 15 offiziellen Sportarten von Badminton bis Tischtennis. Dazu wird im Bogenschießen, Tanzen und Stocksport geschnuppert.
Wobei die Leistungen relativ sind. Exakt das ist auch der Hauptunterschied zu den wesentlich bekannteren und inzwischen in der Öffentlichkeit präsenteren Paralympics, bei denen die Medaillengewinner wie bei Olympia Hochleistungssportler sind. Bei den Special Olympics gilt vornehmlich der Breitensport-Gedanke — und das spiegelt sich auch im Wettkampfsystem wider. Am ersten Tag dienen die Ergebnisse der Einordnung in die entsprechenden Klassen. Erst dann werden die Medaillen auf den unterschiedlichen Ebenen vergeben.
Die Idee der Special Olympics stammt aus den USA und hat ihren Ursprung in der Familie Kennedy. Die Weltspiele der Special Olympics werden dort auch live bei ESPN im fernsehen übertragen. Die Bewegung umfasst inzwischen 5,5 Millionen Athleten in 190 Ländern. In Deutschland wurde der deutsche Bundesverband 1991 gegründet.
Die Sponsoren bleiben treu
Erwin Horak, der Präsident der Special Olympics Bayern (SOBY) ist froh, dass die um ein Jahr verschobenen Landesspiele doch noch durchgeführt werden können. „Glücklich bin ich vor allem deswegen, weil uns alle Sponsoren erhalten geblieben sind.“ Auch wenn Corona Spuren hinterlassen hat im Programm: Zunächst waren 1500 Teilnehmer angepeilt worden, doch die Erschwernisse der Pandemie trafen beeinträchtigte Sportler deutlich heftiger als Nicht-Beeinträchtigte. „Der Sport läuft hier oft über Einrichtungen und fiel dort oft hinten runter“, erklärt Erwin Horak. „Und bei den Online-Angeboten, die wir stattdessen machen wollten, haben wir schnell auch festgestellt, dass auch das nicht so einfach ist.“
Dass in Regensburg überhaupt verschoben wurde, liegt auch daran, dass das vorhandene Netzwerk — forciert vom städtischen Projekt „Regensburg inklusiv“ – allseits gelobt wird. „Sowas wie in Regensburg gibt es nicht oft“, sagt Horak und hofft nicht zuletzt deswegen noch mehr, dass die Landesspiele auf besonders fruchtbaren Boden fallen und für Nachhaltigkeit sorgen.
Landesspiele wie diese sind die beste Gelegenheit „Freunden und Eltern zu zeigen, was man zu leisten imstande ist“, erklärt Horak. „Wobei höher, schneller, weiter nicht das ist, was wir wollen. Wir wollen Geschichten erzählen“, sagt der Präsident und hat eine typische Geschichte parat. „Wir hatten einen Läufer, der blieb kurz vor dem Ziel stehen und war nicht zu bewegen, weiterzumachen. Auf die Frage, warum er das tat, antwortete er: ‘Ich warte auf meinen Freund.‘“
Ein eigener Eid
Es sind Geschichten wie diese, die die Special Olympics ausmachen und die es auch in Regensburg zu erleben geben wird. Dazu passt auch der Eid der Athleten, der da lautet: „Ich will gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, so will ich mutig mein Bestes geben.“
Wegen der Verschiebung entstand zudem das Kuriosum, dass die nationalen Special Olympics von 19. bis 24. Juni in Berlin vor den Landesspielen über die Bühne gehen. In Berlin finden 2023 (17. bis 25. Juni) auch die nächsten Weltspiele statt. Davor können sich die Oberpfälzer ein Bild machen. Ein würdiger Rahmen ist sicher, schon bei der Eröffnung, wo mit Markus Othmer ein treuer und bekannter Unterstützer moderiert und die Regensburger Domspatzen mit dem Orchester der bayerischen Polizei eine Weltpremiere liefern werden. Besondere Spiele, besondere Ereignisse eben.
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