Fussball
Ein Regensburger in der Bundesliga

Eduard Beitinger ist ab der kommenden Saison Linienrichter im Fußball-Oberhaus. Bevor es für ihn ganz nach oben ging, erlebte er den ersten Abstieg.

21.06.2014 | Stand 16.09.2023, 7:22 Uhr
Sebastian Heinrich

Bild aus vergangenen Tagen: Eduard Beitinger als Schiedsrichter beim Drittligaspiel Erzgebirge Aue gegen Borussia Dortmund II. Foto: Eibner

Ein Regensburger startet seine Karriere in der Fußball-Bundesliga. Mit 30 Jahren. Ein Spätzünder, möchte man meinen. Doch das würde ein falsches Licht werfen auf die Karriere, die Eduard Beitinger ab August in die Fußballtempel der Republik führt. Beitinger ist Linienrichter – und ab der Saison 2014/15 gehört er zum Bundesliga-Kader.

Der weite Weg, der Beitinger, gelernter Großhandelskaufmann, in die Elite der deutschen Schiedsrichterassistenten gebracht hat, begann mit seinem ersten kleinen Karriereknick. Beitinger war 13 Jahre alt, spielte Fußball in der C-Jugend des SC Regensburg – und wurde eines Tages auf die Bank verbannt. Beitinger war tief gekränkt, gab dem Trainer die Schuld –und entdeckte im Moment des größten Frusts ein Flugblatt. „Schiedsrichter-Nachwuchs gesucht“ stand darauf.

Er meldete sich an, nur aus Trotz. Doch aus dem „Rumpubertieren“, wie Beitinger heute sagt, sollte eine beeindruckende Karriere entstehen. Sie begann Ende der neunziger Jahre, für zwölf Mark pro Spiel, mit A-Jugend-Partien auf Dorfplätzen und führte in die Gruppe der besten bayerischen Nachwuchs-Schiedsrichter.

18 Jahre war Beitinger alt, als er „Förderschiedsrichter“ wurde – und begriff, dass er mit der Pfeife in der Hand mehr erreichen würde als mit dem Ball am Fuß.

2009: Sprung ins Profi-Geschäft

Er hörte auf, im Verein zu kicken und pfiff sich weiter nach oben: Bayernliga, U-19-Bundesliga, Regionalliga. Schließlich, 2009, der Sprung in den Profifußball.Eduard Beitinger leitete Spiele in der Dritten Liga, sprintete als Assistent bei Zweitliga-Partien die Linie entlang.Vier Jahre lang, unter den Augen zehntausender Fans auf der Tribüne – und eines DFB-Beobachters, der jede seiner Leistungen haarklein analysierte.

Doch bevor es für Eduard Beitinger in die Bundesliga ging, erlebte er seinen zweiten, den großen, Karriere-Knick. 2013 machten ihm die Verantwortlichen im Verband klar, dass es für ihn nicht reichen würde. Dass er nicht dazu gehören würde zu den „zwanzig da oben“, zu den besten Schiedsrichtern Deutschlands, die Woche für Woche im Fokus von Sportschau-Kommentatoren und Millionen Fans stehen. Er sollte nur noch als Linienrichter auftreten. „Das war hart, das hat sich wie eine Niederlage angefühlt“, sagt Beitinger.

Es folgten schwierige Wochen, nach denen Beitinger aber den Spaß an der Arbeit an der Seitenlinie wiederfand. Und er wurde belohnt: erst mit der Perspektive auf den Aufstieg, dann mit der Nominierung. Im Jahr seines Abstiegs hat Beitinger außerdem ein Café in der Regensburger Altstadt übernommen – und sich so eine lange gehegten Berufswunsch erfüllt.

Für die Herausforderungen des Linienrichter-Jobs kann er sich auch schon lange wieder begeistern – für die große Verantwortung, welche die Assistenten an der Seite haben, seit sie per Headset permanent in Kontakt mit dem Schiedsrichter stehen. Als Linienrichter muss er vor allem schnell sprinten können, die Ausdauer ist weniger wichtiger als für den „Chef“ auf dem Rasen. Und die Beschleunigung im modernen Fußball lässt selbst den Assistenten keine ruhige Sekunde mehr.

Keine Verschnaufpause an der Linie

Selbst, wenn der Ball weit weg ist, hinten im Kompetenzbereich des Kollegen auf der anderen anderen Seite des Spielfelds, und gemächlich hin- und hergeschoben wird – das Auge muss immer mit gehen, die Abwehrreihen beobachten, die Laufwege der Stürmer. Denn ganz schnell kann es ganz brenzlig werden. Und der Linienrichter nach einer Zentimeter-Abseits-Entscheidung viel mehr im Fokus stehen, als ihm lieb ist.

Trotz des Drucks, der bald Woche für Woche auf ihm lasten wird: Eduard Beitinger, der Bundesliga-Debütant aus Regensburg, schwärmt jetzt schon vom Moment vor dem Einlaufen, in dem er die Stimmung von den Rängen einsaugt – auch wenn er in den 90 Minuten darauf von dort höchstens Buhrufe und Schmähungen ernten wird.