Behindertensport
Inklusion: Über Regensburg nach Berlin
Die Special Olympics der Behindertensportler sind ein Thema bei einem hochkarätig besetzten DOSB-Fachforum in Regensburg.

Regensburg.Ausdauer und Beharrlichkeit zahlen sich im Sport allemal aus. Hartnäckig hatte Wolfgang Weigert aus Donaustauf, der Präsident des Deutschen Karate-Verbandes, Vizepräsident des Weltverbandes und Inklusionsbeauftragter der deutschen Spitzensportverbände, für Regensburg geworben. Jüngst ging das hochkarätig besetzte und jährlich stattfindende Fachforum Inklusion des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) erstmals in der Oberpfälzer Bezirkshauptstadt über die Bühne. Der Schauplatz war treffend gewählt: Denn die Bayernspiele der Special Olympics 2021 in Regensburg sind eine wichtige Etappe auf dem Weg zu den „großen“ Spielen, den Special Olympics World Games mit 7000 Teilnehmern aus 170 Nationen im Jahr 2023 in Berlin.

Das zweitägige DOSB-Fachforum mit rund 60 Teilnehmern diente dem Gedanken- und Informationsaustausch sowie der Vorstellung diverser Projekte. Von dem Treffen gehe „ein weiteres Signal für die Sportstadt Regensburg“ aus“, merkte Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer in ihrer Begrüßung an und fügte hinzu: „Regensburg hat sich auf den Weg gemacht, inklusiver zu werden – also zum Beispiel barrierefreier.“ Beim Thema Inklusion geht es um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben. Dem Sport kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Er baut Hemmschwellen und Barrieren ab.
Nicht zurücklehnen
„Der deutsche Sport hat im Bereich Inklusion großes Engagement entwickelt“, lobte DOSB-Vizepräsidentin Gudrun Doll-Tepper. Die Inklusionspädagogin verschwieg dabei nicht, dass der Behindertensport viel zu lange im organisierten Sport ein stiefmütterliches Dasein gefristet habe. Und auch jetzt gebe es keinen Grund zur Selbstzufriedenheit. „Wir dürfen uns auf keinen Fall zurücklehnen“, forderte die 72-Jährige weitere Anstrengungen.
Bei den Special Olympics World Games in vier Jahren in Berlin wolle das Organisationskomitee „das ganze Land mitnehmen“ betonte Timo Schädler. Der stellvertretende Geschäftsführer von Special Olympics Deutschland präsentierte in Regensburg ein erstes Konzept für die Großveranstaltung. Es sieht unter anderem ein „Host-City-Programm“ vor, in das über ganz Deutschland verteilt rund 170 weitere Städte und Kommunen eingebunden werden. Regensburg ist als Veranstaltungsort der bayerischen Special Olympics ein naheliegender Kandidat für diese Gastgeberolle.
„Wir dürfen uns auf keinen Fall zurücklehnen.“
Die Special Olympics sind die weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung. Sie sind vom Internationalen Olympischen Komitee offiziell anerkannt. Im Unterschied zu den Paralympics gehen auch Menschen mit geistiger Behinderung an den Start.
Regensburg richtet den Landeswettbewerb vom 6. bis 10. Juli 2021 aus. Rund 1500 Sportler aus dem Freistaat treten dann an und messen sich in 16 Sportarten. Hinzu kommen rund 500 Volunteers sowie etwa 400 Trainer und Betreuer. Berlin wartet bei den Weltspielen 2023 noch mit ganz anderen Dimensionen auf. Dort wird sich ein Heer von rund 20 000freiwilligen Helfern der 7000 Sportler sowie 4000 Ehrengäste und Betreuer annehmen. Geplant sind Konkurrenzen in 24 olympischen Sommersportarten – übers gesamte Gebiet der Hauptstadt verteilt. Wolfgang Weigert bemüht sich unterdessen für den Karateverband, als 25. Sportart ins Wettkampfprogramm aufgenommen zu werden.
Staatliche Förderung
Neben diesen Großereignissen in Regensburg und Berlin standen beim Fachforum Beispiele gelungener Inklusionsprojekte im Mittelpunkt. So wird beispielsweise die Ausbildung zum Sport-Inklusionsmanager inzwischen staatlich gefördert. „Das Projekt dient auch dazu, Menschen mit Schwerbehinderung auf den ersten Arbeitsmarkt zu bringen“, erläuterte Doll-Tepper. Der DOSB arbeitet als Dachorganisation des organisierten Sports in Deutschland dabei eng mit dem Bundesarbeitsministerium zusammen. Im DOSB sind 101 Mitgliedsorganisationen mit insgesamt rund 27 Millionen Mitgliedern organisiert.
Mit den Special Olympics 2023 und der Fußball-Europameisterschaft im Jahr darauf richtet Deutschland zwei sportliche Großereignisse aus. Angedacht ist im DOSB zudem eine Bewerbung um die Universiade der Hochschulsportler im Jahr 2025. Nach mehreren missglückten Anläufen könnten diese Events auch dazu dienen, den Weg für eine deutsche Olympiabewerbung für 2032 zu ebnen. Das Ruhrgebiet wird als möglicher Schauplatz von Sommerspielen genannt.
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