Fussball
Landesliga Mitte: Von Überraschungen und Steigerungen

31.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:19 Uhr
Beim 1. FC Bad Kötzting zeigt die Leistungskurve nach oben. Dem Traditionsverein stehen im Aufstiegskampf noch alle Wege offen. −Foto: Simon Tschannerl

Grundsätzlich gibt es im Fußball die alte Weisheit, dass am Schluss abgerechnet wird. Dennoch ist die Winterpause ein guter Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen. Bis Mitte Februar befinden sich die elf Mannschaften aus der Oberpfalz und die sieben Teams aus Niederbayern in der Winterpause der Landesliga Mitte. Im bisherigen Saisonverlauf gab es positive wie negative Überraschungen.

Seit Erich Hartl im April das Traineramt beim 1. FC Bad Kötzting übernommen hat, zeigt die Trendkurve klar nach oben. Die Verantwortlichen haben ganze Arbeit geleistet, einen schlagkräftigen und vor allem breiten Kader zusammengestellt. Als Tabellendritter (41) stehen dem Traditionsverein alle Wege im Aufstiegskampf offen. Was dazukommt: An allen Ecken und Enden des Roten Steges ist eine Art Aufbruchstimmung spürbar, das „Wir-Gefühl“ scheint nach mauen Jahren zurück zu sein.

Keinerlei Ambitionen in Sachen Bayernliga hegt hingegen der SV Neukirchen b. Hl. Blut (5., 39), dessen überwiegend mit tschechischen Legionären bestückte Mannschaft für jeden Gegner unbequem zu bespielen ist – und der seit diesem Sommer mit dem bereits 16 Mal erfolgreichen Marek Bobcek ein neues Sturm-Juwel in seinen Reihen hat.

Natürlich werden als „Tops“ in erster Linie die Teams angesehen, die oben stehen. Dann gibt es aber noch solche Vereine, die gegen den Abstieg spielen und ihre Sache – wohlgemerkt trotz geringer finanzieller Mittel – richtig gut machen. Wie etwa der FC Amberg und die SpVgg Pfreimd. Beide ließen sich von einem holprigen Saisonstart nicht aus der Ruhe bringen und ärgerten im weiteren Verlauf auch schon mal den ein oder anderen Favoriten. Lohn hierfür: Sowohl für die junge Amberg-Elf (14., 21) als auch für den einstigen Punktelieferanten aus Pfreimd (16., 16) ist der Liga-Erhalt ein realistisches Szenario.

Die schwache Vorsaison hat der ASV Burglengenfeld (8., 32) hinter sich gelassen. Die Mannschaft von Trainer Timo Studtrucker harmoniert, spielt eine beeindruckend stabile Runde und ist inzwischen kaum noch zu besiegen.

Seine Debüt-Saison in der Landesliga meistert unterdessen der TB 03 Roding (7., 35) bravourös. So dürfte die Elf von Meistertrainer Adi Götz als bester der vier Aufsteiger über die Ziellinie gehen und hat nebenbei mit Freistoßexperte Sebastian Bauer den aktuellen „Scorer-König“ der Liga (elf Tore, zehn Assists) in ihren Reihen. Außerdem pilgern zu keinen anderen Spielen im Schnitt so viele Zuschauer wie an den Esper.

Gerade beim Trio aus dem Raum Regensburg hätte man sich mehr vorgestellt: Während sich der im Abstiegskampf steckende FC Tegernheim (15., 19) auf eine komplizierte Spielzeit mit Startschwierigkeiten eingestellt hatte, weil er im Sommer einen großen Umbruch in Angriff nehmen musste, hinken der SV Fortuna Regensburg (4., 39) und vor allem der TSV Kareth-Lappersdorf (9., 27) den eigenen Erwartungen hinterher. Die Gründe sind vielschichtig. Nach einer regelrechten Fabel-Saison agiert die zweifelsohne hochbegabte Fortuna bisweilen zu unkonstant und undiszipliniert. Ein Auf und Ab erlebte auch Kareth, das bis dato das im Kader schlummernde Potenzial bei Weitem nicht ausschöpfen konnte.

Wenngleich Trainerwechsel auch im gehobenen Amateurbereich mittlerweile rege gesät sind, war es in dieser Hinsicht in der Landesliga Mitte bisher relativ ruhig. Aus gesundheitlichen Gründen trat Christoph Seiderer sein Amt bei der SpVgg Lam im Herbst auf unbestimmte Zeit ab. Überraschend kam der frühe Rücktritt von Konrad Früchtl beim SV Neukirchen b. Hl. Blut. Wenige Tage später sprang Franz Koller in die Bresche – es ist bereits seine dritte Amtszeit in Neukirchen. Kurz vor der Winterpause entband schließlich der FC Tegernheim den erst im Sommer geholten André Kleinknecht von seinen Aufgaben. Seither haben Thomas Seitz und Thomas Semmelmann das Sagen. Andererseits gibt es auch frühzeitige Verlängerungen zu verkünden: Das Weitermachen von Mario Albert beim Zweitplatzierten SV Schwandorf-Ettmannsdorf oder von Karl-Heinz Wagner in Amberg zeugen von der kontinuierlichen Arbeit der Vereine.

Die üblichen Verdächtigen

Die Landesliga Mitte ist ein Sammelbecken talentierter Spieler. Ein wahrer Senkrechtstarter aus der Region war in diesem Jahr bislang jedoch nicht auszumachen. Im Karether Angriff legte Thomas Schmidt (21) einen phänomenalen Saisonstart mit acht Toren in neun Spielen hin, ehe ihn eine längerfristige Verletzung ausbremste. Sein großes Potenzial lässt Alexander Kautz (18) in Bad Kötzting während seiner ersten Saison im Herrenbereich aufblitzen. Viele Vereine setzen dagegen auch auf die altbewährten Kräfte. In Ettmannsdorf kicken mit Torhüter Wolfgang Hesl und Abwehrhüne Florian Tausendpfund sogar zwei gestandene Ex-Profis, Neukirchens neuer Topstürmer Marek Bobcek (23) war in der Slowakei ebenfalls auf Profiniveau unterwegs.

− ofw