Links Oben Anthony und der Gott-Kaffee
Anthony Modeste hat Ärger mit dem DFB. Dabei will er nur dem Ruin entgehen. Immerhin verzichtet er auf Beistand von oben.

Regensburg.Früher war mehr Jesus: Es muss zu Beginn der 00er-Jahre gewesen sein, als sich urplötzlich Fußballer allerorten nach einem Tor oder dem Gewinn einer Meisterschaft ihrer Trikots entledigten und darunter T-Shirts mit Botschaften wie „Jesus liebt dich“ zum Vorschein kamen. Die Brasilianer in Diensten des FC Bayern waren dabei besonders eifrig aller Welt zu zeigen, dass Gott ihre Kraft (Lucio) oder Jesus der Weg (Ze Roberto) ist. Mittlerweile haben die Frevler von der Fifa solche T-Shirt-Botschaften unterbunden.
Das hätte sich der Weltverband jedoch getrost sparen können. Der Zeitgeist ist inzwischen nämlich ein anderer. Dankten die Fußballer in den unschuldigen 00er-Jahren noch dem Herrgott – respektive seinem Sohn – für ihre Leistungen, so denken die Kicker heute in Momenten des Triumphs nur noch an sich selbst. Jüngstes Beispiel: Anthony Modeste. Nachdem der Franzose den 1. FC Köln gegen die Arminia aus Bielefeld in Führung gebracht hatte, griff er sich eine Packung seines eigenen Kaffees, den er seit einigen Monaten vertreibt, und hielt das braune Gold breit grinsend in die Kameras.
Nun, was soll er denn anderes machen, der Herr Modeste? Schließlich wartet der Stürmerstar wohl noch heute auf die ein oder andere Million, die ihm sein chinesischer Ex-Verein Tianjin Quanjian nach ausbleibenden Gehaltszahlungen noch schulden dürfte. Da ist es doch nur logisch und absolut gerechtfertigt, sich aus dieser nicht selbst verschuldeten finanziellen Notlage durch harte Arbeit, wie beispielsweise der Vermarktung eines Kaffees zu befreien.
Der DFB hat nun aber so gar kein Verständnis für Modeste und ermittelt gegen den Stürmer. Der Vorwurf: Mit dieser Werbung hätte er gegen Ethik, Sitte und Moral verstoßen. Dinge, die dem DFB freilich nie in den Sinn kämen. Modeste dürfte indes froh sein, dass sein Kaffee nicht mit seiner göttlichen Kraft wirbt. Am Schluss wäre dann auch noch die Fifa hinter ihm her.
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